Ernährung Zucker und Fett prägen uns wie Rauchen

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Methoden wie die Tabakindustrie

Die DANK-Allianz, zu denen unter anderem auch das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Deutsche Krebshilfe gehören, räumen auch mit einer immer noch gepflegten Hoffnung auf: Maßnahmen, die alleine auf eine Verhaltensänderung abzielen, wie Programme für Jugendliche zur Bewegungsförderung und gesunden Ernährung, erwiesen sich in der Vergangenheit als kaum effektiv.
Nachweislich, so Garlichs, sind bessere Erfolge zu erzielen, wenn die Verhaltensprävention durch politische Maßnahmen unterstützt wird. Garlichs verweist auf das Rauchen. Seit Zigaretten teurer sind, erst ab 18 gekauft werden dürfen und weitgehende Rauchverbote in Kneipen und öffentlichen Gebäuden herrschen, nimmt die Zahl der jugendlichen Raucher ab.

Foodwatch prangert Kindermarketing für Lebensmittel an
Foodwatch: Kindermarketing für Lebensmittel Quelle: Foodwatch
Mondelez Quelle: Foodwatch
ferrero Quelle: Foodwatch
Intersnack Quelle: Foodwatch
Coca-Cola Quelle: Foodwatch
Pepsico Quelle: Foodwatch
Danone Quelle: Foodwatch

Der Vergleich mit der Zigarettenindustrie ist nicht zufällig. Denn mittlerweile schreiben auch viele Wissenschaftler dem Zucker ebenfalls ein erhebliches Suchtpotenzial zu und auch die Methoden dies zu vertuschen ähneln sich. Der Professor für Kinderheilkunde David Ludwig von der Harvard-Universität veröffentlichte seine beeindruckende Forschung über das Suchtpotential bestimmter Zucker und Kohlenhydrate bereits 2013 in der führenden Fachzeitschrift „American Journal of Clinical Nutrition".

Viele Länder haben bereits Lebensmittelsteuern

Dass zumindest Teile der Lebensmittelindustrie mit ähnlichen Methoden arbeiten wie die Tabakindustrie, zeigt eine Antwort darauf in der gleichen Zeitschrift: Dort versuchte der Mediziner Ian Macdonald von der britischen Universität Nottingham die Ergebnisse abzuschwächen. Das „British Medical Journal“ enthüllte jüngst, dass Mars und Coca-Cola die Forschung Macdonalds großzügig unterstützen.

Schneller schlau: Adipositas

Vier Länder haben in Europa bereits auf die wachsende Zahl dicker Kinder und neue Forschungsergebnisse reagiert und Lebensmittelsteuern eingeführt:

  • Dänemark: Bereits im Jahr 2009 erhöhten die Dänen die Steuern für Süßwaren um 25 Prozent, 2011 folgte die Fettsteuer, die aber 2012 auf Druck der Lebensmittelindustrie und aus koalitionspolitischen Gründen nach einem Regierungswechsel wieder abgeschafft wurde. Nach der Steuererhöhung sank der Konsum stark fetthaltiger Produkte um 10 bis 20 Prozent. Die Langzeitauswirkung konnte wegen der Aussetzung der Steuer nicht erfasst werden.
  • Ungarn: 2011 kam die Steuer auf Lebensmittel mit hohem Gehalt an Zucker, Salz und Koffein, Grundnahrungsmittel sind davon ausgenommen.
  • Finnland: Seit dem Jahr 2011 kassieren die Finnen Steuern auf Süßigkeiten, Softdrinks, Eiscreme und Schokolade.
  • Frankreich: Seit 2012 gibt es bei den Nachbarn Steuer auf Softdrinks.

Seit 2014 kassiert Mexiko eine Steuer von acht Prozent auf Lebensmittel mit mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm und auf Softdrinks eine Steuer von umgerechnet sechs Cent pro Liter. Bei dem Abfüller von Coca-Cola in Mexiko sanken infolge dieser Steuer im zweiten Quartal 2014 im Vergleich zum Vorjahr die Gesamteinnahmen um 2,1 Prozent und das Verkaufsvolumen um 6,6 Prozent. Auch Belgien, Irland, Rumänien, England, Italien und Australien diskutieren derzeit eine Besteuerung ungesunder Lebensmittel und Getränke.

Anders sei, so fürchtet Garlichs, die Welle an chronischen Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes oder Bluthochdruck kaum zu stoppen.

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