Drohnenlieferungen In Island bringen Drohnen das Abendessen

Der Online-Marktplatz Aha bringt seine Produkte mit der Hilfe von Drohnen auf die andere Seiter einer Bucht in Reykjavik. Quelle: Flytrex

Drohnen sind nur selten in der Luft von deutschen Städten zu sehen. In Reykjavik ist das anders: Hier liefert der größte Online-Marktplatz sogar Pizza mit Drohnen aus. Ein israelisches Start-up sorgt für die Technik.

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Auf der einen Seite des Wassers legen kleine und große Schiffe an, auf der anderen stehen ein paar beschauliche Einfamilienhäuser auf weitläufigen Grünflächen. Dazwischen liegt Elliðárvogur – eine tiefblaue Bucht, mitten in der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Sie schneidet die Innenstadt von den östlichen Stadtteilen ab. Ist die Bucht für Touristen durchaus ansehnlich, stellt sie für Unternehmen im Osten Reykjaviks logistisch ein echtes Problem dar. Um Produkte zu Kunden in der Innenstadt zu bringen, müssen Lieferwagen komplett um das Wasser herum fahren und dadurch kilometerlange Umwege in Kauf nehmen, eine Brücke kürzt den Weg nicht ab.

Eines der Unternehmen, das durch den Fahrtweg Zeit und Geld verliert, heißt Aha. Aha darf man sich als das isländische Pendant zu Ebay vorstellen, es ist der größte Online-Marktplatz des Landes. Bestellen können Kunden dort fast alles: von Dekoartikeln wie Kerzen oder Bilderrahmen bis hin zum Abendessen. Pizzerien oder Burger-Läden sind nämlich auch auf der Webseite von Aha registriert.

Aha will das Problem mit dem Lieferweg mit einem innovativen Ansatz lösen: Statt ausschließlich auf Transportwagen zu setzen, liefert das Unternehmen Produkte auch mit Drohnen aus. Die fliegen einfach mitten über die Bucht bis in die Innenstadt. Die meisten Restaurants liegen in der Nähe von Ahas Warenlager. Die Restaurants bringen das zubereitete Essen dorthin und Mitarbeiter von Aha laden die bestellten Burger oder Pizzen in Drohnen, die dann auf 14 verschiedenen Routen zu einem Abladepunkt fliegen, komplett autonom.

Drohne von Flytrex Quelle: Flytrex

Schon bevor die Kunden die Drohne in der Luft sehen, können sie per App den Weg der mit GPS ausgestatteten Drohnen live verfolgen. Am Abladepunkt angekommen, bleibt die Drohne in der Luft stehen und seilt die Lieferung aus einigen Metern Höhe ab. Der Kunde nimmt die Lieferung an, die Drohne fährt das Seil wieder ein und fliegt zurück. Die nötige Technik dafür liefert das israelische Drohnen-Start-up Flytrex. Das geht in Reykjavík schon seit August 2017 so und zeigt, wie minutenschnelle Drohnenlieferungen auch in urbanen Räumen funktionieren könnten.

Warum gerade Island?

Um die eigene Technik in die Luft zu bringen, hat sich das Team von Flytrex mit Reykjavík einen Ort ausgesucht, der mehr als 5000 Kilometer vom eigentlichen Sitz des Start-ups in Tel Aviv entfernt ist. Überzeugt haben Flytrex in erster Linie die vergleichsweise lockeren isländischen Regularien.

„Der kommerzielle Einsatz von Drohnen war in Island nicht von Grund auf geregelt, als wir auf den Markt gekommen sind“, sagt Amit Regev, Mitgründer von Flytrex. „Gemeinsam mit Aha haben wir erst nur eine Sondergenehmigung für eine einzige Flugstrecke in Reykjavik erhalten. Vor wenigen Monaten wurde die Genehmigung dann auf 14 Strecken erweitert.“

Strenge Regularien stehen dem Durchbruch von Drohnen noch im Weg – und das wird wohl vorerst so bleiben. Auch in Deutschland: „Die Schwierigkeiten hierzulande ergeben sich aus der föderalen Struktur“, erklärt Susanne Arnoldy, Partnerin bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Eine Regulierung des Drohnenverkehrs besteht selbstverständlich nicht ohne Grund, denn komplette Narrenfreiheit würde die Sicherheit des Luftraums gefährden. Nur wirken die Zuständigkeiten und Voraussetzungen zum Teil sehr verworren.

„Letztlich sind die verschiedenen Landesluftfahrtbehörden zuständig, sodass sich ein gewisser Flickenteppich der Regelungen und Zuständigkeiten ergibt, insbesondere für Ausnahme- und Aufstiegsgenehmigungen.“ Schlimmer wird es noch mit Blick auf internationale Märkte: Weltweit sei eine Tendenz zur Verschärfung der Regulierung zu beobachten, sagt Arnoldy.

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