Solaranlagen erzeugen über einen sonnigen Tag mehr Strom als man braucht. Dieser kann zwar ins Netz gehen, aber da es in Deutschland noch ziemlich viele Kohlekraftwerke gibt, die sich nur ziemlich langsam runter- oder anfahren lassen, ist das keine Ideallösung.
So sind Hausspeicher deutlich verheißungsvoller: In ihnen lässt sich der Strom für die Nacht oder sogar für die kommenden Wochen speichern. Der Markt wächst, schon über 30.000 Speichersysteme sind alleine in Deutschland installiert. Auch wenn kaum nachgerüstet wird: In 90 Prozent aller Fälle werden Solaranlage und Speicher gemeinsam eingebaut, zeigt eine neue Marktstudie des Herstellers E3/DC.
Doch bei weit über 100 verschiedenen Speichern alleine im Lithium-Ionen-Bereich wird es langsam unübersichtlich. "Das Interesse ist schon seit Jahren da, aber das tatsächliche Kaufinteresse wird immer größer", bestätigt auch Linda Fahmy, Projektmanagerin bei EuPD Research. Das Bonner Marktforschungsunternehmen will Ordnung in das Chaos bringen und hat sich deshalb über 150 Speicher genauer angeschaut.
Drei Kategorien geben Aufschluss darüber, wie sehr der Speicher sich vom errechneten Markt-Durchschnitt abheben kann. Insgesamt kann ein Speicher fünf Punkte erreichen – 3,55 im Bereich "Kosten pro Kilowattstunde", 0,9 für "Maße und Installation" und 0,55 für den Herstellerservice.
Preis entscheidet beim Hausspeicher
Denn der Preis ist für viele Kunden das mit Abstand wichtigste Kriterium, hat EuPD Research herausgefunden. Doch diese sind gerade im Bereich der leistungsfähigen Lithium-Ionen-Akkus ziemlich hoch – die Speicher alleine gibt es im Endkundenbereich nicht für unter 500 Euro pro Kilowattstunde – da kommen aber noch Wechselrichter und Installation hinzu.
Das Unternehmen "Sonnen" ist sicherlich einer der Gewinner der Untersuchung, welche die WirtschaftsWoche exklusiv veröffentlicht. Auch LG und die Deutsche Accumotive sind weit vorne. Bronze bei den großen Speichern holt sich das ebenfalls deutsche Unternehmen Colibri. Dieses machte vor über einem Jahr durch eine unübersichtliche Insolvenz Schlagzeilen, kehrte aber unter leicht geändertem Namen (vorher: Kolibri) an den Markt zurück.
Die Deutsche Accumotive ist eher für kleine Speicher zuständig - das Unternehmen ist eine Tochter des Autoherstellers Daimler. Ein Synergieeffekt zwischen Elektromobilität und Stromspeicherung, auf den auch Tesla setzt. Die Kalifornier wiederum führen in der Untersuchung von EuPD Research das Mittelfeld an, können sich aber bei den Kosten nicht absetzen.
Zwar will Firmengründer Elon Musk die Preise mit einer eigenen Batteriefabrik weiter drücken, doch bei Tesla vergeht zwischen Ankündigung und Auslieferung traditionell viel Zeit. Diese haben einige Unternehmen gut genutzt. „Wer bei uns vorne liegt, ist am deutschen Markt eben auch schon sehr aktiv“, sagt Fahmy – und der hiesige Markt ist einer der wichtigsten weltweit.
Blei-Speicher leicht abgeschlagen
Ebenfalls getestet hat EuPD Research Bleiakkus – diese sind günstiger, aber geraten gegenüber Lithium-Akkus wegen zahlreicher Nachteile ins Hintertreffen. So entladen sie sich deutlich schneller selbst, haben eine geringere Energiedichte und sind dementsprechend deutlich klobiger. Lediglich die Siegerprodukte von Solarinvert und Hoppecke könnten im Mittelfeld der Lithium-Ionen-Liga mitspielen.
Noch nicht dabei sind sogenannte Redox-Flow-Speicher, die einen flüssigen Energieträger brauchen. Ob sie in den kommenden Jahren auf den Markt kommen, hängt für Jens Tübke von der Preisentwicklung bei den Li-Ion-Speichern ab. Der Leiter des Bereichs Angewandte Elektrochemie beim Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (kurz Fraunhofer ICT) sieht in den kommenden Jahren erstmal weitere Innovationen und Mengenvorteile bei den Lithium-Akkus.
„Redox-Flow-Speicher bestehen aus weniger Einzelteilen und eignen sich viel besser für ein Recycling als Lithium-Speicher – das ist deutlich ökologischer“, so Tübke. Doch damit sie sich durchsetzen können, muss Lithium knapper und damit teurer werden, so seine Prognose. Deshalb bleibt es im Hausspeicherbereich erst einmal bei Lithium und Blei.
Alle 93 Speicher, die EuPD Research nun ausgezeichnet hat, finden Sie hier:
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