Daimler Dieter Zetsche hat gut Lachen

Seite 2/2

CO2-Ausstoß von Mercedes steigt sogar

Das macht sich in der CO2-Bilanz bemerkbar: Während bei allen Premium-Autobauern die durchschnittliche CO2-Emission je Neuwagen seit Jahren sinkt, ist sie bei der Daimler-Auto-Sparte im ersten Halbjahr 2016 wieder leicht (um 0,8 Gramm pro Kilometer) gestiegen – analog zu dem SUV-Boom. Das zeigt zumindest eine Auswertung des Center of Automotive Management der Hochschule Bergisch Gladbach aus diesem Juli.

Das reicht mit einem Wert von 131,7 Gramm zwar immer noch, um vor Audi (132,9 Gramm) zu bleiben, BMW ist allerdings mit 128,7 Gramm vorbeigezogen – im Gesamtjahr 2015 lagen die Münchner noch minimal hinter Mercedes und Smart.

Um das EU-Ziel von 95 Gramm CO2 pro Kilometer im Jahr 2021 zu erreichen, müssen alle Premium-Autobauer das Tempo bei der Schadstoff-Reduktion verstärken – und Daimler eben den Trend umkehren.
Zwar will Mercedes mit der auf der Pariser Automesse vorgestellten Elektromarke EQ angreifen. Bis 2025 sollen zehn vollelektrische Modelle im Handel sein. Dennoch: Elektroautos sollen dann erst 15 bis 25 Prozent der Mercedes-Verkäufe ausmachen. Folglich werden noch rund 75 Prozent einen Benzin- oder Dieselmotor mit an Bord haben. Deshalb könne Daimler die Weiterentwicklung der Verbrennungsmotoren nicht einstellen, so Zetsche. „Wir werden sicherlich eine lange Zeitstrecke noch die größten Reduzierungen im CO2-Ausstoß über noch effizientere Verbrennungsmotoren erreichen.“

Mercedes-Benz EQ muss ein Erfolg werden

Zumindest im Hintergrund hat Daimler die Weichen für die Elektroautos gestellt. „Die norddeutschen Werke spielen dabei eine Schlüsselrolle“, so Zetsche. Das erste EQ-Fahrzeug wird wohl in Bremen produziert, im Werk Hamburg-Harburg werden Komponenten für E-Autos gefertigt. Auch für das Fahrzeugwerk in Sindelfingen gibt es eine Absichtserklärung mit dem Betriebsrat, wonach dort künftig auch Elektroautos gebaut werden sollen.

Der Mercedes Generation EQ

Aber: Gleichzeitig wird auch die Produktion von Verbrennungsmotoren ausgebaut. Ab 2019 sollen im polnischen Jawor, westlich von Breslau, Vierzylinder-Benzin- und Dieselmotoren gebaut werden. Für die erste Ausbaustufe sind Investitionen von 500 Millionen geplant, zunächst sollen 500 Mitarbeiter eingestellt werden.

Die Elektro-Pläne sehen in Wolfsburg, Ingolstadt und München kaum anders aus, die deutschen Automanager rechnen im Jahr 2025 mit einem ähnlichen Anteil der Elektroautos wie Daimler – also auch mit dem Umkehrschluss, dass die überwiegende Mehrheit der verkauften Autos weiter einen Verbrenner an Bord haben wird. Die Autobranche plant zweigleisig.

Auf dem ersten Gleis läuft es gut, wie die Absatzzahlen zeigen und die Geschäftszahlen am Freitag unterstreichen werden. Doch spätestens im Oktober 2019, wenn Zetsche zum letzten Mal Quartalszahlen vorlegt, wird sich zeigen, ob es dem Daimler-Boss gelungen ist, auch auf dem zweiten Gleis Fahrt aufzunehmen. Ankündigungen für eine emissionsfreie Zukunft gab es unter Zetsche einige – vom ersten Elektro-Smart über die vorübergehende Tesla-Beteiligung bis hin zu den unzähligen Brennstoffzellen-Prototypen.

Noch nie war es allerdings so konkret wie bei EQ. Es ist Zetsches Chance, Daimler mehr zu hinterlassen als eine Horde spritschluckender SUV.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%