Sechs Minuten lang herrscht Schwerelosigkeit, denn der Gleiter befindet sich im freien Fall. Die Passagiere schweben wie Astronauten im Raumschiff umher, schlagen Salti und genießen die Aussicht auf den halben Kontinent durch pizzatellergroße Bullaugen. Dann taucht der Gleiter in dichtere Luftschichten, das Leitwerk am Heck - zwei spezielle Flügel - klappt auf und bremst den Sturz. Zweieinhalb Stunden nach dem Start landet das SpaceShipTwo sanft auf der Rollbahn.
Suborbitalflug nennen Experten ein solches Manöver, bei dem ein Raumschiff für wenige Minuten durch den Weltraum streift. Alan Shepard, der erste Amerikaner im Suborbit, wird noch heute als Held gefeiert; die Post in den USA druckte 2011 eine Briefmarke mit seinem Konterfei.
Virgin Galactic bietet die gleiche Reise nun für 250.000 Dollar an; der Konkurrent Xcor Aerospace, der einen Raumgleiter namens Lynx baut, nimmt pro Ticket 100.000 Dollar - nicht mehr, als ein E-Klasse-Mercedes kostet.
Private Sternenflotte
Booster Space Industries: Weltraum-Shuttle
Flüge für Touristen und Forscher
Erster Start offen
Virgin Galactic: SpaceShipTwo
6 Passagiere
250.000 Dollar/Passagier
Erster Start 2014
XCor Aerospace: Lynx
1 Passagier
100.000 Dollar/Passagier
Erster Start 2015
*Flug auf mehr als 100 Kilometer Höhe, bis zu sechs Minuten Schwerelosigkeit, keine volle Erdumrundung;
Quelle: GOOD, eigene Recherchen
Boeing: CST-100
7 Passagiere
Erster Start 2017
Sierra Nevada Corporation: Dream Chaser
7 Passagiere
Erster Start 2016
SpaceX: Dragon
7 Passagiere
Erster Frachtflug 2012
Erster bemannter Flug 2015
Bigelow Aerospace: BA 330
5 Bewohner
25 Millionen Dollar/Miete für zwei Monate
pro 110 Kubikmeter
Shackleton Energy: Mondbergbau
Treibstoffdepot im Erdorbit
Investitionen: 22 Milliarden Dollar
Bauzeit 5 Jahre
Space Adventures: Mondrundflug
2 Passagiere
150 Millionen Dollar/Passagier
10 Tage Reisedauer
Erster Start 2017
The Golden Spike Company: Mondlandefähre
2 Passagiere
750 Millionen Dollar/ Passagier
Erster Start 2020
Planetary Resources: Asteroiden einfangen und abbauen
2,6 Milliarden Dollar/Asteroid
(Nasa-Schätzung)
Erste Suchmission 2015
Start des Weltraumbergbaus 2023
Inspiration Mars: Marsrundflug
2 Passagiere
1 bis 2 Milliarden Dollar
501 Tage Reisedauer
Erster Start 2018
Mars One: Marsstation
4 Bewohner
6 Milliarden Dollar
Kein Rückflug möglich
Erster Start 2023
Die Nasa flog ihre Apollo-Astronauten noch in Wegwerfraketen hinauf - die neuen Raumfahrt-Startups dagegen bauen Gleiter, die sich Hunderte Male wiederverwenden lassen. Das spart Kosten.
Und so werden die Trips ins All profitabel. Fast 500 Millionen Dollar Kapital hat Virgin Galactic für die Entwicklung seines Shuttles gesammelt – auch mit dem Verkauf von 650 Tickets, etwa an Hollywood-Schauspieler wie Brad Pitt, Angelina Jolie und Ashton Kutcher. Beim ersten Flug will Milliardär Branson mit seinen beiden Söhnen selbst dabei sein. Konkurrent Xcor hat 250 Vorbestellungen angenommen.
Gehen die Pläne der Raumfahrtrebellen auf, sehen pro Jahr mehr Touristen die Erde von oben als alle 532 Astronauten der vergangenen 52 Jahre. "In den ersten zehn Jahren", sagt Stephen Attenborough, kaufmännischer Chef bei Virgin Galactic, "wollen wir 30.000 Menschen ins All fliegen."
Vielleicht kommen ein paar Abenteurer bis zum Mars: Der US-Millionär Dennis Tito, der im Jahr 2001 zur ISS flog und so der erste Weltraumtourist wurde, will mit seiner Stiftung Inspiration Mars im Jahr 2018 zwei Menschen bis auf 100 Kilometer zum Roten Planeten und zurück fliegen.
Fünf Jahre später will der Holländer Bas Lansdorp mit seinem Startup Mars One gar vier Raumfahrer dauerhaft auf dem Mars ansiedeln - und ein Fernsehspektakel aus der Reise machen. Sechs Milliarden Dollar will Lansdorp dafür bei Sponsoren und Medienkonzernen sammeln. Mehr als 200.000 Möchtegernastronauten haben sich bei Mars One beworben. Dabei muss die Raumfähre für die Mission noch gebaut werden.
Absehbar ist: Reisen ins Weltall werden ein Massengeschäft. In zehn Jahren, schätzt die Bundesluftfahrtbehörde der USA, wird der Weltraumtourismus zum Milliarden-Dollar-Markt.