Der Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer hat der Fraunhofer-Gesellschaft Reisekosten in vierstelliger Höhe erstattet. Das bestätigte ein Sprecher der Organisation auf Anfrage. Zudem läuft dem Sprecher zufolge ein internes Prüfverfahren. Worum es dabei genau geht, wollte er gegenüber der WirtschaftsWoche nicht präzisieren.
Auch die Frage, ob die Revision sich dabei eine Ausstellung in der Berliner Galerie State Studio genauer anschaut, die von Fraunhofer mitfinanziert wurde und in der auch Kunstwerke von der Ehefrau des Fraunhofer-Präsidenten zu sehen waren, wollte der Sprecher nicht kommentieren. Die WirtschaftsWoche hatte vor einem Monat über diese heikle Verquickung von dienstlichen und privaten Angelegenheiten im Hause Neugebauer berichtet. Die Fraunhofer-Gesellschaft hatte damals mitgeteilt, dass bei der Ausstellung keine Complience-Regeln verletzt worden seien.
Der wissenschaftspolitische Sprecher der FDP, Thomas Sattelberger, hatte jetzt in einem Tweet zuerst über die Nachzahlung der Reisekosten berichtet: „Höre Gerüchte, dass Fraunhofer-Chef Neugebauer die gemeinsamen Weltreisen mit seiner Gattin gerade nachbezahlt. Das wird meine Erwartung an eine unabhängige Prüfung durch den Bundesrechnungshof nur steigern.“ Inzwischen gab es auch ein Gespräch mit dem Vizepräsidenten des Bundesrechnungshofs Christian Ahrendt „zu dem Vorgang und den Modalitäten einer Prüfungsbitte“, sagt Sattelberger. Der wäre für eine Prüfung zuständig, da die Fraunhofer-Gesellschaft zum großen Teil aus Steuergeld finanziert wird.
In einer kleinen Anfrage an das Bundesforschungsministerium hatte Sattelberger zuvor gefragt, ob es nach Kenntnis der Bundesregierung zutreffe, „dass die Gattin des Fraunhofer-Präsidenten ihn ohne eigene Funktion für die Fraunhofer-Gesellschaft auf Fraunhofer-Kosten (und damit auch Steuerzahler-Kosten) auf Reisen und anderen Terminen begleitet hat, und dies ohne inhaltliche Mitwirkung“. Das Ministerium hatte in einer Antwort lediglich die Fraunhofer-Gesellschaft zitiert, dass Frau Neugebauer ihren Mann „in Einzelfällen und anlassbezogen“ begleitet habe. Eine eigene Prüfung des Ministeriums habe es nicht gegeben, kritisiert Sattelberger.
Die Rückzahlung der Reisekosten bestätigte die Fraunhofer-Gesellschaft zuerst dem Wissenschafts-Blogger Jan-Martin Wiarda. Auch habe die Innenrevision auf Bitten des Vorstandes die Prüfung einer „Reihe von Vorgängen einschließlich der angefallenen Reisekosten“ gestartet, „um jegliche, auch unbeabsichtigte Abweichungen von Vorgaben in den vergangenen Jahren auszuschließen“, zitiert der Blogbeitrag einen Fraunhofer-Sprecher.
Seit dem Bekanntwerden einer vorfristigen Vertragsverlängerung des Fraunhofer-Präsidenten Neugebauer im August haben sich mehr als ein Dutzend mutmaßliche Whistleblower an die WirtschaftsWoche gewendet, die die Praktiken des mächtigen Wissenschaftsmanagers kritisieren – darunter auch seine fragliche Rolle an der Vergabe von akademischen Würden an Volkswagen-Manager.