Und wenn eines Tages der Autopilot übernimmt - wie wollen Sie Kollisionen vermeiden?
Das ist weniger ein technisches als ein regulatorisches Problem. Mit Sensoren – Kameras, Lidar, Radar – wird das Flugzeug seine Umgebung wahrnehmen. Im Notfall kann es anderen Flugzeugen, Drohnen oder sogar Vögeln ausweichen. Aber im regulären Betrieb will man nicht auf solche Notfall-Systeme angewiesen sein.
Was wird stattdessen helfen?
Im regulären Betrieb wird es ein elektronisches Luftraum-Management geben. Startet ein Lilium-Jet, dann kommuniziert er mit einer Verkehrsplanungszentrale. Die weist ihm einen virtuellen Korridor im Luftraum über einen bestimmten Zeitraum zu. Heute werden Züge auf Gleisen ähnlich gesteuert.
Wie weit ist diese Vision entfernt?
Zu Beginn werden wir relativ klein anfangen mit zehn, dann 20 dann 50 Flugzeugen. Aber wir werden in Deutschland langfristig 30.000 bis 500.000 Flugtaxis brauchen, um wirklich jedermann ein solches Verkehrsmittel zur Verfügung stellen zu können. Dann werden wir vielleicht Landeplätze haben in der Dichte, in der heute Bushaltestellen verteilt sind.
Wie wird das Flugerlebnis 2025 konkret aussehen?
Der Flug wird nicht viel anders sein als im Verkehrsflugzeug: Sie haben eine sehr komfortable Kabine, Sitzgurte wie im Auto, große Fenster – und Sie können den Blick genießen.
Aus welcher Höhe?
Das kommt auf die Distanz der Reise an. Bei einem langen Flug steigt der Jet auf bis zu drei Kilometer, also bei schönem Wetter schon über die Wolken. Ansonsten ist er zwischen 500 und 800 Meter unterwegs.
Was müssen Sie dafür noch erledigen?
Der nächste Schritt ist der Transitionsflug – der Wechsel vom senkrechten Starten ins horizontale Fliegen. Die nächsten Monaten werden wir das und anderes jede Woche erproben. Die zweite Aufgabe wird sein, die Fertigung des Flugzeugs zu industrialisieren. Vom Prototypen bis zur Großserie dauert es mindestens zwei Jahre.
Und Sie fertigen in Deutschland?
Genau. Wir werden zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder einen unabhängigen Flugzeughersteller in Deutschland aufbauen. Heute haben wir 300 Mitarbeiter – in den nächsten Jahren werden wir wahrscheinlich einige hundert weitere anstellen. Wir leisten nicht nur die Endmontage in Deutschland – wir entwickeln auch die Triebwerke, Karbonstrukturen und Batterien.
Wie weit wird ein Flugzeug dann mit Batterie kommen?
Wir schauen uns sehr genau an, was in den Entwicklungslaboren passiert. Dinge, die wahrscheinlich in sieben Jahren auf den Markt kommen. Es gibt in der Batterietechnologie noch viel Spielraum nach oben. Die Reichweite des Lilium-Jets wird mit besseren Batterien irgendwann die 300 Kilometer überschreiten. In 25, 30 Jahren werden Fluggesellschaften sogar elektrisch betriebene Transatlantikflüge durchführen können.