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ElektromobilitätPlug-in-Hybride haben die höchsten Reparaturkosten

Die Allianz-Versicherung hat eine beunruhigende Beobachtung gemacht: Bei Autos mit Elektroantrieb sind Reparaturen oft besonders teuer. Plug-in-Hybride sind besonders betroffen.Martin Seiwert 09.03.2022 - 15:08 Uhr

Ein BMW X5 xDrive40e als Plug-in-Hybrid mit eDrive lädt an einer Ladesäule.

Foto: dpa

Carsten Reinkemeyer, Leiter Sicherheitsforschung im Technik-Zentrum der Allianz-Versicherung, warnt vor höheren Reparaturkosten bei reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden: Die Kosten für Reparaturen lägen nach Erfahrungen der Allianz „etwa 40 Prozent über den Kosten herkömmlicher Fahrzeuge“, sagte Reinkemeyer im Podcast High Voltage der WirtschaftsWoche. 

Hierbei sei zwischen Plug-in-Hybriden und reinen Batterieautos zu unterscheiden: Die Hybride verursachten deutlich höhere Werkstattrechnungen als reine E-Autos. Das liege unter anderem daran, dass der Hybridantrieb vor allem in höheren Fahrzeugklassen weit verbreitet sei. Bei den reinen Elektroautos gebe es dagegen auch viele Kompakt- und Kleinwagen. Weil die Schäden bei großen Fahrzeugen tendenziell teurer sind, schnitten Plug-in-Hybride schlechter ab. 

Podcast – High Voltage

„Reparaturkosten von Elektroautos sind 40 Prozent höher“

von Martin Seiwert

Die Unterschiede seien aber auch auf die Antriebstechnik zurückzuführen: „Im Vergleich zum Marktdurchschnitt haben Plug-in-Hybride haben eine höhere Brandwahrscheinlichkeit, vor allem wenn es sich um eine Kombination von Diesel- und Elektroantrieb handelt“, so Reinkemeyer. Dies liege daran, dass Dieselfahrzeuge, verglichen mit Benzinern oder reinen E-Autos, grundsätzlich ein leicht erhöhtes Brandrisiko hätten. 
Lesen Sie auch, wie hoch die Brandgefahr bei Elektroautos tatsächlich ist.

Trotz der derzeit höheren Reparaturkosten sieht Reinkemeyer keine höheren Versicherungskosten auf E-Auto-Fahrer zukommen, weil es bei Elektroautos weniger zu anderen Schäden, wie etwa kommt. „Dadurch können die höheren Reparaturkosten im Moment kompensiert werden“, so Reinkemeyer. Es sei allerdings nicht sicher, ob das auch in Zukunft der Fall sei. 

Um die Versicherungsprämien für E-Auto-Fahrer nicht unnötig steigen zu lassen, sind nach Ansicht der Allianz nun vor allem die Autohersteller gefordert. Sie sollten Autos so konstruieren, dass nach Unfällen oder bei  anderen Schäden die Werkstattrechnungen möglichst niedrig ausfallen. Dass das möglich sei, hätten Crash-Tests im Allianz-Technikzentrum ergeben: „Hersteller können E-Autos durchaus reparaturfreundlich bauen“, so Reinkemeyer. „Wir haben ein E-Auto gecrasht, das sogar geringere Reparaturkosten hatte, als ein ähnlicher Verbrenner.“ 

E-Autos sollen mit ihren emissionsfreien Antrieben eigentlich Umwelt und Klima schonen. Doch mit ihren teilweise riesigen Akkus, energiehungrigen Performance-Antrieben und außerdem viel Kohlestrom im „Tank“ bleibt vom grünen Versprechen einiges auf der Strecke. Wer auf die alternative Antriebsart umsteigen und damit auch ernsthaft Klimaschutz betreiben will, sollte deshalb idealerweise nach besonders effizienten Modellen Ausschau halten. Hier fünf besonders sparsame Stromer, die mit vergleichsweise wenig Energie und Ressourcen auskommen.

Foto: imago images

Platz 5: Hyundai Kona Elektro

Mit 14,3 kWh auf 100 Kilometer gehört Hyundais kompaktes SUV-Modell Kona Elektro zu den sparsamsten E-Autos am Markt. Dabei handelt es sich um die Einstiegsversion mit kleinerem 39-kWh-Akku und einem 100 kW/136 PS starken E-Antrieb. Immerhin erledigt der 1,6 Tonnen schwere Stromer damit den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 in 9,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 155 km/h. Trotz des kleineren Batterieformats, den Kona gibt es alternativ auch mit 64 kWh, sind laut WLTP über 300 Kilometer Reichweite möglich. Auch mit seinem Platzangebot und einem 332 bis 1.114 Liter großen Kofferraum ist der Alltagsnutzen auf bereits gutem Niveau. Mit 35.650 Euro vor Umweltprämie bleibt der Kona außerdem bezahlbar.

Foto: WirtschaftsWoche

Platz 4: Tesla Model 3 RWD

Performance und Effizienz müssen kein Widerspruch sein, wie Teslas Model 3 in der abgespeckten RWD-Version zeigt. Hier werden allein die Räder der Hinterachse mit allerdings üppigen 239 kW/325 PS angetrieben, was einen Sprint aus dem Stand auf 100 in 6,1 Sekunden sowie maximal 225 km/h erlaubt. Wer es geruhsam angeht, wird laut WLTP-Messung mit 14,0 kWh auf 100 Kilometer auskommen. Zugleich bietet das mit einem Preis von rund 43.000 Euro günstige Modell des US-Autobauers eine großzügig dimensionierte 60-kWh-Batterie, die stolze 491 Kilometer Reichweite ermöglichen soll.

