Neben der künstlichen Versorgung der Menschen gibt es aber noch zwei weitere Faktoren, die das Leben auf dem Mars erheblich verkomplizieren, denn der Mars-Rover Curiosity hat Forschern vom Mars Informationen geschickt, die Siedler warnen sollten: die kosmische Strahlung und die Sonnenwinde sind tödlich.
Da der Mars anders als die Erde keine dichte Atmosphäre hat, und auch nicht von einem Magnetfeld umgeben wird, ist die für Menschen schädliche kosmische Strahlung viel höher. Das Krebsrisiko stiege für die Marssiedler enorm an. Messungen von Curiosity zwischen 2012 und 2013 ergaben, dass schon nach ein paar Monaten die Strahlen-Dosis für Astronauten auf dem Mars die Grenze von 1000 Millisievert überschreiten würde – für europäische Raumfahrer ist das momentan der absolute Grenzwert. Haben sie den erreicht, dürfen sie nicht mehr fliegen, weil diese Belastung für das ganze Leben reiche. Auf dem Mars wären dann gerade einmal ein paar Monate vergangen.





„Man muss sich fragen, ob es eigentlich moralisch ist, die Menschen dort hinauf schicken ohne ihnen eine Rückfahrt zu ermöglichen“, sagt Jaumann. Auch Gerzer bezeichnet die Mission für moralisch fragwürdig: „Also ich halte das für extrem unethisch so etwas jetzt zu planen, so dass ich mich wundern würde, wenn ein Land so etwas starten lässt.“
Mars-One-Chef Lansdorp hat die MIT-Berechnungen gegenüber der US-Zeitung „The Atlantic“ zurückgewiesen. Weil die Wissenschaftler nicht detailreich genug über Zahlen und Fakten informiert gewesen seien, da Mars One sie aus Zeitgründen nicht unterstützen konnte, wären sie zu falschen Ergebnissen gekommen. Details dazu, was an den MIT-Ergebnissen genau falsch sei, nannte Lansdorp allerdings nicht.
Die Seifenblase
Die Mars-One-Idee ist aufgrund der Ungereimtheiten und zu optimistischen Planungen bei vielen schon als Betrug verschrien, der Weltraum-Fantasten Geld aus der Tasche ziehen soll. „Ich würde sagen, das ist eine absolut perfekter PR-Idee und ich kann mich sicherlich täuschen, aber ich denke, Mars One wird nicht über das Auswahlverfahren herauskommen“, schätzt Jaumann. Was am Ende wirklich konkret geplant und auch umgesetzt wird und was nur schöne Illusion ist, wird sich im Laufe der nächsten Jahre zeigen. Denn die Technik ist eben einfach noch nicht so ausgereift, wie sich die Mars-One-Stiftung ihre Mission ausmalt. Hinfliegen können sie mit den Raketen von SpaceX problemlos - daran haben auch die deutschen Raumfahrtexperten keine Zweifel, aber um Menschen dort tatsächlich anzusiedeln, sind die Entwicklungsstandards noch nicht ausreichend entwickelt.
Eine Siedlung auf dem Mars wird es aber wohl auch mit Mars One so schnell nicht geben. Da helfen auch die geschliffenen Worte des Mars-One-CEOs Landsdorp nicht: „Die Leute möchten, dass dies klappt und es ist meine Überzeugung, dass es ok ist, wenn es länger dauert. Solange wir zeigen, dass es in die richtige Richtung vorangeht, dass wir die richtigen Unternehmen beauftragen und die Verträge abschließen können, dann kann die Welt auch akzeptieren, wenn wir die Menschheit mit etwas Verspätung zum Mars bringen.“
Die Menschheit wird eines Tages tatsächlich auf dem Mars landen – da sind sich die Raumfahrtexperten einig. Bis dahin müssen aber Hürden überwunden werden, die ein noch so ambitioniertes Team wie Mars One es ist nicht meistern kann.
„Ich gehe davon aus, dass zunächst eine Mondstation gebaut wird, bevor es eine Marsstation geben wird“, so Gerzer. Er hält 2040 oder 2050 für eine realistische Schätzung für eine bemannte Marsmission – allerdings wahrscheinlich durchgeführt von der NASA. Und mit Rückflug.