Industrie 4.0 Gebt den Maschinen das Kommando

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Sicherheitsfragen noch weitgehend ungeklärt

"OCI hat die Arbeit der Programmierer erheblich vereinfacht", meint Lukas Wintjes, Geschäftsleiter Vertrieb und Branchenmanagement Fabrikautomation von Bosch Rexroth. "Ein Programmierer erstellt jetzt über LabView die Software für die Prüfgaben und die Bewegungsabläufe der Maschine ohne eine Zeile SPS-Code zu benötigen." Maschinenhersteller Kraus Automatisierungstechnik aus dem fränkischen Hassfurt nutzt OCI bereits. Mit gleicher Mannschaft kann das Unternehmen jetzt doppelt so viele Maschinen programmieren.

Mensch soll die Kontrolle behalten

Trumpf und Bosch-Rexroth bieten beide bereits Maschinenbedienung und Diagnose mittels iPad und Apps an. Ganz wie beim privaten Smartphone, soll der Bediener die Maschine mit einem Fingerwisch in Betrieb nehmen können. Trumpf-Manager Bauer: "Obwohl die Systeme komplexer werden, sollen die Mitarbeiter in der Fertigung das nicht merken. Wir wollen nicht nur Experten. Der Mensch soll dirigieren und entscheiden, sich aber nicht mit der Komplexität der Steuerung beschäftigen müssen." Vor zehn Jahren habe eine Maschine eine Steuerung gehabt, heute seien es zehn. Man solle aber nicht Ingenieur sein müssen, um die Maschine im Griff zu haben.

Bei allem Potenzial, das in "intelligenten" Maschinen steckt, der Mensch soll in der Vision von Industrie 4.0 immer noch das letzte Wort haben. "Trotzt ausgeklügelten Automatismen behält der Mensch jederzeit die Kontrolle über die Produktion", betont Bauer.

Ein wesentlicher Punkt, um die Kontrolle zu bewahren ist das Thema Sicherheit. Der intensive Datenaustausch, der mit Industrie 4.0-Anwendungen einhergeht, macht Unternehmen und Fabriken zum attraktiven Ziel für Hacker. Datendiebstahl oder Sabotage der Produktion - beides ist möglich. Hier gibt es noch keinerlei Standards. Ganz abgesehen davon, dass etwa in den USA völlig andere Datenschutzbestimmungen gelten als in der EU. Wie hier unterschiedliche Rechtsräume miteinander verschmelzen sollen ist eine weitere riesige Baustelle.

Bei allen Problemen und aller Skepsis: Deutsche Unternehmen setzen riesige Hoffnungen in das Konzept Industrie 4.0. In Arbeitskreisen wie dem der Bundesregierung und Plattformen der Branchenverbände VDMA, ZVEI und Bitkom wird diskutiert, getüftelt und an Standards gearbeitet. Denn eines ist klar: es gibt keine bessere Wiege für den Sprung in ein neues industrielles Zeitalter. Deutsche Unternehmen erwirtschaften ein Drittel der industriellen Wertschöpfung der gesamten EU, hier sitzen die Weltmarktführer im Mittelstand, hier brummt der Maschinenbau. "Industrie 4.0 kann allein im engen Austausch zwischen Elektrotechnik, Maschinenbau und IT vorankommen", meint Heng. Und dafür sind die Voraussetzungen nirgends so gut wie in Deutschland dem "Fabrikausrüster der Welt".

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