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Wirtschaft von oben #13 – Mülheim-KärlichDas Ende einer Atom-Ruine

Es ist das Ende einer deutschen Industrieruine: Das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich von RWE hat Milliarden gekostet, der Bau dauerte elf Jahre. Am Netz war der Atommeiler nicht einmal zwei Jahre. Das letzte AKW wird in Deutschland Ende 2022 abgeschaltet. „Wirtschaft von oben” ist eine Kooperation mit LiveEO.Angela Hennersdorf, Mario Brück 18.09.2019 - 12:00 Uhr
06.09.2019: Vom Reaktor-Kühlturm ist nur noch die ehemalige Standfläche zu sehen. Foto: LiveEO/UP42

Am Ende ging es ganz schnell: In nur drei Sekunden fiel der Koloss in sich zusammen. Tausende Tonnen Beton krachten beim Abriss des Reaktor-Kühlturms in Mülheim Kärlich - ganz ohne Sprengung, nur mit ferngesteuerten Baggern - Anfang August zu Boden. Zuvor hatten Arbeiter den 162 Meter hohen Turm schon jahrelang mit einem Spezialbagger teilweise abgetragen. Wie kein anderer Atomreaktor steht Mülheim-Kärlich am linken Rheinufer nordwestlich von Koblenz für eine gescheiterte Industriepolitik. Elf Jahre hat der Essener Energieversorger RWE an dem Meiler gebaut. 1972 ging es los, der Bau verzögerte sich bis 1986, kostete knapp vier Milliarden Euro.

Dann kam Tschernobyl. Die Explosion in dem Atommeiler in der Ukraine treibt die Menschen in Deutschland auf die Straßen. Der Anti-Atom-Bewegung schließen sich Tausende Menschen an. Schon Ende 1986 geht der Druckwasserreaktor in Mülheim-Kärlich wegen unterschiedlicher Mängel am Bau vom Netz, und das war’s dann für den milliardenteuren Bau. Das Atomkraftwerk bleibt abgeschaltet. Schon 2001 beantragt RWE den Rückbau. Seit 2004 bauen Arbeiter das Kraftwerk zurück. Kosten: gut 700 Millionen Euro. Und Schluss ist noch lange nicht. Der komplette Rückbau bis auf die grüne Wiese soll noch Jahre dauern.

Bilder: LiveEO/Google Earth, LiveEO/up24

Nach dem Atomunfall in Fukushima beschließt die Bundesregierung das Ende der Atomkraft in Deutschland. Der letzte Meiler soll Ende 2022 vom Netz gehen. Der Ausstieg war schon vorher beschlossen. Aber nach dem Unfall in Fukushima zieht die Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel den Ausstieg vor.

Schon 2002 lieferte RWE die Uranbrennstäbe aus dem Reaktorblock in die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague. Dort können sie aber nicht ewig bleiben. Wohin der radioaktive Abfall soll, ist noch nicht geklärt. Die Betreiber RWE, Vattenfall, EnBW und E.On haben die Rückstellungen für die Entsorgung ihres Atommülls in einen milliardenschweren Fonds eingezahlt und sind damit aus dem Schneider. Der Staat muss ein Endlager in Deutschland für den Atommüll suchen.

Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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