Kritik an Praktiken Reimund Neugebauers Fraunhofer-Chef zahlt Reisekosten nach

Fraunhofer-Chef Reimund Neugebauer Quelle: imago images

Die Fraunhofer-Gesellschaft hat eine Untersuchung von Vorgängen rund um ihren Präsidenten, Reimund Neugebauer, eingeleitet. Es geht um Reisen – und womöglich noch mehr.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Der Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer hat der Fraunhofer-Gesellschaft Reisekosten in vierstelliger Höhe erstattet. Das bestätigte ein Sprecher der Organisation auf Anfrage. Zudem läuft dem Sprecher zufolge ein internes Prüfverfahren. Worum es dabei genau geht, wollte er gegenüber der WirtschaftsWoche nicht präzisieren.

Auch die Frage, ob die Revision sich dabei eine Ausstellung in der Berliner Galerie State Studio genauer anschaut, die von Fraunhofer mitfinanziert wurde und in der auch Kunstwerke von der Ehefrau des Fraunhofer-Präsidenten zu sehen waren, wollte der Sprecher nicht kommentieren. Die WirtschaftsWoche hatte vor einem Monat über diese heikle Verquickung von dienstlichen und privaten Angelegenheiten im Hause Neugebauer berichtet. Die Fraunhofer-Gesellschaft hatte damals mitgeteilt, dass bei der Ausstellung keine Complience-Regeln verletzt worden seien.

Der wissenschaftspolitische Sprecher der FDP, Thomas Sattelberger, hatte jetzt in einem Tweet zuerst über die Nachzahlung der Reisekosten berichtet: „Höre Gerüchte, dass Fraunhofer-Chef Neugebauer die gemeinsamen Weltreisen mit seiner Gattin gerade nachbezahlt. Das wird meine Erwartung an eine unabhängige Prüfung durch den Bundesrechnungshof nur steigern.“ Inzwischen gab es auch ein Gespräch mit dem Vizepräsidenten des Bundesrechnungshofs Christian Ahrendt „zu dem Vorgang und den Modalitäten einer Prüfungsbitte“, sagt Sattelberger. Der wäre für eine Prüfung zuständig, da die Fraunhofer-Gesellschaft zum großen Teil aus Steuergeld finanziert wird.

Das interessiert WiWo-Leser heute besonders

Geldanlage Das Russland-Risiko: Diese deutschen Aktien leiden besonders unter dem Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine belastet die Börsen. Welche deutschen Aktien besonders betroffen sind, zeigt unsere Analyse.

Krisenversicherung Warum Anleger spätestens jetzt Gold kaufen sollten

Der Krieg in der Ukraine und die Abkopplung Russlands von der Weltwirtschaft sind extreme Inflationsbeschleuniger. Mit Gold wollen Anleger sich davor schützen – und einer neuerlichen Euro-Krise entgehen.

Flüssigerdgas Diese LNG-Aktien bieten die besten Rendite-Chancen

Mit verflüssigtem Erdgas aus den USA und Katar will die Bundesregierung die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland mindern. Über Nacht wird das nicht klappen. Doch LNG-Aktien bieten nun gute Chancen.

 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

In einer kleinen Anfrage an das Bundesforschungsministerium hatte Sattelberger zuvor gefragt, ob es nach Kenntnis der Bundesregierung zutreffe, „dass die Gattin des Fraunhofer-Präsidenten ihn ohne eigene Funktion für die Fraunhofer-Gesellschaft auf Fraunhofer-Kosten (und damit auch Steuerzahler-Kosten) auf Reisen und anderen Terminen begleitet hat, und dies ohne inhaltliche Mitwirkung“. Das Ministerium hatte in einer Antwort lediglich die Fraunhofer-Gesellschaft zitiert, dass Frau Neugebauer ihren Mann „in Einzelfällen und anlassbezogen“ begleitet habe. Eine eigene Prüfung des Ministeriums habe es nicht gegeben, kritisiert Sattelberger.

Die Rückzahlung der Reisekosten bestätigte die Fraunhofer-Gesellschaft zuerst dem Wissenschafts-Blogger Jan-Martin Wiarda. Auch habe die Innenrevision auf Bitten des Vorstandes die Prüfung einer „Reihe von Vorgängen einschließlich der angefallenen Reisekosten“ gestartet, „um jegliche, auch unbeabsichtigte Abweichungen von Vorgaben in den vergangenen Jahren auszuschließen“, zitiert der Blogbeitrag einen Fraunhofer-Sprecher.

Seit dem Bekanntwerden einer vorfristigen Vertragsverlängerung des Fraunhofer-Präsidenten Neugebauer im August haben sich mehr als ein Dutzend mutmaßliche Whistleblower an die WirtschaftsWoche gewendet, die die Praktiken des mächtigen Wissenschaftsmanagers kritisieren – darunter auch seine fragliche Rolle an der Vergabe von akademischen Würden an Volkswagen-Manager.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%