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Wirtschaft von oben #186 – Spratly-InselnWie China mit seinen Meeres-Festungen halb Asien einschüchtert

Viele Nachbarn fühlen sich von der Volksrepublik bedroht. Satellitenaufnahmen zeigen, wie Peking seinen militärischen Einfluss vor allem im Südchinesischen Meer massiv ausgeweitet hat. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.Jörn Petring 09.12.2022 - 13:40 Uhr

Das Subi-Riff ist eine von vielen künstlichen Inseln im Südchinesischen Meer, die China innerhalb kürzester Zeit hochgezogen und militärisch ausgerüstet hat.

Foto: LiveEO/Maxar

Chinas Militarisierung von Inseln und Atollen im Südchinesischen Meer begann ganz leise. Schon Ende der 1990er-Jahre ließen die Chinesen eine kleine Struktur auf Stelzen über einem Korallenriff nur etwas mehr als 200 Kilometer von der philippinischen Insel Palawan entfernt errichten. Damals versicherte die Regierung in Peking, dass es sich nur um eine Notunterkunft für Fischer handeln sollte. Heute ist das Mischief-Riff auf Satellitenaufnahmen nicht wiederzuerkennen.

Die Insel wurde künstlich durch Sandaufschüttungen vergrößert, belegen die Bilder von LiveEO. Eine Landebahn und zahlreiche militärische Gebäude sind entstanden. Laut der US-Denkfabrik Asia Maritime Transparency Initiative (AMTI) wurden längst auch große Flugabwehr-Kanonen und andere Nahwaffensysteme installiert.

Wie mit dem Mischief-Riff ist China in der Region in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Riffen vorgegangen. Das chinesische Militär hat sie in Festungen mitten im Ozean verwandelt. China beansprucht fast das gesamte Südchinesische Meer für sich.

Genau das ist seit Jahren ein heikles geopolitisches Thema. Die USA und Chinas Nachbarn werfen Peking eine zunehmende Militarisierung der Region vor. Der internationale Schiedsgerichtshof in Den Haag wies die Gebietsansprüche 2016 zurück. China ignoriert das Urteil.

Erst vergangene Woche reiste US-Vizepräsidentin Kamala Harris nach Palawan, um sich symbolisch hinter die Philippinen zu stellen. China beansprucht die gesamte Spratly-Inselgruppe in der Region für sich, während Brunei, Malaysia und die Philippinen jeweils einen Teil der Inseln für sich reklamieren.
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Harris traf bei ihrem Besuch mit Bürgern, Fischern und Mitgliedern der philippinischen Küstenwache zusammen. „Ich bin hier in Palawan, um die Bedeutung unserer Partnerschaft zu unterstreichen“, sagte sie. Als Verbündeter stünden die USA den Philippinen „angesichts von Einschüchterung und Nötigung im Südchinesischen Meer“ zur Seite. „Rechtswidriges und unverantwortliches Verhalten“ werde nicht geduldet: „Wenn die internationale regelbasierte Ordnung irgendwo bedroht ist, ist sie überall bedroht.“

Doch China lässt sich von solchen Reden nicht beeindrucken. Genauso wenig wie von den zunehmenden Patrouillen von US-Marineschiffen in der Region. Am Dienstag warf das chinesische Militär den USA einmal mehr vor, die „Souveränität und Sicherheit“ des Landes zu verletzen. Die USS Chancellorsville der Navy sei verbotenerweise in die Gewässer um die Spratly-Inseln herum eingedrungen. Die US-Marine wies die Anschuldigungen Chinas zurück und bezeichnete sie als weiteren Versuch in einer Reihe von Kampagnen, internationalem Recht entsprechende Operationen der USA falsch darzustellen.

Fakt ist: Chinas Präsenz nimmt immer weiter zu.

Auch das Subi-Riff hat eine bemerkenswerte Transformation hinter sich. Vor zehn Jahren noch unbewohnt, findet sich nun eine gewaltige Militärbasis auf dem Gelände. Auf neuen Satellitenaufnahmen ist ein Großteil der Fläche bebaut. Es gibt Hangars und einen Leuchtturm. Auch sind mehrere Radar-Türme und Verteidigungsanlagen zu sehen. Sogar ein Sportstadion wurde gebaut.

Das Riff Fiery Cross hat ebenfalls eine bemerkenswerte Transformation erlebt. Große, mehrstöckige Hangars gibt es dort nun, die nach US-Angaben auch ballistische Raketen unterbringen können. Auf der ganzen Insel sind Radarsysteme zu sehen.

Kürzlich von den USA veröffentlichte Fotos eines Spionage-Flugzeuges offenbarten zudem, dass die Insel mit Anti-Schiff-Raketen, Flugabwehrraketensystemen und Störsystemen bestückt wurde.

Subi-Riff, Spratly-Inselgruppe, Südchinesisches Meer 12.08.2018: Großer Auflauf: Dicht an dicht parken hier die Schiffstrawler. Die KP will das gesamte Südchinesische Meer, Nachbarländer, die Fischbestände und die Schifffahrtswege kontrollieren. Bild: LiveEO/Maxar Foto: WirtschaftsWoche

Die chinesische Regierung betont zwar, dass es sich ausschließlich um defensive Waffensysteme handele. Doch Beobachter warnen, dass mit der zunehmenden Militarisierung die Wahrscheinlichkeit von Zusammenstößen zunehme. Eine Militarisierung, die sich woanders noch fortsetzt: am (einstigen) Gaven-Riff.

Erst am vergangenen Montag war es in der Region zu einem Zwischenfall gekommen. Die chinesische Küstenwache blockierte nach Angaben des philippinischen Militärs ein Marineschiff des Landes. Dieses war gerade dabei, Metalltrümmer – offenbar Reste einer chinesischen Rakete – aus dem Meer zu holen. Die chinesische Küstenwache habe die Schleppleine durchschnitten und das Metallobjekt an sich genommen, hieß es.

Der Streit geht weit über die Spratly-Inseln hinaus. China beansprucht rund 80 Prozent des 3,5 Millionen Quadratmeter großen Südchinesischen Meeres für sich. Während die Spratly-Inseln südlich liegen, geht es weiter im Norden um die Paracel genannten 130 Korallen-Inseln, die auch Vietnam beansprucht. Im Ostchinesischen Meer streitet China mit Japan um die chinesisch Diaoyu oder japanisch Senkaku genannten Inseln 200 Kilometer nordöstlich von Taiwan. Der Streit um die Felseninseln flammte 2012 neu auf, als Japans Regierung drei Inseln von privater Hand kaufte. Ende 2013 verhängte China eine Luftverteidigungszone über dem Ostchinesischen Meer.

Mitarbeit: Jannik Deters
Hinweis: Dieser Artikel ist ursprünglich am 26. November 2022 erschienen. Wir haben ihn aktualisiert.

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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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