Schweiz Wirtschaft stagniert im Sommer

Zwei Jahre nach dem „Frankenschock“ erlebt die Schweiz erneut eine böse Überraschung: Die Schweizer Wirtschaft ist im Sommer nicht weiter gewachsen. Ökonomen bemühen sich, die Stagnation zum „Ausrutscher“ zu erklären.

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Das Schweizer BIP lag im dritten Quartal überraschend nur auf dem Niveau des Vormonats. Quelle: dpa

Zürich Die Schweizer Wirtschaft hat im Sommer überraschend an Schwung verloren. Weil sich die Schweizer selbst mit Ausgaben zurückhielten und auch der Staat weniger investierte, stagnierte das Bruttoinlandprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorquartal bei 0,0 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag mitteilte.

Für die Schweiz ist das fast zwei Jahre nach dem „Frankenschock“ ein herber Rückschlag: In den beiden Vorquartalen war die Konjunktur noch um 0,6 und 0,3 Prozent gewachsen, weil sich viele Unternehmen von der rasanten Aufwertung der Landeswährung Anfang 2015 erholt hatten. Damals hatte die Notenbank SNB überraschend den Mindestkurs zum Euro aufgegeben. Der Franken hatte daraufhin zur wichtigsten Exportwährung deutlich an Wert gewonnen, was Schweizer Waren im Ausland teurer machte und die Exporte bremste.

Ökonomen gaben sich trotz der Delle im Sommer optimistisch. „Ich erachte diese schwarze Null eher als eine Art Ausrutscher“, sagte der stellvertretende Seco-Direktor Eric Scheidegger. Für das Gesamtjahr hatte das Seco zuletzt ein BIP-Wachstum von 1,5 Prozent erwartet. Auch das Beratungsunternehmen BAKBasel sprach von einem "vorübergehenden Taucher" und die Experten der VP Bank verwiesen auf die jüngsten Konjunkturdaten, die auf eine gute Entwicklung der Wirtschaft hindeuten.

In der Schweizer Industrie war die Stimmung im November etwa so gut wie seit Anfang 2014 nicht mehr, wie der jüngst veröffentlichte Einkaufsmanagerindex zeigte. Manche Sektoren - etwa die Elektrobranche, Metallverarbeiter und Maschinenbauer - hatten besonders unter dem Frankenschock gelitten. Doch insgesamt scheint sich die Industrie zu erholen: Der Auftragseingang legte im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,6 Prozent zu. Im zweiten Quartal war er noch um 4,7 Prozent geschrumpft.

Schweizer Dienstleistungen waren im Ausland zuletzt hingegen weniger gefragt, wie die BIP-Statistik zeigt: Das betrifft insbesondere die in der Alpenrepublik wichtige Tourismusbranche sowie das Auslandsgeschäft der Schweizer Banken, die zu den größten Vermögensverwaltern der Welt zählen.

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