Wirtschaft von oben #99 – Suezkanal Blockierter Suezkanal: Hier stauen sich die Ozeanriesen

Quelle: LiveEO/Sentinel

Wegen eines festgefahrenen Containerschiffs ist die wichtigste Wasserstraße der Welt nicht befahrbar. Richtung Europa und Amerika sind zurzeit vor allem Öltanker betroffen. Das zeigen Satellitenaufnahmen und Transponderdaten.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Das havarierte Containerschiff „Ever Given“ konnte mittlerweile freigelegt werden. Hier lesen Sie mehr zu den aktuellen Geschehnissen.

Während das am Dienstag auf Grund gelaufene 400 Meter lange Containerschiff „Ever Given“ den Suezkanal in Ägypten blockiert, stauen sich auf der wichtigsten Wasserstraße der Welt und an ihren Eingängen mehrere Dutzend Ozeanriesen. Das zeigen neueste Satellitenaufnahmen und Transpondersignale der Schiffe. Laut der Reederei „Evergreen“ hatte es an Bord einen Stromausfall gegeben. Schlechte Sicht aufgrund eines Sandsturms ließen das Schiff im Kanal offenbar vom Kurs abkommen.

Mehr als 50 Schiffe durchqueren den Suezkanal jeden Tag. Normalerweise fahren sie in eng getakteten Konvois in den Kanal ein, voll beladen mit Öl, Erz, mit Containern. Knapp 1,2 Milliarden Tonnen Fracht waren es im vergangenen Jahr. Die Schiffsroute zwischen Asien und Europa ist die wichtigste der Welt. Die ägyptischen Behörden schätzen, dass damit etwa 13 Prozent des Welthandels den Weg durch den Kanal nehmen.

Am südlichen Eingang der Wasserstraße parken dem Schiffsüberwachungsdienst MarineTraffic zufolge inzwischen allein um die 40 Öltanker. Viele von ihnen dürften auf dem Weg nach Amerika und Europa sein. Der Ölpreis der Sorten WTI und Brent reagierte am Mittwoch, kletterte im Tagesverlauf um mehr als sechs Prozent.

Im Norden des Suezkanals und im mittig liegenden Bittersee stauen sich vor allem Fracht- und Containerschiffe. Dies deutet darauf hin, dass hier vor allem Warenlieferungen etwa nach Fernost betroffen sind. Sowohl im Norden als auch im Bittersee waren es MarineTraffic zufolge am Mittwochabend je rund 40 wartende Schiffe.


Zwar ankern auch an normalen Tagen Ozeanriesen an den Eingängen, um sich etwa zu einem Konvoi zusammenzuschließen. Der Vergleich mit Satellitenbildern vom 19. März zeigt allerdings, dass die Zahl der geparkten Schiffe stark zugenommen hat.


Experten befürchten nun, dass die Bergung des Kolosses, der mit Bug und Heck an den Ufern des Kanals festhängt, Tage dauern könnte. Laut MartineTraffic sind immer noch massenhaft Schiffe in Richtung Suezkanal unterwegs. Das dürfte die Krise in den nächsten Tagen deutlich verschärfen, sollte die Kanalbehörde die „Ever Given“ nicht schnell frei bekommen. Am Mittwoch teilte der Branchendienstleister GAC unter Berufung auf die ägyptische Kanalbehörde mit, dass es gelungen sei, den bereits seit Dienstag feststeckenden 224.000 Tonnen schweren und 59 Meter breiten Frachter zum Teil wieder flott zu bekommen.




Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

Mehr zum Thema: Der Suezkanal ist so etwas wie eine Autobahn für den globalen Handel – eine sehr schmale Autobahn mit nur einer Spur. Nun blockiert ein Ozeanriese den Kanal. Was das für den Welthandel bedeutet.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%