Toyota, Honda, Nissan Dreikampf der Elektro-Pioniere

Japans große Autobauer wollen Elektroautos massentauglich machen. Allerdings gehen die Angriffsstrategien weit auseinander: Nissan setzt auf Frühstart, Honda auf eine Aufholjagd und Toyota auf eine eigene Wunderbatterie.

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Nissan IMx EV Quelle: AP

Elektroautos kommen weltweit in Mode. Auf der Tokyo Motor Show erinnern nun die japanischen Hersteller daran, dass die Geburtsstätte der elektrifizierten Antriebe eigentlich hier liegt. Bereits vor 20 Jahren begannen Toyota und Honda, Benzin- mit Elektromotoren zu kombinieren, lange bevor andere Hersteller auf den Hybridboom aufsprangen.

Nun stellen Japans große Drei vollständig elektrische Autos auf ihre Bühnen. Gleichzeitig machen sich mit ihren Auftritten auf der Branchenmesse klar, wie unterschiedlich ihre Ansätze sind: vom Pionier Nissan über den Jäger Honda zum Branchenprimus Toyota, der für seine elektrische Großoffensive auf eine neue Wunderbatterie pokert, die Lithium-Ionen-Akkus um Längen schlagen soll.

Renaults Allianzpartner Nissan demonstrierte dabei, warum er sich weltweit als Pionier der Elektroautos sieht. Mitten auf der Hauptbühne stand nicht etwa eine Zukunftsidee, sondern die zweite Generation des ersten in Großserie gebauten Elektroautos der Welt, des Nissan Leaf. Die erste Generation gibt es bereits seit 2010. Seither wurden rund 300.000 Modelle weltweit verkauft. Die zweite Generation soll nun mit schnittigerer Form und mehr Reichweite Teslas Vorstoß in den Massenmarkt vorausgreifend erschweren und nebenbei andere Herausforderer wie den Chevy Bolt von General Motors kontern.

Nun muss der Leaf zeigen, dass er im zweiten Anlauf die hohen Erwartungen erfüllen kann. Es wird interessant. Der Leaf mag nicht so rasant fahren wie Teslas Model 3. Auch mag das Styling gewöhnlicher sein. Aber dafür ist er im Gegensatz zu Teslas Mittelklassewagen in Japan schon jetzt im Ausland bald in großen Mengen erhältlich. Tesla hingegen kämpft darum, wie versprochen die Produktion auf mehrere Tausend Stück wöchentlich hochzufahren. Zweitens ist der japanische Stromer erschwinglicher als die Konkurrenz.

Das Modell mit der kleinen 40-kWh-Batterie und 400 Kilometern Reichweite im japanischen Messmodus beginnt in Japan bei umgerechnet rund 25.000 Euro. Inklusive einem Bose-Soundsystem und einer erweiterten Version des Fahrassistenten ProPilot, der allein einparken und auf der Autobahn in einer Spur allein fahren kann, sofern der Fahrer wenigstens ein Hand am Lenkrad lässt, steigt der Preis auf etwas über 30 000 Euro. Die Nacktversion von Teslas Model 3 dürfte etwas darüber liegen. Der Verkaufsstart einer teureren Variante mit 60-kWh-Akku hat Nissan für 2018 eingeplant.

Nissan will die Poleposition

Neben dem Leaf steht dann das Konzept IMx. Das Kürzel steht für Intelligent Mobility Crossover und Nissans Version für die selbstfahrende Zukunft. Das Modell ist auf einer neuen Plattform aufgebaut, die für große Batterien Platz schafft sowie einen flachen Fahrzeugboden und niedrigen Schwerpunkt garantiert.

Angriff auf Tesla im Massenmarkt
Nissan Leaf II Quelle: REUTERS
Nissan Leaf II Quelle: Nissan
Nissan Leaf II Quelle: Nissan
Nissan Leaf II Quelle: Nissan
Nissan Leaf II Quelle: Nissan
Nissan Leaf II Quelle: Nissan
Nissan Leaf II Quelle: Nissan

Darüber hinaus zeigt das Auto nach außen an, ob ein Mensch oder die Maschine den Wagen steuert. Zudem ist das Auto wurde das Konzeptauto mit 435, auf vier Räder verteilten PS für die meisten Fahrsituationen ausreichend motorisiert. Als Reichweite seines Konzepts gibt Nissan 600 Kilometer im japanischen JC08-Standard an, dessen höchste Geschwindigkeit im Testzyklus bei knapp über 80 km/h liegt.

Teile des Mobils sind gar nicht mal weit in die Zukunft gedacht. Die Plattform soll ab 2020 eingesetzt werden. Und als Ziel für die höherwertigen Selbstfahrfunktionen nennen die Nissans Ingenieure 2022. Wie sehr das Auto dann tatsächlich selbst steuern kann, wird die Zukunft zeigen.

Verträumte Blicke in die Zukunft
Tokyo Motor Show Quelle: Spotpress
Tokyo Motor Show Quelle: Spotpress
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Tokyo Motor Show Quelle: PR
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Tokyo Motor Show Quelle: Spotpress
Tokyo Motor Show Quelle: Spotpress

Immerhin verspricht Nissan, dass sein ProPilot ab 2020 auch städtische Kreuzungen alleine meistern wird. Um allerdings noch mehr autonomes Fahren frühzeitig zu ermöglichen, setzt Nissan darauf, bei Bedarf entweder den Fahrer oder einen Fernoperator hinzuziehen, der dem Auto in kniffligen Situationen bei Entscheidungen hilft. Denn noch glauben die Ingenieure nicht, dass ein Auto bereits in der ersten Hälfte der 2020er-Jahre in allen Situationen allein wird fahren können.

Unterhalb der Hauptbühne steht Nissans Idee vom Elektroauto 0.5 für Jedermann. „ePower“ nennt sich der Hybridantrieb, bei dem ein kleiner Benzinmotor eine kleine Batterie mit Strom speist, aus der dann ein Elektromotor seine Kraft zieht. Das System debütierte im Kompaktwagen Note, dessen Spritverbrauch damit (natürlich wieder im japanischen Modus gemessen) unter drei Liter pro 100 Kilometer sank. Nun wurde diese Hybridvariante auch dem kastenförmigen Familienvan Nissan Serena spendiert.

Vom langsamen Start seines Leaf lässt sich Frühstarter Nissan nicht bremsen. Bis 2022 hat Nissan zwölf weitere Elektroautos versprochen. Dafür hat Nissan im Gegensatz zu Toyota und Honda alle Pläne für ein Brennstoffzellenauto auf Eis gelegt, das Strom aus Wasserstoff gewinnt.

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