30 bis 2030 | Roman Hölzl: Das Lego-Prinzip für Roboter

Roman Hölzl will mit seiner Firma Robco die Transformation voranbringen.
Roman Hölzl erzählt davon, was er mit seinem Taxifahrer in San Francisco erlebt hat. Hölzl war für eine Messe und für Treffen mit Investoren nach Kalifornien gereist. Dem Fahrer war der große Koffer aufgefallen, den Hölzl in seinen Wagen lud. Was denn da drin sei? Ein Roboter. Der Fahrer hätte ihn dann mit Fragen gelöchert, berichtet Hölzl, und als sie schließlich am Ziel waren, habe er gefragt, wie nochmal die Firma heiße, denn er wolle sich jetzt Aktien kaufen.
Hölzl erzählt die Geschichte nicht nur als Beleg dafür, wie verrückt die vergangenen vier Jahre in seinem Leben waren. Sondern auch, um zu zeigen, was man seinem Unternehmen so zutraut – denn an der Börse ist seine Firma nicht. Wo will er selbst mit seiner Firma Robco im Jahr 2030 sein? „Dann wollen wir Marktführer in Europa und in den USA sein. Für unseren Kernbereich: das Mittelstandsgeschäft.“
Selbstbewusst, das ist der 31-Jährige, der in Neuburg an der Donau geboren und aufgewachsen ist. Sein Produkt trifft auf eine deutsche Industrie im Stress: gestörte Lieferketten, Fachkräftemangel, hohe Lohnkosten, Konflikte mit Großmächten wie China und vielleicht auch demnächst den USA. „Das ist ein Sturm, der stärker wird in den kommenden fünf Jahren. Da wollen wir in der Poleposition sein“, sagt Hölzl. Robco will den Unternehmen Roboter schicken, die Menschen bei einfachen Tätigkeiten ersetzen, um so Milliarden einzusparen. Robco könnte ein Profiteur der Unsicherheit sein – ein Helfer für die Transformation.
Vor vier Jahren noch feilte Hölzl an der TU München an seiner Promotion. Die ließ er dann erst mal liegen, um Robco zu gründen, zusammen mit zwei Kommilitonen vom Lehrstuhl für Robotik und KI. „Robco“ soll eine Abkürzung für „Robot Company“ sein.
Der Kern der Ausgründung kommt von der Fakultät für Informatik, nicht von den Maschinenbauern, und das sieht Hölzl als Stärke. Die Software, die der Roboter-Technik zugrunde liegt, ist der Ursprung von Robco. Sie bringt den Roboterarmen ihre Bewegungen bei, greift auf die Kamera zu, die dem Arm mitteilt, wo sich die neuen Aufgaben befinden. Das System bildet sich dank künstlicher Intelligenz selbst weiter. Bis zu zweieinhalb Meter Reichweite haben die Roboterarme, sie können Gewichte bis zu 40 Kilo bewegen. Ein Roboterarm besteht nicht aus einem festen Teil. Er ist aus Modulen aufgebaut, die sich mit einfachen Klemmen verbinden lassen – dadurch lassen sich über 100 verschiedene Arm-Varianten bauen. „Das ist weltweit einmalig“, sagt Hölzl.
Prominente Investoren
Er führt durch die Räume, die Robco unweit des Münchner Hauptbahnhofs angemietet hat. Auf etwa 2000 Quadratmetern entwickeln, bauen und verkaufen 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Roboter.
Er habe immer schon unternehmerisch arbeiten wollen, sagt Roman Hölzl. Seine Großeltern hätten früher ein Handelsunternehmen in München gehabt, erzählt er. Das Fachwissen über Finanzierungsmöglichkeiten habe er sich an der Uni durch einen zweiten Master im Fach Technologie-Management geholt. Es hat sich gelohnt: In drei Finanzierungsrunden hat Robco mehr als 55 Millionen Euro eingesammelt – etwa von der Frühphasen-Beteiligungsfirma Freigeist von TV-Investor Frank Thelen sowie von den US-Risikokapitalgebern Sequoia Capital und Lightspeed.
Der Durchbruch, sagt Hölzl, sei die Zertifizierung nach der Norm ISO 10218-1 gewesen, das ist die Industrieroboter-Norm. Seit Anfang 2022 ist der Roboter auf dem Marktmehr als 200 Kunden haben ihn gekauft, darunter Konzerne wie BMW, Claas, T-Systems und VW. Bei BMW hilft Robco bei der Auswertung von Crashtests: Zwei Kameras fahren die verbeulten Karosserien ab und zeichnen ein Bild der Zerstörung. Für den Lebensmittelhersteller DE-VAU-GE packen Robco-Roboter Müslipackungen auf Paletten.
Die großen Kundennamen sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Hauptzielgruppe Unternehmen sind, die noch keinen Roboter haben und eher zu den kleinen und mittleren Firmen zählen. „70 Prozent unserer Kunden automatisieren zum ersten Mal ihre Produktion“, sagt Hölzl. Die Roboter werden vermietet und verkauft: Die Monatsmiete liegt zwischen 2000 und 5000 Euro, der Kaufpreis geht bei knapp 20.000 Euro los.
Große Mitbewerber wie Kuka hätten sich auf die großen Konzerne fokussiert. „Je kleiner die Firmen und Aufträge werden, desto flexibler muss ein Roboter-Produkt sein. Das ist die Herausforderung, der wir uns gestellt haben.“ Die Systeme werden in München entwickelt und produziert und zu den Kunden ausgeliefert, wo die Mitarbeiter geschult werden. „Und dann fahren wir weg – und kommen im Idealfall erst wieder, wenn es um den zweiten, fünften oder zehnten Roboter geht“, sagt Hölzl. Beim Service hätten sie sich an Tesla orientiert: Wenn es hakt, wollen sie vieles online per Upload lösen.
Börsengang nicht ausgeschlossen
An einen Exit dächten er und seine Mitgründer und Mitarbeiter – sie alle besitzen gut 50 Prozent der Anteile der Firma – nicht. „Wir sind für viele Jahre gut finanziert“, sagt er. Der Umsatz liege im zweistelligen Millionenbereich. Profitabel sei die Firma nur deshalb nicht, weil Robco in die Entwicklung neuer Roboter investiert.
Was ihn an seinem Job reizt? „Der Sprung ins kalte Wasser, jede Woche.“ Erst soll Robco entlang der deutschen Grenzen wachsen, dann in den USA. Er war ja schon dort. Und hat mit seinem Taxifahrer aus San Francisco mindestens schon einen Fan. Der vielleicht doch irgendwann Aktien kaufen kann: Roman Hölzl kann sich einen Börsengang von Robco gut vorstellen.
Die Preisverleihung am 11. Dezember 2024 in Düsseldorf sehen Sie an dieser Stelle ab 18:15 Uhr im Livestream:














