CovPass-App Schon fast 83 Millionen digitale Impfnachweise in Deutschland

Seit Juni stellen Ärzte, Impfzentren und Apotheken in Deutschland die digitalen Corona-Impfnachweise aus. Quelle: dpa

Erst fehlte Software, dann gab's Sicherheitslücken in der IT – der digitale Impfpass von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte einen holprigen Start. Nun läuft die Plattform. Dafür plagt Spahn ein neues Problem.

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Rund zwei Wochen ist es her, da geriet Deutschlands digitaler Impfnachweis wieder negativ in die Schlagzeilen. Fachleute hatten Sicherheitslücken in einem Online-Portal des Deutschen Apothekerverbandes entdeckt. Weil Dritte darüber unberechtigt Impfzertifikate ausstellen konnten, mussten die Apotheken die Ausstellung der computerlesbaren Nachweise tagelang stoppen.

„Recherchen in der Schweiz haben gezeigt, dass echte deutsche Impfzertifikate zu überschaubaren Preisen auch im Ausland angeboten werden. Diese Zertifikate werden nachweislich über das Portal des Apothekerverbands ausgestellt“, so Martin Tschirsich vom Chaos Computer Club, einer der Entdecker der Sicherheitslücke im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Die Plattform des Deutschen Apothekerverbandes war „völlig unzureichend abgesichert“, monierte der Experte.

Doch die Notbremse bei den Pharmazien hat die Verbreitung der digitalen Impfzertifikate offenbar nicht gebremst. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums wurden bis Anfang August bundesweit immerhin rund 82,9 Millionen Exemplare der computerlesbaren QR-Codes erzeugt. Mit deren Hilfe können geimpfte Personen den Stand ihres Impfschutzes gegen das Coronavirus nachweisen.

Pro Impfung wird ein Zertifikat erzeugt. Derzeit sind laut RKI-Übersicht gut 51,5 Millionen Menschen mindestens einmal, und 44 Millionen vollständig, also zumeist zweimal geimpft. Das bedeutet, dass der größte Teil der Geimpften inzwischen auch mindestens einen digitalen Nachweis erhalten hat, sehr viele Personen auch beide. 

Die Codes lassen sich, genauso wie Coronatest-Ergebnisse oder durchstandene Erkrankungen in der CovPass-App speichern, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Frühjahr hatte entwickeln lassen. Der Auftrag für Entwicklung und Betrieb der App sowie der dahinter liegenden Zertifizierungsplattform ging in einem verkürzten Vergabeverfahren an ein Konsortium aus dem IT-Konzern IBM, dem Datensicherheitsspezialisten Ubirch, dem genossenschaftlichen GovDigital-Netzwerk sowie dem IT-Dienstleister Bechtle

Ziel war, die CovPass-Plattform bis Ende Juni und damit rechtzeitig zum Start der Sommerferien einsatzbereit zu haben. Tatsächlich gab Spahn den Startschuss für die Zertifikatevergabe sogar schon am 10. Juni.

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Kernfunktionen fehlten zuerst

Er riskierte damit aber einen Frühstart, denn zum einen fehlten dem CovPass da noch wichtige Funktionen, wie etwa die Möglichkeit, auch die Gesundung von einer Covid-Erkrankung in der App zu speichern. Ebenso wenig war zu dem Zeitpunkt schon klar, wie und wann auch die rund 20 Millionen seit Jahresbeginn bereits gegen Corona Geimpften noch nachträglich ihre digitalen Zertifikate bekommen sollen. Und schließlich gab es noch keine flächendeckend geeignete Software, mit deren Hilfe alle Impfzentren und Arztpraxen ihre IT-Systeme bereits an die Zertifikate-Server hätten anbinden können. 

Knapp zwei Monate später sind derlei Geburtswehen ebenso überwunden wie die jüngsten Sicherheitsprobleme der Apotheken. Dafür bereitet den Verantwortlichen ein ganz anderes Problem Sorgen. Zertifikate gibt’s jetzt binnen Sekunden für alle Geimpften. Doch inzwischen fehlen die Impfwilligen.

Mehr zum Thema: Regierungen weltweit verfolgen derzeit ein Ziel: Impfmuffel zum Impfen zu bewegen. Ideen gibt es viele: etwa Geldprämien, geschenkte Hühner oder Schusswaffen. Ein Überblick zeigt die skurrilsten Impfanreize der Welt.

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