Deutsche Exporte Sinkende Nachfrage außerhalb der EU dämpft Wachstum

Der riesige chinesische Markt schwächelt, einstige Hoffnungsträger wie Brasilien stecken in der Rezession. Das hat Folgen für den deutschen Export: Der verlor im ersten Halbjahr 2016 deutlich an Schwung.

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Container in Hamburg Quelle: dpa

Die maue Weltwirtschaft drosselt das Wachstum der deutschen Exportindustrie und trübt die Konjunkturaussichten hierzulande. Die Ausfuhren legten im Juni nur um 0,3 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten plus 1,0 Prozent erwartet. Die Ausfuhren in die Staaten außerhalb der Europäischen Union - darunter die weltgrößten Volkswirtschaften USA und China - schrumpften gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,4 Prozent. Und die Nachfrage aus den Staaten der Euro-Zone war mit plus 0,1 Prozent relativ schwach. Außenhandelspräsident Anton Börner sprach von einem "kraftlosen ersten Halbjahr" für die lange Zeit erfolgsverwöhnten deutschen Exporteure.

"Angesichts eines unsicheren und risikoreichen weltwirtschaftlichen Umfelds sind wir mit diesem Ergebnis jedoch nicht unzufrieden", sagte Börner. Wichtige positive Impulse stammten insbesondere aus Ländern wie Großbritannien: "Mit dem Brexit-Votum ist hier jedoch mit einer Abkühlung zu rechnen." Auch habe der Putsch-Versuch in der Türkei zu politischen Unsicherheiten und zu einem Stopp bei Investitionen geführt.

"Im zweiten Quartal kam wohl kein Konjunkturimpuls vom Außenhandel. Mit Blick auf das Brexit-Votum der Briten dürfte dies auch so bleiben", sagte BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. Großbritannien ist der drittgrößte Exportmarkt für Deutschland. Die Briten hatten sich am 23. Juni für einen Austritt aus der Europäischen Union ausgesprochen. In den Monaten vor der Abstimmung produzierten die Fabriken auf der Insel auf Hochtouren, wie jüngste Daten der Statistikbehörde in London belegen. Nach dem Referendum herrscht jedoch Unsicherheit, ob das Land nach dem geplanten Brexit noch Zugang zum EU-Binnenmarkt haben wird.

Die britische Industrie ging laut dem entsprechenden Barometer des Forschungsinstituts Markit im Juli rasant auf Talfahrt. Das Brexit-Votum trübt nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds auch die Wachstumsaussichten der ohnehin nicht mehr rund laufenden Weltwirtschaft ein. Er erwartet für 2016 nur noch ein Plus von 3,1 Prozent.

Auch für die am Freitag anstehenden Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das zweite Quartal erwarten Experten eine deutliche Abkühlung der Konjunktur. Mit einem Wachstum von 0,2 Prozent dürfte der Zuwachs weit geringer ausfallen als in den Monaten Januar bis März, als ein Plus von 0,7 Prozent heraussprang. Zumindest die Verbraucher haben das Wachstum mit ihren Ausgaben voraussichtlich ein wenig angeschoben, wie Volkswirt Rainer Sartoris von der Privatbank HSBC Trinkaus voraussagt: Die sehr deutlich gestiegenen Ölpreise dürften den Konsum gedämpft haben, auch wenn ich von einem leichten Anstieg ausgehe. Die Aussichten für den privaten Verbrauch sind insgesamt weiter gut."

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