
Wirtschaft von oben #335 – Eine Insel für den Offshore-Windstrom: Hier wächst eine künstliche Insel in der Nordsee
Seit hunderten Jahren trotzt der Mensch der Nordsee Land ab, drängt mit Deichen und Wehren das Wasser zurück. Doch das Neuland, das nun vor der belgischen Küste heranwächst, hat eine neue Qualität: Mitten im Meer vor der belgischen Küste erschaffen Bauarbeiter eine sechs Hektar große künstliche Insel in der Nordsee.
Die „Princess Elisabeth Island“ soll als Umspannstation für den Strom aus Offshore-Windparks dienen – und somit die weltweit erste künstliche Energieinsel werden.
Sie soll auch internationale Seekabel bündeln und damit den europaweiten Stromhandel fördern. Mindestens 2,1 Gigawatt Leistung soll die Insel weiterleiten, so viel wie zwei Kernkraftwerke.
Das Projekt, das mindestens 3,6 Milliarden Euro kosten soll, ist schon seit Jahren von Vorbereitung.
Im Hafen von Vlissingen in den Niederlanden ist eine riesige Baustelle entstanden, auf der Arbeiter mächtige Betonelemente für die Insel fertigen, jedes 58 Meter lang, bis zu 32 Meter hoch und 22.000 Tonnen schwer.
Princess Elisabeth Island, belgische Nordsee
03.07.2025: Rund 45 Kilometer vor der Küste von Ostende errichten Arbeiter mit Schleppern und Kränen die „Princess Elisabeth Island“.
Bild: LiveEO/Sentinel
An fünf Stationen werden die Betonelemente Schritt für Schritt aufgebaut, sodass immer fünf Teile gleichzeitig in Arbeit sind.
Insgesamt sollen es 23 werden. Ist ein Teil fertig, wird es auf einem halb versenkbaren Lastkahn geschoben, teils geflutet und damit zum Schwimmen gebracht.
Im April 2025 war es dann endlich so weit: Das erste von 23 Betonteilen stach in See. Vier Schlepper zogen den Koloss hinaus aus dem Hafen und dann rund 100 Kilometer weit in die belgische See zu seinem Bestimmungsort.
Ein Satellit hat die besondere Fracht kurz vor ihrer Ankunft fotografiert.
Princess Elisabeth Island, belgische Nordsee
21.4.2025: Vier Schlepper ziehen das 58 Meter lange Betonelement zum Ziel, das erste von 23 Teilen, die den Umfang der Insel bilden.
Bild: LiveEO/Sentinel
Sieben Betonelemente sind auf diese Weise inzwischen schon von Vlissingen in die belgische Nordsee geschleppt worden. Sie werden miteinander verbunden, mit Wasser geflutet und so auf den Meeresboden abgesenkt.
Anfang Juli bilden die ersten Elemente zusammen schon einen gut 400 Meter langen Betonwall, der aus dem All gut zu erkennen ist. Weitere Betonelemente sollen daran andocken und ein Rechteck formen, dessen Inneres dann mit Sand aufgefüllt wird. So wächst im 18 Meter tiefen Meer die erste künstliche Energieinsel der Welt heran.
Bilder: LiveEO/Sentinel
Bis Sommer 2026 soll die Insel fertig sein, soll Energieinfrastruktur wie Transformatoren und Kabel installiert sein. Dann sollen Leitungen zu den nahe gelegenen belgischen Windparks verlegt werden.
Hunderte Offshore-Windräder mit einer Leistung von zusammen 2,2 Gigawatt sind vor der belgischen Küste schon in Betrieb. Bis zum Jahr 2030 sollen es schon sechs Gigawatt sein. Die Princess Elisabeth Island soll dann eine Schlüsselrolle dabei spielen, den Strom effizient an Land zu bekommen.
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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.












