Abgasaffäre bei VW-Tochter Neuer Tag, neue Razzia bei Audi

Eine Ampel steht am vor der Firmenzentrale von Audi auf Rot. Quelle: dpa

Für Audi entwickelt sich die Abgasaffäre zu einer nicht enden wollenden Misere. Das Verhältnis zur Staatsanwaltschaft ist zerrüttet.

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Neuer Tag, neue Razzia: Bereits zum dritten Mal hat die Staatsanwaltschaft München II im Umfeld von Audi Geschäfts- und Privaträume durchsucht. Die Aktion am Dienstagmorgen hatte es in sich. Mit einem Aufgebot von allein 18 Staatsanwälten rückten die Ermittler an, hinzu kamen Beamte der Landeskriminalämter Bayern und Baden-Württemberg.

Sowohl die Zentrale in Ingolstadt als auch der Standort in Neckarsulm wurden gefilzt. Zuvor hatte der Rechercheverbund von „Süddeutscher Zeitung“, Norddeutschem Rundfunk (NDR) und Westdeutschem Rundfunk (WDR) über die Razzia berichtet.

Die Durchsuchung markiert einen neuen Höhepunkt der Abgasaffäre im Volkwagen-Konzern. Im September 2015 musste der Autobauer einräumen, die Abgaswerte von Dieselfahrzeugen mittels einer Software manipuliert zu haben, die zwischen Test- und Realbetrieb der Fahrzeuge unterscheiden konnte. Das Prinzip: Auf dem Prüfstand fuhren die Autos so sauber wie vorgeschrieben, auf der Straße stießen sie dagegen weit mehr giftiges Stickoxid aus als erlaubt.

Schnell griff der Skandal auch auf die VW-Tochter Audi über, die im Konzern für die Entwicklung und den Bau der Drei-Liter-Dieselmotoren verantwortlich war. Während bei VW die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt, kümmert sich die Staatsanwaltschaft München II um Audi.

Bereits im März 2017 war es zu einer ersten Razzia in Ingolstadt und anderswo gekommen. Zunächst bezog sich der Verdacht auf den Betrug und strafbare Werbung mit Audi-Fahrzeugen, die auf dem US-Markt verkauft wurden. Dort hat VW den Betrug auch selbst eingeräumt.

VW machte keinen Hehl daraus, dass auch Audi an den Verfehlungen beteiligt war. Betroffen waren damals 80.000 Fahrzeuge. Ursprünglich hatten die Staatsanwälte deshalb vier Audi Mitarbeiter auf der Beschuldigtenliste. Zwei von ihnen wurden in Untersuchungshaft genommen, einer von ihnen sitzt auch aktuell noch in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim.

Mit der jüngsten Durchsuchung hat die Staatsanwaltschaft die ursprünglichen Ermittlungen deutlich ausgeweitet. Inzwischen gelten 14 Audi-Techniker als verdächtig. Nach Handelsblatt-Informationen handelt es sich um Mitarbeiter, die überwiegend für die Zulassung der Dieselfahrzeuge zuständig waren und womöglich von den Manipulationen wussten. Audi-Vorstände stehen bislang nicht auf der Liste der Beschuldigten.

Auch inhaltlich haben die Ermittlungen inzwischen eine neue Dimension. Es geht nun auch um Audi-Dieselmotoren, die auf dem europäischen Markt verkauft wurden. „In unserem Fokus steht nunmehr auch der Einsatz von technischen Vorrichtungen zur Manipulation von Abgaswerten in V6-3-Liter-Dieselmotoren, die für den europäischen Absatzmarkt bestimmt waren“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der Tatverdacht beziehe sich derzeit auf die Dieselmotoren in mindestens rund 210.000 Fahrzeugen, die seit 2009 auf dem europäischen und dem US-amerikanischen Markt ausgeliefert wurden.

Neben dem Ermittlungsverfahren gegen die Audi-Techniker führt die Staatsanwaltschaft auch ein Bußgeldverfahren gegen noch unbekannte Vorstände sowie gegen Audi selbst. Audi erklärte auf Nachfrage lediglich, vollumfänglich mit der Staatsanwaltschaft zu kooperieren.

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