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Wirtschaft von oben #299 – Drohnenträger-FlotteDrohnenträger: Hier baut Chinas Marine ihre Superkriegsschiffe

Chinas Marine hat Spekulationen bestätigt, dass ihr neues Schiff Sichuan der erste Drohnenträger der Welt wird. Exklusive Satellitenbilder zeigen: Ein zweites Schiff wird schon gebaut. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.Thomas Stölzel 14.01.2025 - 10:30 Uhr

Im Becken der Hudong-Zhonghua-Werft liegen gleich zwei neue amphibische Angriffsschiffe. Unten die Sichuan, der erste große Drohnenträger vom Typ 076, oben die Jiangxi vom kleineren Vorgängertyp 075, der nur als Hubschrauberträger einsetzbar ist, weil er kein Katapult hat.

Foto: LiveEO/UP42/Airbus

Lange wurde spekuliert, ob auf der Sichuan auch Drohnen horizontal starten und landen können. Schließlich wird das neue sogenannte amphibische Angriffsschiff der chinesischen Marine Satellitenbildern zufolge mit einem elektromagnetischen Katapult ausgerüstet sein. Nun hat die Marine der Volksbefreiungsarmee erstmals bestätigt, dass das Schiff vom Typ 076 ein Drohnenträger wird. „Unbemannte Operationen sind ein unbestreitbarer Trend in der modernen Kriegsführung“, sagte ein hochrangiger Offizier laut „South China Morning Post“ im staatlichen Fernsehsender CCTV. Der 076-Typ werde daran beteiligt sein.

Am 28. Dezember hatte China die Sichuan vom Stapel laufen lassen. Neueste Satellitenbilder von der Hudong-Zhonghua-Werft in Shanghai zeigen, wie schnell der Bau ging und dass das Land schon am zweiten Schiff dieser Art arbeitet. Beim Typ 076 handelt es sich formell um amphibische Angriffsschiffe, also eine Art Hubschrauberträger. Doch mit der Fähigkeit, große Drohnen wie ein Flugzeugträger per Katapult zu starten, ist es quasi eine ganz neue Kategorie Kampfschiff, die noch nicht einmal die USA im Arsenal haben. Bei einem bewaffneten Konflikt etwa um die Insel Taiwan könnten solche Schiffe daher eine entscheidende Rolle spielen, wenn sie mit Drohnen und Hubschraubern Landungstruppen unterstützen und feindliche U-Boote abwehren. Zugleich könnten sie bei einer Invasion als eine Art Truppentransporter dienen.

Es ist nicht die einzige Waffenkategorie, in der Chinas Marine inzwischen die Supermacht USA übertrumpft. So sind laut der US-Denkfabrik Center of Strategic and International Studies (CSIS) inzwischen rund 70 Prozent der chinesischen Kriegsschiffe jünger als 15 Jahre, verglichen mit nur einem Viertel der US-amerikanischen.

Der 076-Träger wird mit einer Länge von mehr als 260 Metern auch das größte amphibische Angriffsschiff der Welt sein – so lang wie der atomgetriebene französische Flugzeugträger Charles de Gaulle. Anders als die französischen und amerikanischen Flugzeugträger hat der Drohnenträger aber nicht eine, sondern zwei sogenannte Inseln, in denen etwa die Schiffsbrücke und die Kommandozentrale für das Flugdeck untergebracht sein werden.

Die vier seit 2018 von China gebauten amphibischen Angriffsschiffe vom Vorgängertyp 075 sind mehr als 20 Meter kürzer. Ihre Deckbemalung gibt darüber Aufschluss, dass sie ausdrücklich für Hubschrauber konzipiert sind, nicht wie die 076 für horizontal startende Kampfdrohnen.

Satellitenbilder von LiveEO der vergangenen Monate zeigen, wie das erste Schiff vom Typ 076 in einem eigens neu angelegten Trockendock der Werft in atemberaubendem Tempo montiert wurde. Das Flugdeck wurde aufgesetzt, im Dezember grau lackiert und zu Wasser gelassen. Zu erkennen ist zudem ein 120 Meter langer blauer Sichtschutz in Fahrtrichtung links. Darunter wird offenbar das Katapult eingebaut. Diese Art Abdeckung war zuletzt beim Bau des Flugzeugträgers Fujian zu sehen, der in einem benachbarten Trockendock entstanden ist.

Bilder: LiveEO/Up42/Airbus, LiveEO/Google Earth/Airbus, LiveEO/Google Earth/Maxar, LiveEO/SkySat

Elektromagnetische Katapulte sind eine brandneue Technologie. Bei konventionellen Flugzeugträgern wurden Kampfjets per Dampfkatapult beschleunigt. Bis die nach einem Start aber wieder einsatzfähig sind, dauert es. Die elektrische Variante ist viel schneller, kann mehr Jets oder Drohnen in kurzer Zeit starten. Die USA haben die Technik bisher nur in der neusten Generation Flugzeugträger, der sogenannten Gerald-Ford-Klasse, im Einsatz, zu der auch das neuste Schiff USS Enterprise gehört.

