Das Aus des Ford-Werks im belgischen Genk ist besiegelt: Das Management habe entschieden, die Fabrik 2014 zu schließen, sagte Luc Prenen von der Gewerkschaft ACV Union am Mittwoch den Arbeitern nach einem Krisentreffen. Im Werk fand eine Betriebsversammlung mit der Direktion von Ford Europe statt. Schon am Morgen versammelten sich hunderte Beschäftigte vor dem Werkstor.
Die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hatte bereits am Dienstag unter Berufung auf Konzernkreise über die drohende Schließung berichtet. Ein Sprecher von Ford Europe in Köln hatte zu dem Bericht vorerst keine Stellung genommen. Am Mittwochvormittag bestätigte der Konzern dann die Schließung Ende 2014.
Ford fertigt in der Stadt im Nordosten Belgiens den Mittelklassewagen Mondeo, den Sportvan S-Max und den Van Galaxy. 4300 Arbeiter sind dort beschäftigt, die Stellen werden nun gestrichen. Gefährdet sind rund 5000 weitere Arbeitsplätze, die von dem Ford-Werk abhängen. Die Gewerkschaft CSC Metea sprach von einer „bitteren Pille für die gesamte Region“.
Die belgische Gewerkschaft rief die Regierung auf, sich für den Erhalt des Werks einzusetzen. Es ist bereits die zweite Autofabrik innerhalb weniger Jahre, die in Flandern schließt. Im Oktober 2010 hatte der Autobauer Opel im Zuge seines Sanierungskurses das Werk im belgischen Antwerpen mit einst 2500 Beschäftigten dicht gemacht.
Die Umstrukturierungspläne für die europäischen Ford-Werke könnten dazu führen, dass der deutsche Standort in Saarlouis gestärkt wird. So teilte das US-Unternehmen weiter mit, dass je nach Ausgang der Gespräche in Belgien die nächste Generation von Ford Mondeo, S-Max und Galaxy im spanischen Valencia produziert werden dürfte. Abhängig von weiteren Untersuchungen könne die Produktion der Multifunktionskompaktwagen C-Max und Grand C-MAX ab 2014 dann von Valencia nach Saarlouis verlagert werden.
Über die Zukunft des Ford-Werkes in Genk wurde schon länger spekuliert. Ford leidet gerade in Europa unter sinkenden Absatzzahlen und hat kaum andere Möglichkeiten, als seine Produktionskapazitäten zu verringern. Nach Einschätzung von Analysten könnte eine Schließung des Werkes Einsparungen in einer Größenordnung von bis zu 500 Millionen US-Dollar (384 Mio Euro) bringen. Bei den beiden deutschen Werken in Köln und Saarlouis sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2016 ausgeschlossen.
Das europäische Ford-Management wollte seine Kürzungspläne auch dem belgischen Ministerpräsidenten Elio di Rupo und der Arbeitsministerin Monica De Coninck bei einem persönlichen Treffen am frühen Nachmittag erläutern. An dem Gespräch sollte auch der Ford-Spitzenmanager Stephen Odell teilnehmen. Zudem war ein Treffen mit der Regionalregierung geplant.