Kräutertee, am liebsten aus biologischem Anbau, gilt als besonders gesund. Doch durch Verunreinigungen mit Unkräutern können Tees sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA) enthalten. Davor sind auch Baby-Produkte nicht gefeit, hat ein Test der ZDF-Redaktion Wiso ergeben. Von 19 untersuchten Kräuter-Babytees fanden sie in vier Produkten die Pflanzengifte - teilweise in sehr hohen Mengen.
Besonders stark belastet waren der Sonnentor/Sonnenkind Babytee "Bio-Bengelchen" mit 2,9 Mikrogramm Pyrrolizidinalkaloiden pro Tasse. Der Baby-Kräutertee von Alnatura, der zum Beispiel in DM-Drogeriemärkten verkauft wird, enthielt laut Labortest 1,4 Mikrogramm. Geringer belastet waren der Baby Bäuchleintee von Lebensbaum mit 0,3 Mikrogramm pro Tasse und der Baby-Kräutertee von Salus mit 0,06 Mikrogramm.
Die gute Nachricht aber auch: In den anderen 15 getesteten Produkten kam der Schadstoff nicht vor, darunter Tees von Hipp, Nestlé, Humana oder Rossmann (eine vollständige Liste gibt es hier).
Bei Pyrrolizidinalkaloiden handelt es sich um eine große Gruppe chemischer Substanzen, die von bestimmten Pflanzenarten gebildet werden, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Die Substanzen befinden sich nicht in den Teekräutern wie Minze oder Fenchel, sondern in Unkräutern wie dem Kreuzkraut, das dazwischen wächst und so bei unvorsichtiger Ernte oder dem Einsatz von Maschinen mit in den Tee gelangen kann.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt an, dass Gesundheitsrisiken bestehen, wenn über einen langen Zeitraum große Mengen der Substanzen aufgenommen werden. Im Tierversuch wurden krebserregende, erbugtschädigende und leberschädigende Wirkungen nachgewiesen. Daher warnte die Behörde bereits in der Vergangenheit insbesondere Schwangere und kleine Kinder vor übermäßigem Teegenuss. Auch Stillende sollten nicht ausschließlich Kräutertees trinken, um einer möglichen Belastung mit unerwünschten Stoffen vorzubeugen.
Laut den Wiso-Untersuchungen liegt die Belastung beim Sonnenkind-Babytee um das Siebenfache über den empfohlenen Höchstmengen für Erwachsene. Für einen Säugling reicht eine geringere Dosis, um eine Vergiftungsgefahr mit sich zu bringen. Denn ihr Körper kann das Pflanzengift noch nicht ausschwemmen, das heißt, es reichert sich an, erklärt PA-Experte Helmut Wiedenfeld von der Universität Bonn. Für Kinder sei das Risiko, dadurch an Leberkrebs zu erkranken, zehn bis hundertfach höher, als für Erwachsene. Er nannte die hohen Werte in den Babytees "katastrophal und erschreckend". Dieser Zustand könne nicht hingenommen werden.
Wiedenfeld fordert eine Null-Toleranz-Grenze für PA in Babytees: "Da gibt es angesichts des Gefahrenpotenzials kein Wenn und kein Aber." Bislang gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte für die Giftmengen. Anbau und Kontrolle der Tees liegen allein in der Verantwortung der Hersteller.
Die vier betroffenen Hersteller namen in der Reaktion auf den Labortest umgehend die belasteten Tees vom Markt. Die Marke Alnatura versprach zusätzlich intensivere Qualitätskontrollen. Das Unternehmen Sonnentor, dessen Tee am höchsten belastet war, ruft zudem die Tees mit der Chargennummer VH13111902E10 zurück. Sie tragen das Mindesthaltbarkeitsdatum 31.01.2016 und können auch ohne Kaufbeleg zurückgebracht werden.
Ein Video des Wiso-Beitrags kann hier angesehen werden.