Pizza, Nudeln, Steak Diese Lebensmittel gibt es bereits aus dem 3D-Drucker

Pflanzlicher Fleischersatz, der schmeckt wie das Original: Macht 3D-Druck möglich, wonach Vegetarier sich seit Jahren sehnen? Quelle: Bloomberg

Die Ernährungsindustrie hat den 3D-Druck für sich entdeckt. Eine (unvollständige) Übersicht über Lebensmittel, die bereits gedruckt werden können – zum Teil sogar in der eigenen Küche.

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Zackig, ohne Ermüdungserscheinungen und in hauchdünnen Schichten trägt eine Kanüle fleischfarbene Masse auf, bis nach 20 Minuten ein ovales Etwas entstanden ist. Das sieht einem Steak erstaunlich ähnlich. Ob der Japaner Hideo Kodama diese Möglichkeit vor Augen hatte, als er 1980 die ersten Versuche mit „Rapid Prototyping“ – also 3D-Druck – machte? Kodama war einer der ersten Forscher, die sich ernsthaft damit beschäftigten, wie man Produkte herstellen kann, indem man schichtweise Material aufträgt.

Ähnliche Ansätze wurden in den Folgejahren vor allem in Frankreich und den USA entwickelt, und spätestens ab den 1990er-Jahren ging es dann Schlag auf Schlag: Nachdem mehrere additive Druckverfahren die Marktreife erlangt hatten, wurde erst die Industrie auf die neue Technik aufmerksam – und anschließend die Medien: Nachrichten über die ersten gedruckten Nieren und Beinprothesen verschafften dem 3D-Druck die Aufmerksamkeit der Massen. Dass der Lebensmittelsektor folgen würde, war nur eine Frage der Zeit.

Der erste 3D-Drucker, der auch mit Lebensmitteln befüllt werden konnte, war der sogenannte Fab@Home. Bis 2005 waren 3D-Drucker auf die Industrie ausgerichtet und damit für den Endkunden nicht verfügbar: Zu groß, zu teuer, häufig patentrechtlich geschützt. Der Fab@Home hingegen, entwickelt von Studenten der Cornell University (New York), war ein Open-Source-Projekt, konnte also weltweit im Eigenbau hergestellt und mit jeder Art Masse befüllt werden, die sich durch eine Kanüle pressen ließ. Seit der Einstellung des Projekts 2012 ist auf dem Markt allerdings viel passiert – und Lebensmittel-3D-Drucker sind längst nicht mehr nur etwas für ambitionierte Hobby-Bastler.

Fleischersatz

Im Prinzip können alle Lebensmittel auch gedruckt werden, sofern sie als Paste oder Püree vorliegen. Vegane Fleischersatzprodukte aus dem 3D-Drucker bekommen momentan die größte Aufmerksamkeit. Zahlreiche Start-ups wittern in der Sparte das große Geschäft. Die dafür verwendeten Pflanzenpasten bestehen etwa aus Erbsen oder Reisfasern. Der schichtweise Auftrag soll ermöglichen, woran konventionelle Hersteller seit Jahren scheitern: Veggie-Produkte, die nicht nur optisch, sondern auch im Biss Rinder- und Schweinefleisch nahe kommen. Und dabei geht es längst nicht mehr nur um Burger, deren Konsistenz relativ einfach imitiert werden kann: Erst kürzlich hat das israelische Start-up Redefine Meat mit dem ersten Filetsteak aus dem 3D-Drucker geworben.



Echtes Fleisch

In Japan ist man derweil schon weiter: Forscher der Universität Osaka haben 2021 mit Hilfe von Stammzellen der Premium-Fleischsorte Wagyu verschiedene Fasern (Fett, Muskeln und Blutgefäße) gezüchtet und diese anschließend mit dem 3D-Drucker in einer aufwändigen Technik zusammengesetzt. Sie gehen davon aus, auf diese Weise auch andere komplexe Fleischarten nachbilden zu können. Bis 2025 will der japanische Präzisionsinstrumentehersteller Shimadzu in Zusammenarbeit mit der Universität Osaka einen 3D-Drucker herstellen, der große Mengen dieser Art von kultiviertem Fleisch produzieren kann.

