Im November 1999 gab Montenegro wegen einer Inflationsrate von 128 Prozent den Dinar auf und führte die Deutsche Mark ein. Dies war möglich, weil genügend DM-Bestände im Umlauf waren, erklärt Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Mit der Einführung des Euro im Jahr 2002 begann auch Montenegro mit der Verwendung des Euro, wobei vorhandene DM-Bestände in Euro umgetauscht wurden. Die Umstellung wurde dadurch erleichtert, dass Montenegro Euro-Einnahmen aus Exporten, Tourismus und Überweisungen von Gastarbeitern erhielt.
An Bankautomaten können Euros problemlos mit Kredit- oder Girokarten abgehoben werden. Da Montenegro nicht zur Euro-Zone gehört, fallen für Touristen jedoch Transaktionskosten an. Je nach Bank und Kreditkartenvertrag werden 1,75 und 4 Prozent der Rechnungssumme als Gebühr berechnet. Die Banken in Montenegro erhalten keine Liquidität von der EZB, da Montenegro kein Mitglied der Euro-Zone ist. Allerdings erhält der Staat diverse EU-Fördergelder im Rahmen der Beitrittsverhandlungen, die seit 2012 laufen.
Zunächst zeigte die Europäische Zentralbank (EZB) keine Einwände. Doch nach einigen Jahren äußerten die Europäische Kommission und die EZB ihre Unzufriedenheit über die einseitige Verwendung des Euro durch Montenegro. Jedoch hat das Eurosystem nicht die Möglichkeit, dies zu unterbinden. Außerdem erhöht eine wachsende Verwendung des eigenen „Produkts“ die eigene Position.
Zwar könnte sie Montenegro bei künftigen EU-Beitrittsverhandlungen die einseitige Einführung des Euro zum Vorwurf machen. Dazu fehlt jedoch der politische Wille. Es gibt weltweit mehrere Länder wie Andorra oder Monaco, die auswärtige Währungen (Euro oder US-Dollar) als gesetzliches Zahlungsmittel verwenden, weil die eigene Währung nicht mehr akzeptiert wird.
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