Britische Nobelmarken Der fast unheimliche Erfolg von Jaguar Land Rover

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Der Vorteil des Kleinen

Der Aufstieg der Briten ist aber nicht nur hausgemacht. Auch die deutschen Hersteller ermöglichen durch ihre Expansion kleineren Herstellern, exklusive Nischen zu besetzen. „Die deutschen Hersteller haben einiges an Exklusivität verloren, weil sie in Marktsegmente wie die Kompaktklasse eingestiegen sind“, sagt Branchenexperte und Berater Bernd Hönnighausen.

Dem pflichtet auch Frank Schwope bei. „Ein großer Vorteil von Jaguar und Land Rover ist, dass sie noch keine Massenhersteller sind. Audi, Mercedes und BMW bezeichnen sich zwar selbst als Premiumhersteller, mit einem Absatz von über 1,5 Millionen Fahrzeugen sind sie aber de facto ein Volumenhersteller“, sagt der Auto-Analyst. „So können Jaguar und Land Rover die exklusiveren Autos bauen, die eben nicht vor jeder Garage stehen.“

Den gönnt der Papa sich selbst
Der neue XFR-S Sportbrake ist das dritte Modell der in den High Performance-Bereich vorstoßenden R-S-Linie von Jaguar. Als Weltpremiere auf dem 84. Genfer Automobil-Salon gezeigt, folgt es dem Jaguar XKR-S und seinem XFR-S-Limousinen-Pendant in den exklusiven „300-km/h-Club“. Quelle: Presse
Zum Preis von 110.450 Euro ist der erste Hochleistungs-Kombi der Jaguar Geschichte ab Juli bei den deutschen Jaguar Händlern verfügbar. Quelle: Presse
Die Leistung des 5,0-Liter-V8 im Jaguar XFR-S Sportbrake wurde im Vergleich zum Jaguar XFR um nochmals 40 PS und das Drehmoment um 55 Newtonmeter (Nm) auf 405 kW (550 PS) und 680 Nm angehoben. Quelle: Presse
 Im Verbund mit einer Achtstufen-Automatik samt „Quickshift“-Funktion beschleunigt der stärkste XF Sportbake in nur 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine auf 300 km/h limitierte Höchstgeschwindigkeit. Quelle: Presse
Um dem im Vergleich zur Limousine etwas schwereren Sportkombi eine ebenso souveräne Agilität und Einlenkpräzision zu sichern, hat Jaguar die Abstimmung der mit einer Luftfederung kombinierten Hinterachse verändert. So wird per automatischer Niveauregulierung auch bei voller Beladung eine waagerechte Lage des Aufbaus garantiert. Quelle: Presse
Für optimierte Atemwege des V8 sorgt ein tiefer gezogener Stoßfänger mit vergrößertem zentralen Lufteinlass und großflächigen seitlichen Einlassschächten. Ein Frontsplitter stellt zusammen mit einem geänderten Heckspoiler und größeren Seitenschwellern sicher, dass der XFR-S Sportbrake auch bei Tempo 250 und mehr ruhig liegt. Quelle: Presse
Ein noch weiter als beim XFR in den Unterboden gezogener Diffusor aus Kohlefaser sorgt zusätzlich für mehr Abtrieb für die Antriebsachse. Quelle: Presse

Der neue Technik-Vorstand ist der langjährige BMW-Manager Wolfgang Ziebart. Er sieht in der Größe einen weiteren Vorteil. „Wir sind schneller und brauchen nicht so viel Aufwand“, sagte Ziebart dem „Handelsblatt“. „Wir haben nicht so viele Leute, die da herumentscheiden.“

So brüsten sich etwa die Briten damit, dass der XE als erste Mittelklasse-Limousine mit einem vollständig aus Aluminium gefertigten Rahmen ist. Und während man bei den deutschen Premiummarken einen Plugin-Hybriden mit Dieselmotor vergebens sucht, will Range Rover noch im Laufe des Jahres ein solches Modell auf den Markt bringen.

Denn Jaguar Land Rover muss ebenfalls bestimmte CO2-Ziele erreichen, wenn auch nicht ganz so tiefe Werte wie größere Volumenhersteller. Im vergangenen Jahr betrug der Flottenwert 181 Gramm je Kilometer - ein Viertel weniger als 2007. 2020 müssen es dann 135 Gramm sein.

Das Schloss mit Kiesweg hat ausgedient

Neben technischen Neuheiten ergeben sich Spielräume für Modelle, die sich von der Konkurrenz abheben – wer nicht zu Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse greifen will, findet inzwischen zahlreiche Alternativen. Japanische Nobelmarken wie Lexus oder Infiniti buhlen mit ihren Hybrid-Limousinen um die umweltinteressierte Kundschaft, Citroën zielt mit dem DS5 auf die Liebhaber extravaganten Designs, Maserati um die Fans des italienischen Dolce Vitas.

Jaguar will hingegen mit seiner „Britishness“ punkten, wobei auch dieser Begriff sich für Jaguar Land Rover gewandelt hat. „Unser Design kommt immer aus England“, sagt Deutschland-Chef Modelhart. „‘British‘ heißt aber nicht das Schloss mit dem traditionellen Kiesweg, sondern ein modernes England – so cool, wie man es bei Olympia 2012 erleben konnte.“

Diese moderne Britishness soll sich auch in der Corporate Identity für die Händler wiederfinden. Es sollen aber nicht nur bestehende Jaguar- oder Land Rover-Autohäuser umgestaltet werden. Die Briten wollen auch ihr Handelsnetz ausbauen und damit an die ständig steigenden Verkaufszahlen anpassen. Bis Ende nächsten Jahres soll es auf 76 Jaguar- und 124 Land-Rover-Betriebe wachsen. Das wäre ein Drittel mehr als noch 2010.

Doch selbst wenn Jaguar und Land Rover mit einem engmaschigeren Händlernetz ihre kahlen Stellen auf der Deutschland-Karte verringern können - eine echte Gefahr beim Absatz werden die Briten für die einheimischen Premiumhersteller in den nächsten Jahren nicht. Doch sie werden ernstgenommen.

Ein Beleg: Im vergangenen Jahr fragte Jaguar bei BMW an, ob man bei leistungsstarken Motoren für die großen Modelle kooperieren könne. Die Antwort aus München: „Nein, warum sollen wir einen Wettbewerber stärken?“

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