Zudem zeigen die Aufnahmen, dass die Sichuan auf jeder Seite einen Lift für Drohnen und Hubschrauber hat, die Fluggeräte aus dem Hangar aufs Flugdeck hieven können. Die Vorgängerschiffe hatten nur einen solchen Lift.

Direkt hinter dem Trockendock in Shanghai sind nun bereits Rumpfteile für das nächste Schiff zu erkennen. Bei genauer Betrachtung haben die mit 22 Metern dieselbe Breite wie die Innenwand der Sichuan. Ein recht sicheres Indiz also, dass sie für einen weiteren 076-Träger bestimmt sind. Vom kleineren Vorgängermodell 075 hatte China insgesamt vier Stück gebaut.

TROCKENDOCK IN DER HUDONG-ZHONGHUA-WERFT, SHANGHAI, CHINA 26.01.2024 (oben): Der erste 076-Träger Sichuan wird montiert. Gut erkennbar ist der innere Rumpf des Schiffes ungefähr 22 Meter breit. 11.11.2024 (unten): Hinter dem Trockendock, in dem noch an der Sichuan gearbeitet wird, liegen neue Rumpfteile. Die sind ebenfalls 22 Meter breit. Ein Indiz, dass es sich bereits um den zweiten 076-Träger handelt. Bild: LiveEO/Up42/Airbus, LiveEO/SkySat Foto: WirtschaftsWoche

Auf den 076-Trägern der Chinesen sollen neben Hubschraubern offenbar auch unbemannte Kampfdrohnen starten und landen. Darauf hatte zusätzlich zum Katapult auch ein Testgelände nicht mal zwei Kilometer östlich vom Trockendock hingedeutet. Auf einer asphaltierten Fläche stehen zwei originalgroße Modelle der bewaffneten Tarnkappendrohne GJ-11 Scharfes Schwert. Deren Form ist unverwechselbar, und auch die Abmaße stimmen. Auf der Fläche sind zudem Gebäude erkennbar. Eines davon könnte eine der zwei Inseln des Schiffes darstellen. Vermutlich testen Werft und Militär hier das Rangieren auf engem Raum, wie es auf einem Flugdeck nötig ist. 

Die GJ-11 kann sowohl zur Aufklärung als auch zum Angriff und für die elektronische Kriegsführung genutzt werden. Auch kann sie im Verbund mit bemannten Kampfjets agieren. Nicht auszuschließen ist daher, dass auch bemannte Jets von den 076-Trägern starten werden. Der Katapult des Schiffes zumindest wäre dafür wohl geeignet.

Bilder: LiveEO/Google Earth/Airbus, LiveEO/SkySat

Für welche der drei chinesischen Flotten das erste der neuen amphibischen Angriffsschiffe bestimmt ist, ist zurzeit noch nicht bekannt. Die Marine des Landes besitzt eine südliche, eine östliche und eine nördliche Flotte. Die ersten drei Schiffe vom älteren 075-Typ sind in der östlichen und südlichen Flotte untergekommen. Beide gelten als besonders wichtig für einen Einsatz rund um Taiwan.

Satellitenbilder von 2022 zeigen gleich zwei der 075-Träger im Marinehafen von Zhanjiang, Guangdong, wo die südliche Flotte ihren Sitz hat. Der Hafen liegt direkt nördlich der Insel Hainan im Südchinesischen Meer, ziemlich genau 1000 Kilometer westlich von Taiwan.

Hauptquartier der Südflotte in Zhanjiang, Guangdong, China 13.10.2022: Gleich zwei 075-Hubschrauberträger liegen hier im Marinehafen. Dabei handelt es sich um die Guangxi (oben), die eigentlich zur Ostflotte gehört, und die Hainan (unten) der Südflotte – erkennbar an den Nummern auf den Flugdecks. Bild: LiveEO/Google Earth/Airbus Foto: WirtschaftsWoche

Schon Mao Zedong hatte der Volksbefreiungsarmee befohlen, für Sommer 1950 einen amphibischen Angriff auf Taiwan vorzubereiten. Doch dann durchkreuzten die USA die Pläne, als sie in den Koreakrieg einstiegen. Das kommunistisch regierte China hatte im selben Jahr bereits die Insel Hainan eingenommen, auf die die nationalchinesischen Kuomintang geflüchtet waren – wie auch nach Taiwan. Damals sah sich die chinesische Armee nicht im Stande, es mit den USA aufzunehmen, und fürchtete deren Eingreifen auch in Taiwan. 

Den USA zufolge hat Staatschef Xi Jinping dem chinesischen Militär schon vor längerer Zeit befohlen, nun bis 2027 bereit für eine Invasion auf Taiwan zu sein. Und damit auch bereit, es militärisch mit den USA aufzunehmen.

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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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