Geldpolitik Japans Notenbank bleibt bei lockerer Linie – Keine Zinserhöhung geplant

Trotz der Zinserhöhung der EZB am Donnerstag wird die japanische Notenbank nicht nachziehen. Derweil klagen viele Unternehmen über steigende Importkosten.

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Unternehmen bemerken derweil die stark gestiegenen Importpreise. Quelle: Bloomberg

Gegen den globalen Trend erteilt Japans Notenbank Zinserhöhungen eine klare Absage. Zentralbankchef Haruhiko Kuroda erklärte nach der geldpolitischen Sitzung der Bank of Japan (BoJ) am Freitag, dass die Wirtschaft bei der Erholung von der Corona-Pandemie weiterhin Unterstützung benötige. Daher sei es angemessen, den lockeren Kurs fortzusetzen – auch weil der Preisdruck absehbar relativ niedrig bleiben werde.

Die BoJ beließ die kurzfristigen Zinsen daher bei minus 0,1 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen will sie weiter bei null Prozent halten.

Damit wird die Zinsdifferenz zwischen den Währungsräumen USA und Japan absehbar zunehmen, da die Federal Reserve (Fed) vor ihrem vierten großen Zinsschritt in Folge steht: Die Zins-Obergrenze dürfte auf 4,0 Prozent steigen. Der japanische Yen ist wegen der Zins-Schere bereits einem massiven Wertverfall ausgesetzt.

Die Notenbank griff am Markt ein, um den Sinkflug zu bremsen. Kuroda wollte sich zum Thema Marktintervention nicht äußern. Doch es sei „extrem wichtig“, dass sich Währungen stabil bewegten und der Wechselkurs die wirtschaftlichen Fundamentaldaten widerspiegele.

„Der starke und einseitige jüngste Sturz des Yen verstärkt die Unsicherheit für japanische Unternehmen und ist somit schlecht für die Wirtschaft“, warnte der Notenbankchef.

Viele Firmen in dem rohstoffarmen Inselstaat klagen über steigende Importkosten, die durch den Kursverfall des Yen verstärkt werden. Öl beispielsweise wird in Dollar abgerechnet und verteuert sich für japanische Endkunden auch durch die Schwäche des Yen.

Die BoJ blieb dennoch der ultra-lockeren geldpolitischen Linie treu, während die Europäische Zentralbank (EZB) zuletzt wieder dem Vorbild der Fed folgte und den Leitzins kräftig anhob.

Die Zentralbanken in den USA und der Euro-Zone haben es mit einer ausufernden Inflation zu tun. Der Preisauftrieb in Japan ist im Vergleich dazu mit den von der BOJ für das laufende Haushaltsjahr prognostizierten 2,9 Prozent relativ moderat. Zudem wird er im kommenden Fiskaljahr voraussichtlich mit 1,6 Prozent unter dem Zielwert der Notenbank von 2,0 Prozent bleiben.

Die Lage in Japan unterscheidet sich vor diesem Hintergrund laut Kuroda von der Situation in der Euro-Zone und in den USA, wo die Zentralbanken unter starkem Druck stehen, die Zinszügel rasch anzuziehen. Die Zentralbank denke vorerst nicht an Zinserhöhungen oder an eine Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik, betonte Kuroda.

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