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Die alte (oben) und neue (unten) Urananreicherung im iranischen Natanz. Foto: LiveEO/Google Earth/Airbus

Wirtschaft von oben #329 – Irans UrananreicherungDarum kann Israel die iranische Atombombe wohl nicht verhindern

Israel greift mit Macht nukleare Anlagen im Iran an. Doch das Mullah-Regime hat für den Bau von Atomwaffen gewaltige Hohlräume in einen Berg graben lassen, zeigen neueste Satellitenbilder. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.Thomas Stölzel 19.06.2025 - 09:00 Uhr

Als Israel am Freitag Dutzende Ziele im Iran angriff, stand die Atomanlage von Natanz im Zentrum. Trotzdem dürfte sich der langfristige Schaden für das Mullah-Regime in Grenzen halten.

Aktuelle Satellitenbilder zeigen, dass der Iran die riesigen unterirdischen Kammern, in denen er vermutlich inzwischen waffenfähiges Uran anreicherte, in den vergangenen Monaten noch einmal stark ausgebaut hat. Das ist unter anderem an den gewaltigen Abraumhalden, die durch das Aushöhlen des Berges Kolang Gaz La entstehen, erkennbar.

Die israelischen Angriffe haben sich hingegen ersten Berichten zufolge insbesondere auf die benachbarten oberirdischen und teils verbunkerten Anlagen von Natanz gerichtet. Darauf deuten etwa aktuelle Satellitenbilder von Airbus hin. Sie zeigen mehrere zerstörte Gebäude und Schäden an der Stromversorgung. In der Vergangenheit haben sich hier eine erste Montagelinie für Zentrifugen und eine Pilotbrennstoffanreicherungsanlage befunden. Auch ein im Internet geteiltes Video, das den Luftschlag zeigen soll, deutet nicht darauf hin, dass Israel versucht hat, die Kammern im Berg ins Visier zu nehmen.

Experten haben schon vor Monaten angezweifelt, dass Israel über Waffen verfügt, die tief genug in den Fels der Berge eindringen können, um die Anlagen darin zu beschädigen oder zu zerstören. In den ausgehöhlten Kammern stehen offenbar jene modernen Zentrifugen, die durch Rotation und Fliehkraft leichteres waffenfähiges Uran 235 von schwererem Uran 238 trennen. In der Natur vorkommendes Uran besteht nur zu rund 0,7 Prozent aus Uran 235. Um waffenfähig zu sein, braucht es einen Anteil von 90 Prozent. Das macht die Zentrifugen zum wohl wichtigsten Element im iranischen Atombombenprogramm.

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In den vergangenen Monaten hatte Israel immer wieder Befürchtungen geäußert, dass der Iran unmittelbar davor stehe, genug atomwaffenfähiges Material zusammenzubekommen. Auch glauben Fachleute, dass mittlerweile russisches Equipment eingesetzt wird, um das angereicherte Kernmaterial in eine Waffe umzubauen. Bis zu vier Atombomben sind für das Regime in Teheran demnach in Reichweite.

Bilder: LiveEO/Google Earth/Sentinel

Die neuesten Satellitenbilder zeigen, dass seit Januar die Erdberge vor den Eingängen von Natanz weiter gewachsen sind. Ein klarer Beleg, dass die unterirdischen Anlagen ausgebaut werden. Jene drei Erdberge geben auch einen Eindruck von der schieren Dimension der Anlage im Fels. Der erste Erdhügel misst 250 mal 250 Meter, der zweite 250 mal 170 Meter und der kleinste ist ungefähr 100 mal 100 Meter groß. Die Höhe lässt sich nur schätzen. Sie dürfte zwischen 20 und 30 Meter betragen.

In dem 200 Kilometer südlich von Teheran gelegenen Berg gibt es sechs Eingänge, die die einzigen leicht zu zerstörenden Schwachstellen dieser Anlage sind. Experten gehen aber davon aus, dass hier die Tunnelschächte zu den Kammern speziell verwinkelt sind, um Druckwellen abzuschwächen und herumfliegende Trümmer im Fall eines Angriffes auf die Zugänge abzufangen. Ein am Sonntag (15.06.2025) aufgenommenes Satellitenbild zeigt keine Anzeichen, dass Israel diese Eingänge angegriffen hat.

Auch wurde seit Beginn des Jahres um den Kolang Gaz La eine Art Sicherheitswall oder Zaun gezogen, der Saboteure am Boden aufhalten soll.

URANANREICHERUNGSANLAGE, NATANZ, PROVINZ ISFAHAN, IRAN
21.12.2022: A, B und C zeigen die riesigen Erdhaufen, die seit der Aufnahme dieses Bildes noch einmal kräftig gewachsen sind. 1 bis 6 zeigen die Eingänge in die Kammern tief im Berg Kolang Gaz La.
Foto: LiveEO/Google Earth/Airbus

Das Mullah-Regime hatte die Atomwaffenanlage auch deshalb untertage verlegt, weil die oberirdische, die nur einen Kilometer nördlich liegt, in der Vergangenheit immer wieder Ziel von Angriffen und Sabotage war – Aktionen, die ebenfalls Israel zugeschrieben werden.

Laut Internationaler Atomenergiebehörde IAEA wurde unter anderem die Zentrifugenfertigung inzwischen in den Berg verlegt. Offiziell hat der Iran die Kammern im Fels bis heute nicht als Atomanlage bei der IAEA angemeldet. Dabei ist das Land gemäß Sicherungsabkommen verpflichtet, der Behörde in Wien das Design zu übermitteln, sobald es die Entscheidung zum Bau einer Anreicherung trifft.

Experten gehen davon aus, dass zumindest ein Teil der Produktion im Berg bereits in Betrieb ist. Dafür spreche etwa die neue Absperrung um die Anlage herum. Der aktuelle Luftschlag durch Israel dürfte die Bemühungen des Iran, Kernwaffen herzustellen, verzögern. Dass die Angriffe das Atombombenprogramm wirklich stoppen können, erscheint unwahrscheinlich.

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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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