Arbeitnehmerseite lehnt US-Sonderbeauftragten ab Ex-FBI-Chef Freeh soll VW helfen

Die Spitze der VW-Kontrolleure kommt nicht zur Ruhe. Erst sorgte der Konzernchef in den USA für helle Aufregung. Nun soll der Vorstand angeblich eine US-Personalie einfädeln, die die Arbeitnehmerseite nicht nur nicht kennt, sondern auch für nicht notwendig hält.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
VW bleibt trotz Dieselgate vor Toyota
Toyota – 1. Halbjahr 2016Der japanische Branchenprimus, zu dem auch der Kleinwagenbauer Daihatsu Motor und der Nutzwagenhersteller Hino Motors gehören, verkaufte zwischen Januar und Juni global 4,99 Millionen Autos. Das ist ein Rückgang zum Vorjahreszeitraum von 0,6 Prozent. Die ganze Halbjahres-Bilanz auch mit Umsatz- und Gewinnkennzahlen legt der japanische Konkurrent am 4. August vor. Quelle: AP
Volkswagen (Konzern) – 1. Halbjahr 2016Krise? Welche Krise? Die Abgas-Affäre scheint die Auslieferungen bei Volkswagen nicht zu bremsen. Pünktlich zum Halbjahr setzt sogar die schwächelnde Kernmarke zur Wende an. Mit 2,925 Millionen verkauften Volkswagen blieb die Marke zwar knapp unter dem Vorjahresergebnis, die Tendenz im Juni zeigte aber um fast fünf Prozent nach oben. Mit dem starken Juni stehen nach sechs Monaten die Zeichen bei den Verkäufen klarer als zuvor auf Zuwachs: 5,12 Millionen Fahrzeuge – vom VW-Up bis zum schweren Scania-Lkw – sind 1,5 Prozent Verbesserung im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015. Trotz Diesel-Krise steuert der Konzern damit 2016 bisher auf ein Auslieferungsplus zu. Nach fünf Monaten Ende Mai hatte der Zuwachs lediglich bei 0,8 Prozent gelegen. Zumindest als Momentaufnahme scheint der Autobauer damit zehn Monate nach dem Ausbruch der Diesel-Krise eine Durststrecke zu verlassen. Quelle: dpa
BMW – 1. Halbjahr 2016Zwischen Januar und Juni diesen Jahres wurden weltweit 986.557 BMW verkauft. Damit konnten die Münchner im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent zulegen. Allein im Juni stieg der Absatz um 9,7 Prozent auf 189.097 – mit den Marken Mini und Rolls-Royce kommt der Konzern sogar auf 227.849 Autos (+9,1 Prozent). Für das Plus sorgte demnach vor allem die hohe Nachfrage in Europa und Asien. In den USA dagegen schrumpfte der Absatz. Mit den knapp 190.000 Fahrzeugen im Juli lag BMW vor den beiden Dauer-Konkurrenten Audi (169.000 Autos) und Mercedes (188.444 Fahrzeuge). Doch wie sieht es im gesamten ersten Halbjahr aus? Quelle: dpa
Audi – 1. Halbjahr 2016Zumindest Audi konnte BMW hinter sich lassen. Die Ingolstädter konnten zwar zulegen, mit 5,6 Prozent fiel das Wachstum aber geringer aus als bei der Konkurrenz aus München – genauso die absolute Zahl an Auslieferungen von 953.200 Fahrzeugen. Dennoch ist die Bilanz für Audi positiv. Man habe den Absatz in allen Weltregionen steigern können, sagte Vertriebsvorstadn Dietmar Voggenreiter. Spaß-Modelle wie das TT Cabrio im Bild tragen traditionell wenig zum Volumen bei. Zu den größten Treibern gehörten die Baureihen A4 mit einem Plus von 12,3 Prozent und das Oberklasse-SUV Q7, das es nach dem Modellwechsel im Vorjahr auf ein Plus von satten 73,6 Prozent bringt. Auch für das zweite Halbjahr ist Voggenreiter optimistisch: Dann stehen die Premieren des überarbeiteten A3 und der komplett neuen Baureihen A5 und Q2 an. Quelle: obs
Daimler – 1. Halbjahr 2016BMW und Audi waren gut, Mercedes war besser. So lässt sich das erste Halbjahr zusammenfassen – sowohl beim Wachstum als auch beim Absatz konnte die Marke mit dem Stern die Konkurrenten abhängen. In den ersten sechs Monaten gingen 1.006.619 Mercedes-Benz an die Kunden – das entspricht eine Zuwachs von 12,1 Prozent. Ganz nebenbei der 40. Rekordmonat in Folge für die Marke. Dabei profitiert Mercedes vor allem von den SUV-Modellen, die inzwischen ein Drittel des weltweiten Absatzes ausmachen. „Das zeigt, dass sich unsere Produktoffensive auszahlt und unser rundum erneuertes SUV-Portfolio hervorragend bei den Kunden ankommt“, sagt Vorstandsmitglied Ola Källenius. Zusammen mit den 73.510 verkauften Smart kommt die Pkw-Sparte des Daimler-Konzerns so auf 1,08 Millionen Fahrzeuge. Quelle: dpa
Porsche – 1. Halbjahr 2016Drei Prozent Wachstum auf 117.963 Fahrzeuge. Das sind die Eckdaten des ersten Halbjahres bei Porsche. Der Sportwagenbauer zeigt sich damit zufrieden und spricht von einer „Stabilisierung auf hohem Niveau“. Viele Modelle wie die Baureihen Cayman, Boxster, Macan und der 911er konnten zwar zweistellig wachsen, bei der Limousine Panamera hielten sich die Kunden wegen des anstehenden Modellwechsels aber spürbar zurück. „Die durchweg positive Resonanz auf die Weltpremiere des neuen Panamera Ende Juni stimmt uns sehr optimistisch. Wir erwarten uns davon einen deutlichen Schub“, sagt Marketing- und Vertriebsvorstand Detlev von Platen. Der neue Panamera kann seit dem 28. Juni bestellt werden und steht in Europa ab November beim Händler. In den USA und im chinesischen Markt ist das Auto ab Januar 2017 verfügbar. Quelle: dpa
Toyota – Gesamtjahr 2015Der japanische Autokonzern Toyota hat seine Stellung als weltgrößter Fahrzeughersteller im vierten Jahr nacheinander behauptet und den durch den Abgasskandal gebeutelten Konkurrenten VW auf Distanz gehalten. 2015 verkaufte das Unternehmen 10,15 Millionen Autos, wie Toyota am Mittwoch mitteilte. VW kam im vergangenen Jahr auf 9,93 Millionen verkaufte Autos, General Motors auf 9,8 Millionen. 2016 rechnet Toyota mit einem Absatz von 10,11 Autos. Im vergangenen Jahr lag die Prognose bei 10,1 Millionen Fahrzeugen für 2015 und wurde durch die Realität übertroffen. VW hatte Toyota bei den Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2015 überholt, war dann aber infolge des Abgasskandals wieder zurückgefallen. Die Autoverkäufe auf den großen Märkten in den USA und Japan haben sich verlangsamt. Darüber hinaus hat sich auch das in den vergangenen Jahren stetige Wachstum auf aufstrebenden Märkten abgeschwächt. Das schlägt sich auch in den Toyota-Zahlen nieder: 2014 hatten die Japaner noch 10,23 Millionen Autos verkauft. Quelle: dpa

