Geldpolitik „So lange wie nötig hinreichend hoch“ – Nagel warnt vor zu schnellen Zinssenkungen

Der Bundesbank-Chef plädiert dafür, das Zinsniveau auch bei sinkendem Preisdruck hoch zu halten. Nagel spricht sich außerdem für einen schnelleren Bilanzabbau aus.

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Der Bundesbankchef plädiert für eine weiterhin straffe Geldpolitik. Quelle: IMAGO/Sascha Ditscher

Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel im Kampf gegen die Inflation nicht zu früh von höheren Zinsen wieder abrücken. Es sei notwendig, die Schlüsselsätze auf hinreichend bremsende Niveaus anzuheben, damit die Teuerungsrate rechtzeitig zur Zielmarke von zwei Prozent zurückkehre, sagte Nagel am Freitag in einer Rede in Edinburgh laut Manuskript.

„Wir sollten ebenfalls die Leitzinsen so lange wie nötig hinreichend hoch halten, um eine dauerhafte Preisstabilität zu gewährleisten“, führte er aus. Aktuell liegt die Inflation im Euro-Raum noch weit von der EZB-Zielmarke von zwei Prozent entfernt. Im Februar lag sie mit 8,5 Prozent mehr als vier Mal so hoch.

„Wenn sich die Inflation wie prognostiziert entwickelt, sollte dies, aus meiner Sicht, nicht das Ende der Erhöhungssequenz bedeuten“, merkte Nagel an. „Bislang ist das Bild klar: Wir haben den Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen.“ Die Volkswirte der EZB rechnen laut ihren jüngsten Prognosen für das laufende Jahr immer noch mit einem Anstieg der Verbraucherpreise im Euro-Raum von 5,3 Prozent.

Die EZB hat seit Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits sechs Mal in Folge angehoben, zuletzt Mitte März um 0,50 Prozentpunkte. Damit liegt der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, inzwischen bei 3,00 Prozent.

Nagel sprach sich auch dafür aus, den Wertpapierabbau bei der EZB nach Juni noch umfänglicher zu gestalten. „Für das dritte Quartal würde ich eine Beschleunigung des Prozesses begrüßen“, sagte er. Die Normalisierung der Bilanz sei ein wichtiger Bestandteil des geldpolitischen Kurswechsels. Aktuell werden die Anleihebestände monatlich um 15 Milliarden Euro abgeschmolzen.

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