„Letzte Generation“ Dem Klima hilft es nicht, mit dem Finger auf böse Konzerne zu zeigen

Eine Klimaaktivistin von der „Letzte Generation“ zerschneidet am 24. November den Maschendrahtzaun am Flughafen Berlin-Brandenburg.  Quelle: via REUTERS

Die Aktivisten der „Letzten Generation“ machen so ziemlich alles falsch, was sie falsch machen können. Klimaschutz braucht jetzt keine härteren Proteste und noch mehr Gejammer, sondern Leute, die anpacken. Ein Kommentar.

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Ein blockierter Berliner Flughafen BER, die beschädigte Sixtinische Madonna von Raffael in Dresden und großflächig mit Farbe besprühte Parteigebäude: Die Aktionen der „Letzten Generation“, einer radikaleren Gruppe von Klimaschützern, sorgen derzeit durch „zivilen Ungehorsam“ für jede Menge Schlagzeilen. Und sie stehen damit wie kaum etwas anderes dafür, was beim Klimaschutz in Deutschland und Europa gerade schief läuft.

Solche Aktionen von der „Letzten Generation“ werden am Ende nämlich mit dazu beitragen, dass wir die Marke von 1,5 Grad bei der Erderwärmung wohl reißen, wahrscheinlich auch die Marke von drei Grad. Denn diese Art des Protests ist nichts als destruktiv. Dabei braucht die Welt jetzt mehr als alles andere ein konstruktives Vorgehen beim Klimaschutz.

Jahrhunderte alte Kunstwerke zu attackieren, verspielt Verständnis. Genauso, wenn man den Menschen den Urlaubsflug zunichte macht. Es versetzt die Wahrnehmung, wie Klimaschutz in der Gesellschaft gesehen wird, weiter in die linksextreme Ecke. Und das wird fast zwangsläufig mehr Leute nach rechts treiben, wo er abgelehnt wird. Schon jetzt sehen wir, wie jene Auftrieb bekommen, die eine vermeintliche Anpassung an den Klimawandel statt dessen Bekämpfung propagieren.

Klimaschutz braucht den Konsens in der Mitte der Gesellschaft. Und der ist eben nur über Kompromisse erreichbar, auf beiden Seiten. Flugzeuge, Schiffe, Autos dürfen nicht verdammt werden, man muss sie statt dessen schnellstens klimaneutral machen. Die Menschen zu bevormunden, wie sie reisen, essen, heizen, wird nicht funktionieren. Es braucht Lösungen, die überzeugen. Menschen sollten am Ende freiwillig die klimafreundlichere Alternative wählen, weil sie eben besser ist.

Außerdem braucht es wirklich nicht noch mehr Leute, die gegen den Klimawandel protestieren. Es braucht Leute, die anpacken. Leute, die in die richtigen Technologien investieren. Leute, die in Start-ups mitarbeiten, die jene neuen klimaneutralen Technologien entwickeln und skalieren. Kluge Technologien wie den Holzbau, der das Potenzial hat, in Zukunft enorme Mengen CO2 einzulagern.

Es hilft dabei nicht, mit dem Finger auf die bösen Konzerne zu zeigen. Es braucht Leute, die in diesen Konzernen jene neuen und grünen Geschäftsfelder entwickeln. In Unternehmen wie HeidelbergCement und BASF. Selbst in solchen von Klimaschützern als Feind ausgemachten Ölmultis wie ExxonMobile. Das bringt mehr als 100 Klimaprotestler, die sich an Gemälden, auf Straßen oder in Flughäfen festkleben.

Die technischen Lösungen, um den Klimawandel aufzuhalten, existieren mittlerweile. Jetzt geht es darum, sie in der Wirtschaft auszurollen. Dabei muss das Land auch endlich ideologische Dogmen und planwirtschaftliche Denke über Bord werfen. Sich stattdessen intelligent und marktwirtschaftlich an den Klimaschutz machen.

Der Mensch bleibt Mensch, mit all seinen Schwächen. Egoismus, Streben nach Wohlstand, Streben nach Sicherheit für die eigene Familie – gegen diese Natur von acht Milliarden Erdenbürgern anzukämpfen, ist ein schon verlorener Kampf. Nur wer diese Eigenschaften für den Klimaschutz arbeiten lässt, kann Erfolg haben.

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Und wenn wir merken, dass sich ein Weg zum Klimaschutz nicht umsetzten lässt, weil ihn die Bevölkerung schlicht nicht annimmt, hilft es nicht, bockig zu schimpfen. Dann muss nachjustiert werden, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen.

Das heißt nicht, dass Protest nicht manchmal auch notwendig und hilfreich sein kann. Aber er hat seine Zeit. Beim Klimawandel ist die Zeit für Protest vorbei. Jetzt ist es an der Zeit, mit anzupacken.

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