Kurz vor dem nächsten Treffen der Aufsichtsratsspitze gibt es im Volkswagen-Konzern neue Unruhe. Der angeblich vom VW-Vorstand geplante Einsatz des früheren FBI-Chefs Louis Freeh als US-Sonderbeauftragter sorgt für Kopfschütteln aufseiten der mächtigen Arbeitnehmerseite. „Wir kennen diese Personalie nicht, und sie steht auch nicht auf der Agenda des Aufsichtsratspräsidiums“, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus VW-Arbeitnehmerkreisen. Dort sehe man keinerlei Bedarf für die angebliche Personalie, über die Medien berichtet hatten.

Am frühen Dienstagnachmittag trifft sich in Wolfsburg die Spitze des VW-Aufsichtsrates, das sogenannte Präsidium. Auch der Sonderausschuss Dieselmotoren tagt - dieses Gremium kümmert sich federführend um die Aufklärung der Abgas-Affäre und die notwendigen Konsequenzen.

So könnte VW die "Dieselgate"-Kosten schultern

Am Montag hatten Medien berichtet, der VW-Vorstand wolle Freeh mit Billigung des Aufsichtsrates in der Abgas-Affäre in den USA als Experten und Vermittler einsetzen. Der 66-Jährige würde damit auch Aufgaben wahrnehmen, die ins Ressort der VW-Vorstandsfrau Christine Hohmann-Dennhardt fallen. Sie war vom Konkurrenten Daimler nach Wolfsburg gewechselt und ist für „Integrität und Recht“ zuständig.

Die Juristin hatte zuvor in ähnlicher Funktion bei Daimler geholfen, eine Schmiergeldaffäre zu bewältigen. Auch Freeh war bei den Stuttgartern schon in Erscheinung getreten: Sie hatten ihn als Aufpasser engagiert, der darüber wachte, dass die Geschäfte nun sauber liefen. Das kam bei den US-Behörden gut an.

Aus den VW-Arbeitnehmerkreisen hieß es zu den Spekulationen über Freeh unmissverständlich: „Wir haben Frau Hohmann-Dennhardt für diese anspruchsvolle Aufgabe. Weiteren Bedarf sehen wir nicht.“ Am Montag hatte sich ein Konzernsprecher nicht zu den Berichten äußern wollen.

Die Abgas-Tests in Deutschland und Europa

Die Zusammenkunft der wichtigsten VW-Kontrolleure ist damit einmal mehr spannungsgeladen. Erst im November hatte es mitten in der Aufarbeitung des Skandals einen Konflikt zwischen dem Betriebsrat und der Unternehmensspitze gegeben. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh äußerte damals scharfe Kritik: „Der Betriebsrat wird bewusst außen vor gelassen. Der Vorstand verkündet Sparmaßnahmen einseitig und ohne Grundlage“, sagte er. In einem Rundschreiben an die Belegschaft sprach Osterloh von einer Bedrohung für den Frieden im Unternehmen.

Zuletzt hatte der Auftritt von Konzernchef Matthias Müller in den USA für Wirbel gesorgt. Müller erweckte vor rund einer Woche während der US-Automesse in Detroit in einem Interview den Eindruck, er spiele die Affäre herunter und halte die Reaktion der USA für überzogen. Nach dpa-Informationen beschäftigt sich das Präsidium am Dienstag auch mit Fragen zur USA-Reise. Müllers Stuhl wackele aber nicht.

Das Präsidium besteht aus: Hans Dieter Pötsch (Kapitalseite, Vorsitz), Jörg Hofmann (IG Metall, Vize-Vorsitz), Bernd Osterloh, Wolfgang Porsche (Großaktionär), Stephan Weil (Ministerpräsident, Großaktionär Niedersachsen) und Stephan Wolf (Osterloh-Vertreter).

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%