Virenschutz Können uns diese Roboter vor Corona retten?

Der CLOi kann im Vorbeifahren helfen, gefährliche Viren, Keime und Bakterien abzutöten, verspricht der Hersteller.

Auf der Elektronikmesse CES präsentieren Start-ups und Konzerne jede Menge Hightech-Neuheiten für den Kampf gegen die Viruspandemie. Ob die Technik hält, was sie verspricht?

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Coronabedingt hat die US-Technologiebranche ihr Jahrestreffen, die Elektronikmesse CES, in diesem Jahr als virtuelles Event ins Netz verlegt. In den vergangenen Jahren hatte sich die immer mehr von einer Messe für Haus- und Unterhaltungselektronik zur umfassenden Technologieshow für den digitalen Alltag und die vernetze Mobilität entwickelt. Nun ist ein weiterer Schwerpunkt hinzugekommen: „Die Digitalisierung der Gesundheit und speziell Gesundheitsangebote für zuhause sind nun ein neuer, großer Schwerpunkt der Show“, sagte Gary Shapiro, Vorstandschef des Messeveranstalters CTA, zum Start der CES.

Und tatsächlich präsentieren Start-ups und Konzerne neben neuen Fernsehern, Waschmaschinen und vernetzten Autos auf ihren virtuellen Messeständen jede Menge Gadgets, die helfen sollen, die Ausbreitung des Virus‘ zu bremsen. Die Reihe der Neuheiten reicht von intelligenten Schutzmasken über Türklingeln mit integriertem Fieberthermometer bis zu handlichen Desinfektionsstrahlern für den Schreibtisch.

Ein Blick auf die interessantesten Contra-Corona-Neuheiten der CES.

Haustüren: Gleich drei Hersteller, wollen die Verbreitung von Viren durch Kontakte vermeiden und setzen dabei schon beim Betreten von Haus oder Wohnung an. Die Haustechnikhersteller Alarm.com und Arlo sowie das Start-up Plott haben daher Türklingeln entwickelt, die automatisch erkennen, ob sich ein Besucher nähert.

Wer sich an eine vordefinierte Stelle vor der Tür stellt, löst den Gong aus, ohne noch einen Klingelknopf drücken zu müssen – und dort womöglich Coronaviren zu hinterlassen. Plott will in seine Ettie genannte smarte Klingel, die im zweiten Quartal für rund 300 Dollar auf den Markt kommen soll, sogar ein Fieberthermometer integrieren, das für jeden Gast die Körpertemperatur aufzeichnet und ein Foto sowie die gemessene Temperatur an die App des Besitzers überträgt. 

Wohnung und Büro: Hills Engineering aus Südkorea will Wohn- und Arbeitsräume mithilfe eines Desinfektionsroboters von Corona- und anderen Viren befreien. Der Coro-Bot genannte Automat erinnert an einen selbstfahrenden Werkzeugschrank mit einem Roboterarm. Mithilfe eines integrierten Luftfilters soll er die Raumluft von Viren befreien. Und eine ganze Batterie rundum strahlender UV-Lampen soll Virenreste auf Oberflächen abtöten. 

Ein ähnliches Konzept verfolgen auch der Robotik-Spezialist Ubtech und der Elektronikkonzern LG mit ihren Desinfektionsrobotern Adibot und CLOi, die an rollende Kleiderständer erinnern. Beide sollen ebenfalls autonom durch Räume und um Möbel herum navigieren. „Der CLOi kann im Vorbeifahren helfen, gefährliche Viren, Keime und Bakterien abzutöten“, verspricht LG-Manager Michael Kosla. Mögliche Einsatzfelder seien, so die Hersteller unter anderem Hotels, Schulen, Restaurants, Fitness-Studios oder der Handel. 

Für den Einsatz in Privatwohnungen dürften die robotischen Reiniger den meisten Kunden indes zu teuer sein. Je nach Modell kosten sie mehrere zehntausend Dollar. Wer nur Maus und Tastatur am PC mittels UV-Licht desinfizieren will, kommt mit einer Neuheit des Elektronikherstellers Targus voraussichtlich preiswerter weg: Das Unternehmen hat einen kompakten UV-Strahler entwickelt, der sich direkt auf den Schreibtisch stellen lässt und binnen fünf Minuten, Krankheitserreger am Arbeitsplatz abtöten soll. Voraussichtlich ab März soll die Desinfektionsleuchte verfügbar sein. Der Preis ist allerdings noch offen.

Corona-Schutz im Hightech-Look: Razer verspricht den Nutzern der Hazel genannten Maske besseren Virenschutz bei gleichzeitig erleichterter Kommunikation mit der Umwelt. Quelle: PR

Masken: Wer sich nicht auf die Schutzwirkung eines simplen Mund-Nasen-Schutzes verlassen will, der wird bei Anbietern wie AirPop, Amazfit oder dem Gaming-Spezialisten Razer fündig. Alle drei haben Schutzmasken mit mehr oder minder aufwendigen Zusatzfunktionen vorgestellt. Die Active+-Maske von Airpop etwa zeichnet über einen integrierten Sensor die Tiefe und Frequenz der Atemzüge auf und gleicht die Daten mit der Qualität der Umluft ab. Sobald die Filterwirkung nachlässt, fordert die zugehörige App zum Tausch des Schutzflieses auf.

Amazfit, bisher vor allem bekannt als Anbieter von Smartwatches und Fitnesstrackern, hat in seine durchsichtige Hightech-Maske Aeri winzige UV-Leuchten integriert, die die Filter auf beiden Seiten der Maske mehrfach desinfizieren können sollen. Für die Reinigung muss der Atemschutz für rund zehn Minuten an eine externe Stromquelle angeschlossen werden. Derart aufbereitet sollen Filter für die Aeri-Maske bis zu anderthalb Monate wirksam sein. Damit wären sie deutlich länger nutzbar als übliche FFP2- oder N95-Einwegmasken aus Papier und Flies.

Auch Razer verspricht den Nutzern der Hazel genannten Maske besseren Virenschutz bei gleichzeitig erleichterter Kommunikation mit der Umwelt. Möglich machen das der zumindest teilweise durchsichtige Kunststoff, aus dem sie besteht, eine automatische Desinfektion der Filter in der zugehörigen Aufbewahrungsbox sowie ein integrierter Audioverstärker. Mikrofone im Gehäuse und zusätzliche, akkubetriebene Lautsprecher sollen unverständlichem Gemurmel unter dem Gesichtsschutz ein Ende bereiten, so der Hersteller. Sobald die Maske zur Desinfektion in die Reinigungsbox gelegt wird, sollen auch die Akkus der Lautsprecher wieder aufgeladen werden.

Ob das alles funktioniert wie versprochen, müssen die Hersteller allerdings noch beweisen. Bisher haben fast alle nur Prototypen ihrer Masken gezeigt. Airpop, immerhin, hat schon Details zu Preis und Verfügbarkeit veröffentlicht: Die Active+-Maske soll noch im Januar für rund 150 Dollar auf den Markt kommen.

Mehr zum Thema: Die Elektronikmesse CES demonstriert, wie schnell und unmerklich smarte Algorithmen das alltägliche Leben erobern. Ein Blick auf die spannendsten Neuheiten der Messe.

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