USA stoppen Ukraine-Hilfen: Sollte Musk Starlink abschalten – kann Europa der Ukraine eine Alternative bieten?

Ein Ukrainischer Soldat bereitet den Start einer Langstreckendrohne vor.
Nach dem Debakel im Weißen Haus am vergangenen Freitag, bei dem vor aller Welt ein offener Streit zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, US-Präsident Donald Trump und seinem Vize JD Vance ausbrach, haben die USA alle Hilfen für die Ukraine eingefroren. Für den Krieg hat das zunächst keine unmittelbaren Folgen – anders als eine weitere Stufe der Eskalation, die viele Experten nun fürchten: die Abschaltung des Satelliteninternetsystems Starlink.
Die stellt das US-Unternehmen SpaceX bisher der Ukraine zur Verfügung – und das Militär nutzt den Dienst intensiv, um die Kommunikation mit der Front aufrecht zu halten sowie Aufklärung- und Kampfdrohnen per Videostream zu steuern.
600 Satelliten im Orbit
Das wirft die Frage nach einer Alternative auf. Die scheint es tatsächlich in Europa zu geben: Die britische Satellitenkonstellation OneWeb, von Airbus in Serie gebaut, inzwischen im Eigentum des französischen Satellitenbetreibers Eutelsat. „Unsere Dienste aus einer niedrigen Erdumlaufbahn sind bereits in der Ukraine im Einsatz und unterstützen die staatliche und institutionelle Kommunikation“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Das Unternehmen arbeite zudem aktiv mit europäischen Institutionen und Geschäftspartnern zusammen, um die rasche Bereitstellung zusätzlicher Benutzerterminals für kritische Missionen und Infrastrukturen zu ermöglichen.
OneWeb hat inzwischen rund 600 Satelliten im Orbit. Das mag im Vergleich zu den mehr als 7000 von SpaceX eine geringe Zahl sein. Doch die OneWeb Satelliten umrunden die Erde in 1200 Kilometern Höhe, etwa doppelt so hoch wie die von Starlink. Entsprechend größer ist die Fläche, die sie abdecken können.
Hinzu kommen mehrere geostationäre Satelliten (GEO), die in 36.000 Kilometern Höhe fest über Europa stationiert sind. „Ergänzend könnten GEO-Dienste zusätzliche Kapazitäten über der Ukraine sowie eine höhere Ausfallsicherheit für die Anbindung kritischer Infrastrukturen bieten“, so die Eutelsat-Sprecherin weiter.
Starlink: Alternative Eutelsat?
Über Europa biete Eutelsat die gleichen Möglichkeiten wie Starlink in Bezug auf Abdeckung und Latenzzeit, versichert sie. Letzteres ist die Zeit, die ein Signal vom Sender bis zum Empfänger benötigt – wichtig für Echtzeitanwendungen wie die Steuerung einer Drohne. Derzeit befindet sich Eutelsat in Gesprächen mit der EU-Kommission, der Ukraine zusätzliche Kapazitäten bereit zu stellen.
Die Börse vertraut offenbar auf die Fähigkeiten von Eutelsat: Der Aktienkurs des französisch-britischen Unternehmens hat sich in den vergangenen zwei Tagen mehr als verdreifacht, in Erwartung, dass es zu den großen Gewinnern des amerikanisch-ukrainischen Zerwürfnisses zählen könnte.
Nicht alle Militärexperten jedoch schließen sich dieser Deutung an. Melinda Haring, Senior Fellow beim Atlantic Council, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, Starlink sei für den Einsatz von Drohnen in der Ukraine unerlässlich.
Eutelsat selbst hält sich bedeckt, inwiefern das Unternehmen die amerikanische Technik schnell und einfach ersetzen kann: Ob und wann OneWeb die bestehende militärische Kommunikation ergänzen könne, hänge von den spezifischen betrieblichen Anforderungen, den Sicherheitsprotokollen und der Integration in bestehende Systeme ab.
In jedem Fall aber wäre wohl eine heikle Umstellungsphase notwendig, während derer die Ukraine nicht wie bisher auf Augenhöhe mit Russland kämpfen könnte.
Lesen Sie auch: Die verborgene Wahrheit des Donald Trump













