Die Zahlenfrau
Der Hype um die digitale Kunst nimmt zu. Quelle: dpa

Was haben eigentlich Crypto Punks, die Mona Lisa und Fintech miteinander zu tun?

Der Kunstmarkt macht gerade eine riesige Veränderung durch. Digitale Kunst wird immer beliebter und bekannter. Drei Experten geben ihre Meinung zu diesem Trend kund und zählen auf, was digitale Kunst besonders macht.

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Wahrscheinlich geht es vielen Menschen ein bisschen ähnlich wie mir: Ich finde Kunst unglaublich interessant, bewerte sie allerdings für mich rein danach, ob sie mir gefällt oder nicht. Sprich, ich bin keine Kunstkennerin. Und bis zu vor kurzem habe ich vor allem digitale Kunst auch nicht verstanden. Mir hat schlichtweg der Zugang gefehlt.

Das hat sich jedoch vor kurzem radikal geändert. Im November hatte ich die Ehre an einem Panel über Investments und Non-fungible Tokens (NFTs) von Timeless Investments und der Galerie König teilzunehmen. Und dieser Abend hat mir den bislang fehlenden Zugang verschafft.

Mein größtes Learning dieses Abends war, dass auch der Kunstmarkt gerade durch eine massive disruptive Veränderung geht. Durch NFTs und die Fraktionalisierung, also die Teilung und Tokenisierung eines Kunstwerks in viele kleine Einzelteile von Kunstwerken, kann jeder von uns Miteigentümer von beispielsweise einer Mona Lisa, eines beeples oder eines CryptoPunks werden. Das ist offenbar besonders für junge Käufer sehr interessant. So postete beispielsweise Yael Meier, die unter die diesjährigen Forbes 30 under 30 gewählt wurde, kurz vor Weihachten auf LinkedIn, dass sie für einen Avatar im Metaverse von sich und ihrem Partner 30.000 Euro gezahlt hat. Klingt verrückt? Vielleicht. Aber es ist ein Thema, mit dem wir uns zumindest mal befassen sollten.

Der letzte Schrei der Kunstszene

Im Jahr 2021 waren NFTs wahrscheinlich sogar das heißeste Thema in der Kunstszene. Im März wurde ein digitales Kunstwerk des Künstlers beeple für 69 Millionen US-Dollar bei Christies als NFT verkauft. Spätestens seit diesem Verkauf sind sie zum absoluten Hype Thema geworden. Denn wenn ein Traditionshaus wie Christies anfängt NFTs zu versteigern, ist es kein neumodischer digitaler Kram mehr, würde ich mal behaupten.

In Zentrum des Hypes stehen vor allem die CryptoPunks, eine Sammlung von 10.000 am Computer generierten digitalen Kunstwerken, die aussehen wie punkige Figuren, von denen mittlerweile einige schon für viele Millionen von Euro verkauft worden sind. Das Besondere an diesen Grafiken ist, dass sie über die Blockchain zum Verkauf angeboten werden. Stopp – bitte noch nicht aussteigen! Für mich war dieses Thema wie gesagt bis vor kurzem auch noch ein Buch mit sieben Siegeln, aber je länger ich mich damit befasse, desto faszinierender finde ich die ganze Thematik.

Daher mal etwas Kontext: Die Technologie, mit der man über die Blockchain die Besitzrechte für solche digitalen Kunstwerke verkaufen kann, ist die so genannte NFT Technologie. NFT steht für „Non-fungible Token“. Es ist also ein nicht austauschbares Objekt, eine Bezeichnung für ein einzigartiges digitales Kennzeichen, welches nicht ersetzbar oder kopierbar ist. Der Kunstmarkt hat sich durch solche NFTs sehr stark verändert. Das Verkaufen von Kunst wird sehr viel einfacher und Künstler erhalten so gleichzeitig eine ganz neue Form der Vermarktung.

Um die Thematik noch besser zu verstehen, also ob diese Objekte wirklich so viel wert sein müssen, ob und warum sie auch Statussymbole sind und was eigentlich aus der traditionellen Kunst wird – das möchte ich in dieser Kolumne mit drei weiteren Experten beleuchten. Zum einen Dr. Teo Pham, für mich ein echter Visionär, was digitale Innovationen angeht und dazu zähle ich NFTs. Jan Karnath, den Gründer von Timeless Investments sowie Johann König, Founder von misa.art, wo regelmäßig NFT Drops und bald fraktionalisierte Kunstwerke angeboten werden.

