Wirtschaft von oben #117 – Peru Hier zerstört der illegale Goldbergbau den peruanischen Regenwald

Rund 5400 Hektar tropischer Regenwald mussten in Peru in der Nähe von La Pampa für den illegalen Goldabbau weichen. Quelle: LiveEO/USGS

Der kleingewerbliche Goldabbau hat in der Vergangenheit tausende Hektar Tropenwald in Peru zerstört. Obwohl diese Form des Bergbaus inzwischen eingedämmt wurde, tauchen noch immer neue, illegale Hotspots auf in Gebieten, in denen der Bergbau nicht autorisiert ist. Das zeigen exklusive Satellitenbilder. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.

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Einige Jahre lang war La Pampa eine regelrechte moderne Goldgräberstadt. Allerdings eine illegale, die beherrscht wurde von Kriminellen, von Banden. Nur wenige Menschen trauten sich in das einstmalige Dorf, dass durch den Goldrausch innerhalb weniger Jahre enorm wuchs.

Als vor einem knappen Jahrzehnt die Goldpreise in die Höhe schossen, weckte das Begehrlichkeiten. Für einige Peruaner war es ein lukratives Geschäft. Um an den feinen Goldstaub im Boden zu gelangen, mussten die Goldgräber vor Ort nur mit einfachem Gerät den Schlick sammeln und Quecksilber untermischen, das das Gold bindet. Selbst diese kleinen Mengen brachten einiges an Geld. Um vom Goldrausch ebenfalls zu profitieren, siedelten sich rund um La Pampa Ladenbesitzer, Kneipenwirte und Bordellbetreiber an. Ein regelrechtes Mini-Ökosystem entstand.

Das Nachsehen hatte jedoch die Natur in Form des peruanischen Regenwaldes. Baum um Baum, Hektar um Hektar holzten die Goldgräber ab, um Zugriff auf den Boden zu bekommen. Auf den exklusiven Satellitenbildern von LiveEO ist eindrücklich zu erkennen, wie viele Hektar Regenwald dem Goldabbau weichen mussten.


Der Ruf des Goldbergbaus ist grundsätzlich mies, nicht nur wenn er illegal betrieben wird. Die Vorwürfe sind bekannt: Bergbau versaut die Umwelt, in Minen herrschten oft menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, große Minenkonzerne verschafften sich in Konfliktgebieten durch Korruption Abbaurechte. Um ein Gramm Gold zu gewinnen, müssen die Minen heute durchschnittlich eine Tonne Gestein abbauen, transportieren und verarbeiten. Das verbraucht enorme Mengen an Strom und Wasser. Die Ökobilanz ist deshalb ohnehin schlecht.

Besondere Umweltrisiken entstehen, wenn Gold unter Einsatz von Quecksilber und Zyanidlauge vom Gestein getrennt wird. Das passiert vor allem in Minen mit geringer Goldkonzentration. Moderne Minen bereiten das Abwasser auf und entsorgen Haldenwasser fachgerecht. Die großen börsennotierten Minengesellschaften halten sich schon aus Sorge um ihre Reputation und Aktionärsklagen an internationale Umwelt- und Sozialstandards. Problematischer sind die Bedingungen in den unregulierten und teilweise illegal betriebenen Kleinbergwerken wie jenen im peruanischen Amazonasgebiet.

Der peruanischen Regierung wurde es in La Pampa irgendwann zu viel und setzte die „Operation Quecksilber 2019“ auf. Etwa 1200 Polizisten, 300 Soldaten und 70 Staatsanwälte rückten 2019 im Rahmen der Aktion in die Stadt ein, zerstörten Geräte, vertrieben die Goldgräber und nahmen Straffällige fest. Damit die vertriebenen Goldgräber aufgrund einer fehlenden Zukunftsperspektive nicht direkt an einer anderen Stelle im Regenwald weitermachten, bot die Regierung ihnen an in einen offiziellen Bergbau-Korridor umzusiedeln. Und die Aktion scheint Wirkung zu zeigen, denn die Abholzung des Regenwaldes ist deutlich zurückgegangen – zumindest in der Region rund um La Pampa.

Denn wie die Satellitenbilder zeigen, sind Goldgräber an anderer Stelle aktiv geworden. Dieses Mal in der Nähe des Pariamanu Flusses. Mehrere Hektar Wald mussten dem Goldbergbau weichen. Das Monitoring the Andean Amazon Project der NGO Amazon Conservation Association protokolliert diese illegalen Gold-Hot-Spots mithilfe von Satellitenaufnahmen und gibt diese Hinweise an die peruanische Regierung weiter.


Für Bergbauleute, die es auf die legale Art und Weise versuchen, gibt es einige Initiativen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Arbeits- und Lebensbedingungen des Kleinbergbaus zu verbessern. So hat die Organisation Fairtrade International ihre einst für Anbau und Handel von Lebensmitteln entworfenen Standards inzwischen auf Edelmetalle übertragen.

Fairtrade unterstützt unter anderem in Peru Kooperativen im Kleinbergbau und garantiert ihnen einen Mindestabnahmepreis von 95 Prozent des Weltmarktpreises. Das liegt deutlich über dem Abnahmepreis anderer kommerzieller Goldaufkäufer. Die Käufer von Fairtrade-Gold müssen pro Kilogramm zudem einen Aufschlag von 2000 Dollar zahlen. Dafür dürfen sie mit dem Fairtrade-Logo werben. Die Prämie wird an die Minenorganisation ausgezahlt, zur Finanzierung sozialer Projekte und zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Region.

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Auch immer mehr Investoren richten ihre Anlagekriterien an ökologischen, sozialen und ethischen Grundsätzen aus. Sie machen einen Bogen um Aktiengesellschaften, die nicht in dieses Raster passen. Nachhaltigkeit ist gefragt, auch im Goldbergbau.

Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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