Schokolade

3D-Drucker für den Eigenbedarf gibt es im Lebensmittelbereich noch selten. Eine der wenigen Ausnahmen sind Schokoladen-3D-Drucker (wie etwa der Mycusini). Diese sind für Verbraucher ab 500 Euro im Handel erhältlich. Feste Schokoladenmasse wird in Spritzkanülen so verflüssigt, dass anschließend vorgegebene Figuren oder Schriftzüge gedruckt werden können. Der Nachteil der günstigeren Modelle liegt bisher darin, dass diese nur mit spezieller Schokoladenmasse arbeiten können, die teuer und nicht in konventionellen Supermärkten erhältlich ist.



Auch in Konditoreien finden Schokoladen-3D-Drucker bereits Anwendung, um komplizierte Formen oder Schriftzüge zu schaffen, die auf traditionelle Art schwer oder gar nicht herzustellen sind.

Veganer Lachs

Während atlantischer Wildlachs überfischt ist, weisen Proben aus den gigantischen Lachsfarmen fast standardmäßig Belastung mit Parasiten, Medikamentenrückständen (etwa Antibiotika) sowie Schwermetallen auf. Mittlerweile gibt es Start-ups, die eine Ersatzprodukte für Konsumenten bieten, die zwar den Geschmack von Lachs mögen, aber aus Umwelt- oder Gesundheitsgründen darauf verzichten wollen. Die österreichischen Jungunternehmer von Revo nutzen für ihren veganen Räucherlachs Erbsenprotein (für die Struktur), Karottenextrakt (für die Farbe) und Alge (für den Geschmack).



Pizza

Selbst vor Pizza macht die 3D-Drucktechnik nicht halt. Hierfür benötigt man allerdings gleich mehrere Kanülen:je eine für den Teig, die Tomatensauce und den Käse. Sie können die Pizza in einem mehrstufigen Verfahren in verschiedenen Formen drucken. Aufgetragen sind die Komponenten in nur einer Minute. Der Haken: Lieblingstoppings können nicht gedruckt und müssen manuell hinzugefügt werden, wenn mehr als eine schlichte Margherita gewünscht ist.

Pizza-3D-Druck geriet 2013 in die Schlagzeilen, als die NASA ein Projekt finanzierte, das Astronauten auf zukünftigen Deep-Space-Missionen zum Mars mit frischen Gerichten versorgen sollte. Aufgrund von Kürzungen für diverse NASA-Projekte im US-Kongress wurde daraus nichts. Das aus dem Projekt hervorgegangene NASA-Spin-Off BeeHex existiert noch immer, legt den Fokus aber mittlerweile auf die Dekoration von Torten und Keksen.

Ebenfalls Pizza druckt der 3D-Drucker des spanischen Start-ups Natural Health, welcher – ähnlich wie der Pionier Fab@Home – als „Allrounder“ konzipiert ist und grundsätzlich alles formen kann, was in die Edelstahl-Kapseln gefüllt wird: etwa vegane Burgerpatties, Gemüsebrei oder Tiramisu. Das ist allerdings kein billiger Spaß: Das Gerät wird für derzeit 6000 Dollar auf der Homepage beworben.



Nudeln

Bereits 2016 stellte der Nudelkonzern Barilla einen 3D-Drucker vor, der aus einem Hartweizenmehl- und Wassergemisch Nudeln in Formen druckt, die im
herkömmlichen Herstellungsverfahren nicht realisiert werden können. Doch dann wurde es still um die 3D-Pasta. Erst Mitte 2022 präsentierte das Spin-Off-Projekt Blu'Rhapsody aus Barillas Entwicklungsabteilung die ersten 15 Designs gedruckter Pasta, welche auf der Webseite des Unternehmens erhältlich sind. Die Preise liegen zwischen 25 und 57 Euro für zwölf individuell gestaltete Nudeln. Zielgruppe: High-End-Restaurants.



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