In nur wenigen Tagen habe sich der Strand von einem Paradies in eine Mülldeponie verwandelt, sagt Alberto Espejo, der den erschreckenden Anblick an der Bucht Cala Vella nahe der Siedlung Maioris an der Südküste Mallorcas gleich mit der Videokamera festhält. „Das wird jedes Jahr schlimmer“, klagt der Mallorquiner. Er fordert ein sofortiges Eingreifen der Behörden.
Wenige Tage danach kommt ein gutes Dutzend Freiwilliger zusammen und sammelt säckeweise Müll auf. Doch das gleicht einer Sisyphusarbeit. Da hat die Plastikschwemme bereits einige Kilometer weiter den nächsten Strand im Örtchen S'Estanyol erreicht. Und auch an zig anderen Buchten der Insel, vor allem im Süden und Südwesten, klagen Anwohner und Urlauber über erschreckend viel Unrat im Meer.
Wie viel Müll jährlich recycelt wird
Recycelt: 100%
Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand 2012
Recycelt: 80%
Verbrannt: 20%
Recycelt: 99%
Recycelt: 99%
Biomüll = Park- und Gartenabfälle sowie Abfall aus Biotonnen
Recycelt: 16%
Verbrannt: 84%
Recycelt: 57%
Verbrannt: 43%
Bereits zuvor hatte Mallorcas Umweltverband GOB Alarm geschlagen und Fotos aus dem Cabrera-Nationalpark, dem zwölf Kilometer vor Mallorca gelegenen Archipel, verbreitet: Sie zeigen unter anderem eine eklige, ans Ufer schwappende Dreckbrühe. Dazu eine Schildkröte, die sich in einem Plastikband verheddert hat. Und zahlreiche, aus einer algerischen Fabrik stammenden Milchtüten. Auch vor der Küste von Ibiza ist viel Müll aufgetaucht.
GOB-Sprecher Toni Mun?oz wundert sich kein bisschen über die Plastikschwemme. Dass die Länder im Norden Afrikas, allen voran Algerien, ein enormes Entsorgungsproblem hätten, sei seit langem bekannt. Weite Teile der Küste sind mit Abfällen übersät, die früher oder später von der Brandung davongetragen werden, bestätigen auch algerische Umweltaktivisten. Die Elite des Landes verbrächte den Sommer nicht umsonst in Tunesien, wo die Strände sauberer seien.
Dass derzeit besonders viel Müll die mehr als 250 Kilometer zwischen der algerischen Küste und den Balearen zurücklegt, lieg
Munoz zufolge am anhaltenden Südwind. Neu sei dieses Phänomen aber nicht, sagt Josep Maria Aguiló vom balearischen Amt für Wasser und Umwelt (Abaqua), der den Einsatz der sogenannten Müllboote rund um die Balearen-Inseln koordiniert.
„Diese Milchtüten haben wir schon 2004 gefunden, als das Umwelt-Ministerium den Service der Küstenreinigung eingeführt hat“, sagt Aguiló. Dass in den Schlagzeilen nun von einer nie dagewesenen Verschmutzung die Rede ist, macht ihn wütend. Das sei vollkommen übertrieben - und schlecht für Mallorcas Image als Urlaubsinsel.