Miriam Wohlfarth: Teo, wie bist du das erste Mal auf das Thema bzw. diesen Trend aufmerksam geworden?
Teo Pham: Ich habe im Winter 2020 zum ersten Mal von NFTs gehört, damals im Kontext mit digitaler Kunst. So richtig gepackt hat mich das Thema aber im Zusammenhang mit dem Metaverse und digitalen Avataren wie Cryptopunks, Bored Ape Yacht Club oder Clone X.

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Hast du denn eine Lieblingskollektion?
Teo: Ich bin ein großer Fan der „Clone X“ Kollektion von RTFKT. Hierbei handelt es sich um wahnsinnig kreative digitale Avatare, mit denen wir uns auch bald in 3D durch digitale Welten bewegen können. Ich habe mir direkt bei Kollektionsstart ein paar schöne Exemplare sichern können.

Johann, denkst du, dass traditionelle Kunst perspektivisch an Wert verlieren wird, wenn sie nicht auf den NFT-Trend aufspringt?
Johann König: Traditionelle Kunst bleibt weiterhin bedeutend, denn viele Sammler:innen legen Wert auf die Haptik und Historie einer Arbeit. NFT ist aber eine zusätzliche Technologie, die Menschen den Einstieg in den Kunstmarkt erleichtert und vor allem ein jüngeres Publikum begeistert. Zudem ermöglichen NFTs die Fraktionalisierung von Kunstwerken, worin zukünftig hohes Potenzial liegt.

Was sind denn deiner Meinung nach Herausforderungen für Künstler oder auch Kunsthändler, wenn die Kunst in die Metaverse „umzieht“, Jan? Brauchen wir dann noch Galerien oder Ausstellungen?
Jan Karnath: Wir befinden uns gerade inmitten einer massiven Veränderung, die von einer ganzen Generation getrieben wird: Digitale Güter erhalten einen Wert – mit allem, was diese Entwicklung nach sich zieht. Durch das Metaverse ist heute jeder in der Lage, seine eigene Ausstellung zu entwerfen und Werke zu kuratieren. Durch das Metaverse kann jeder selbst zum Kurator werden, was den einstigen Einfluss von Galerien, Museen und Ausstellungen vermeintlich schwinden lässt. Das stellt klassische Kunsthändler sicher vor Herausforderungen, mit gleichzeitig großem Potential. Von grundlegender Bedeutung ist es, diese Entwicklung als das zu begreifen was sie ist: als Möglichkeit, wie es beispielsweise Johann König tut. König schafft es, seine Räume digital zu übersetzen, hybride Modelle zu entwerfen und so als Pionier voranzugehen. Die Grenzen zwischen realer Welt und Metaverse verschwimmen, in dieser Überschneidung entsteht ein Sweet Spot, der großes Disruptionspotential besitzt und eine ganze Industrie grundlegend verändern wird.

Wie können wir das Thema NFT so herunterbrechen, dass jeder es verstehen und sich dafür begeistern kann?
Jan: NFTs sind digitale Besitznachweise von immateriellen Gütern – einzigartige, also nicht ersetzbare, digitale Vermögenswerte. Durch die zugrundeliegende Blockchain-Technologie kann der Besitz jedes Tokens eindeutig und jederzeit transparent nachgewiesen und übertragen werden. Im Wesen sind NFTs also digital einzigartige Assets, deren Echtheit und Einzigartigkeit durch das Speichern auf der Blockchain fälschungssicher dokumentiert und für alle jederzeit nachvollziehbar werden kann.

Teo: Ich würde an dieser Stelle eine Sache ergänzen, denn es geht nicht nur darum, ein „Bild“ von einem Cryptopunk oder Bored Ape zu besitzen, sondern das NFT ist auch eine Eintrittskarte in eine Social Community, im Prinzip wie Soho House. Es gibt auch immer mehr Webseiten, Inhalte und Events, zu denen nur Inhaber bestimmter NFTs Zugang haben.

Um noch mal an den Anfang zurückzugehen, möchte ich noch einmal erklären, warum mich digitale Kunst nun plötzlich fasziniert. Ich kann nur jedem wärmstens empfehlen, sich einmal die Werke von Refik Anadol anzuschauen. Bei besagtem Panel in der Galerie König in Berlin hatten wir Panelisten die Ehre am Tag vor der Ausstellungseröffnung die digitale Installation „hallucinations nature dreams“ zu bewundern. Ich muss wirklich sagen, so begeistert hat mich Kunst schon lange nicht mehr
Und ich hätte auch großes Interesse mich mit einem kleinen Teil in Form eines fraktionalisierten NFTs daran zu beteiligen.

Mehr zum Thema: Fintechs, Start-Ups, Diversität und digitale Bildung - darüber schreibt Gründerin und Kolumnistin Miriam Wohlfarth.

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