Foto: WirtschaftsWoche

Platz 3: Dacia Spring
Im Fall des aus China stammenden Dacia Spring steht hingegen maximaler Verzicht im Vordergrund. Der hochbeinige Fünftürer fällt mit 3,74 Meter Länge nicht nur kompakt aus, mit rund einer Tonne Gewicht und einem 33 kW/44 PS starken Antrieb ist er zudem ein Leichtfuß. In der Summe sorgt dies für einen günstigen Verbrauch von 13,9 kWh pro 100 Kilometer. Sparen lässt sich in diesem Fall auch beim Preis, denn die Basisversion ist bereits für 20.490 Euro zu haben. Abzüglich E-Prämie sind das weniger als 11.000 Euro. Und immerhin bietet der 27,4-kWh-Akku 230 Kilometer Reichweite. Hinsichtlich Ladezeiten, Technik, Komfort und Fahrverhalten sollte man allerdings keine allzu hohen Ansprüche haben.

Foto: WirtschaftsWoche

Platz 2: Hyundai Ioniq Elektro

Wiederum deutlich mehr Auto, Komfort und Reichweite bietet der Hyundai Ioniq Elektro, der zwar einen mit dem Kona Elektro nahezu identischen Antrieb bietet, dank seiner aerodynamischeren Form jedoch ein wenig ressourcenschonender bleibt. Hier sind es 13,8 kWh auf 100 Kilometer, was dank der 38 kWh großen Batterie für 311 Kilometer WLTP-Reichweite sorgt. Zudem bietet der Koreaner einen mit 357 bis 1.417 Liter üppig dimensionierten Kofferraum sowie eine mit 165 km/h sogar ordentliche Höchstgeschwindigkeit. Mit 35.350 Euro vor Prämie bleibt der Preis erfreulich niedrig.

Foto: WirtschaftsWoche

Platz 1: Fiat 500e
Dass Fiat mit der 2021 eingeführten Neuauflage des 500 ein großer Wurf gelungen ist, zeigt sich unter anderem am offiziellen Verbrauch von 13,0 kWh pro 100 Kilometer. Damit handelt es sich um den aktuell mit Abstand effizientesten Vollblutstromer. Allerdings muss es dann die bescheidenere Basisversion Action mit der kompakten 23,8-kWh-Batterie sein. Diese bietet einen immerhin 70 kW/95 PS starken und damit bereits spritzigen Antrieb sowie eine ordentliche Ausstattung. Der 3,63 Meter lange Zweitürer ist mit 190 Kilometer zwar kein Reichweitenriese, doch die Basisversion hat Schnellladetechnik für bis zu 50 kW Gleichstrom an Bord. Ein Trip von Hamburg nach Berlin wäre also mit einem kurzen Tankstopp möglich. Zwar ist der 500e Action mit 26.790 Euro ein vergleichsweise günstiges E-Auto, sein Platzangebot fällt – typisch Kleinstwagen – allerdings bescheiden aus.

Foto: Fiat

Noch kommt nach Ansicht des Allianz-Vertreters aber häufig Technik zum Einsatz, die die Kosten unnötig in die Höhe treibt. So könne es etwa zu einem wirtschaftlichen Totalschaden kommen, wenn die Vorgaben des Herstellers zwingend vorsehen, dass die Batterie nach Airbag-Auslösung entsorgt werden muss. Auch könne ein vom Marder angebissenes Hochvolt-Kabel meist nicht repariert werden. So könne ein neuer Kabelsatz mit Kosten von bis zu 7000 Euro nötig werden. „Es geht aber auch anders“, heißt es bei der Allianz: „Einige Automobilfirmen verwenden Schutzummantelungen, die getauscht werden können.Die Reparaturkosten lassen sich dadurch um bis zu 97 Prozent reduzieren.“ 

Ein weiterer Unterschied zur Unfallreparatur von Fahrzeugen mit herkömmlichen Antrieben liegt darin, dass der Akku nach einem Defekt oder Unfall oft noch viel Energie enthält. So entstehen nach einer Bergung beispielsweise zusätzliche Kosten durch die notwendige Brandvorsorge.

Nach Ansicht von Reinkemeyer sollten E-Autos so gebaut sein, dass es bei häufigen Kollisionsschäden nicht zu schweren Strukturschäden am Fahrzeug kommt, die etwa geschweißt werden müssen oder dass Antriebsteile wie die Batterie ausgebaut werden müssen. Auch sollten Schäden am Unterboden von E-Autos, die die Allianz zunehmend beobachtet und die wegen Schäden an der Batterie zu hohen Kosten führen können, einfacher zu beheben sein: „Wenn es möglich ist, dass man zum Beispiel durch eine abnehmbare Schutzplatte die Batterie von unten reparieren kann, dann kann der aufwändige Ausbau der Batterie oder gar ein Totalschaden der Batterie vermieden werden.“ 

Wenn die Hersteller die E-Autos künftig reparaturfreundlicher konstruieren und die Werkstätten besser mit beschädigten E-Autos umgehen können, dann müssen E-Auto-Fahrer nach Ansicht von Reinkemeyer nicht fürchten, „dass die Umstellung auf E-Autos zu höheren Kosten für die Versicherten führt.“ 

Lesen Sie auch, warum die Prämie für E-Autos nach hinten losgeht.

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