Raumfahrt Rohstoffsuche auf Ryugu

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Garantie auf die gewonnenen Ressourcen

Die Unternehmer schreckt auf, dass ein solches Gesetz in den USA schon seit drei Jahren in Kraft ist – und inzwischen auch in Luxemburg. Das Großherzogtum hat sich vorgenommen, das kosmische Rohstoffrennen anzuführen, und dazu kürzlich auch noch eine eigene Weltraumagentur gegründet. Sie soll neue Technologien vorantreiben, etwa Tankstopps im All für Raketen oder 3-D-Drucker, die in der Schwerelosigkeit Ersatzteile fertigen. Das Luxemburger Gesetz, einzigartig in Europa, garantiert Unternehmen den Anspruch auf die im Weltraum gewonnenen Ressourcen – so wie Gesetze heute Fischern erlauben, die Reichtümer des Meeres zu heben.

Vision Weltraumbergbau: Minen im All könnten der Menschheit Rohstoffe für Jahrmillionen verschaffen. Quelle: Deep Space Industries

Obwohl Juristen bezweifeln, dass die Luxemburger Paragrafen mit dem internationalen Weltraumrecht vereinbar sind, verteilt die Regierung bereits Genehmigungen für den Asteroidenabbau. Mit Fördergeldern von 200 Millionen Euro lockt sie Start-ups und hat sich, ebenso wie Google-Mitgründer Larry Page, auch an dem US-Unternehmen Planetary Resources beteiligt. Das plant bereits erste Missionen, um wertvolle Metalle auf Asteroiden abzubauen – genau wie die Konkurrenten Deep Space Industries aus den USA und Asteroid Mining Corporation aus Großbritannien: 2020 sollen Teleskope in der Erdumlaufbahn auf Asteroidensuche gehen, später Sonden ins Sonnensystem ausschwärmen und die Himmelsbrocken mit Sensoren auf Rohstoffe hin scannen. Die Colorado School of Mines, eine Technische Universität in der Nähe von Denver, lancierte gerade einen Masterstudiengang Weltraumbergbau, um die Mineningenieure von morgen auszubilden.

Dass Astronauten bald mit Säcken voll Gold zur Erde zurückkehren, ist dabei eher eine Zukunftsvision. Das nähere Ziel: die Rohstoffe direkt im All verwerten. Wasser wird zu Raketentreibstoff, Eisen zu Satellitenantennen, Silizium zu Solarzellen. Eine ganze Industrie im All werde in den nächsten 30 Jahren entstehen, heißt es bei United Launch Alliance. 1000 Menschen würden dann im Weltraum leben – in Fabriken im Orbit, in Forschungsstationen auf dem Mond, in Flotten auf dem Weg zum Mars.

Die Geschichte vom Asteroiden Ryugu, den die Forscher um Christian Krause nun inspizieren, begann vermutlich vor vielen Millionen Jahren. Doch erst im Mai 1999 wurde er entdeckt – von Astronomen, die in einem Forschungsprojekt jahrelang im US-Bundesstaat New Mexico mit einem Teleskop den Himmel abtasteten. Ryugu war eines von 231.082 Objekten, die sie fanden: ein winziger Lichtfleck, der sich im Kamerabild vor den fixen Sternen bewegte.




Einen Asteroiden aufspüren – das ist, als suche man ein Glühwürmchen in einem Wald. 2006 fotografierte etwa die Raumsonde Rosetta den Brocken 2867-Steins, fünf Kilometer groß, 159 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Das Licht, das die Sonde empfing, entsprach dem einer Kerze, die ein Beobachter von Berlin aus mit einem Fernrohr im 2000 Kilometer entfernten Ankara anvisiert – mal angenommen, es seien weder flimmernde Luft noch Berge dazwischen.

Ob so ein Lichtfleck ein mögliches Ziel für Bergbauunternehmen ist, ob seine Flugbahn, Größe, Form und Masse vielversprechend sind, können Forscher mithilfe von Computertechnik schon gut einschätzen. Ryugus Flugbahn etwa liegt fast auf der Ebene der Erdbahn, sodass Raumsonden ihn mit verhältnismäßig sparsamen Flugmanövern erreichen können. Er dreht sich nur alle 7,6 Stunden um die eigene Achse, was das Andocken erleichtert. Und er ist vom sogenannten Typ C, kann also bis zu 20 Prozent Wasser enthalten – Raketentreibstoff.

Ryugu ist damit ein Top-Kandidat für die Schatzsucher. Aber ähnlich wie beim Bergbau auf der Erde können auch im All nur Nahaufnahmen und Bodenproben genau Auskunft darüber geben, wie viele Rohstoffe im Gestein stecken und ob sich der Abbau lohnt. Und dafür muss eine Sonde an Ort und Stelle reisen.

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