Das Ende der Autohändler BMW setzt auf Autokauf vom heimischen Sofa

Fahrzeugkauf per Klick im Internet, Vertreter an der Haustür und Animateure für neue Käuferschichten: Der Münchner Konzern läutet mit seinem Elektroauto i3 die Revolution im Autohandel ein. Verlierer sind die klassischen Autohäuser.

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So weit die Beine reichen: Die Karbonkarosserie des i3 ermöglichte die Neugestaltung des Innenraums, der nun mehr Platz bietet als herkömmliche Fahrzeuge. Quelle: Presse

Der Neuling misst vier Meter. Die Außenhaut ist aus glänzendem Kunststoff, das Gerippe aus Karbon, der Innenraum eigenartig luftig. Das Wunderding braucht keinen Auspuff, kein Getriebe und kein Motoröl. Schnellt es los wie ein Sportwagen, dann brummt es weder kräftig noch edel. Es bleibt still.

Wenn BMW am 29. Juli zeitgleich in New York, London und Peking der Weltöffentlichkeit den i3 vorstellt, sein erstes Elektroauto, wird viel von technischen Revolutionen die Rede sein. Doch was Deutschlands drittgrößter Autobauer mit dem i3 hinter den Kulissen anstellt, ist nicht weniger bahnbrechend.

BMWs Stärken und Schwächen
Stärke 1: Sicherheit durch Großaktionäre: Seit mehr als 50 Jahren hat BMW einen Großaktionär, um den die Münchener in der Branche beneidet werden. Gut 48 Prozent der Stimmrechte halten Johanna Quandt sowie ihre Kinder Stefan Quandt und Susanne Klatten. Am Bekenntnis zu dem Erbe ihres Vaters lassen die Kinder wenig Zweifel: Beide nehmen als Mitglieder des Aufsichtsrats aktiv Einfluss auf die Geschicke des Unternehmens. Das Ergebnis ist eine stetige Unternehmenspolitik, die den Kapitalmarkt nicht mit kurzfristigen Renditen beeindrucken will. Dennoch fährt BMW Spitzengewinne ein und schüttet in diesem Jahr eine Rekorddividende aus. Quelle: dapd
Strategin und Hauptaktionärin Susanne Klatten lenkt die Geschicke des Autobauers BMW: Regelmäßige Strategiewechsel wie bei Daimler („integrierter Technologiekonzern“, „Welt AG“) sind den Münchenern fremd. Stattdessen punktet BMW mit frühzeitigen Weichenstellungen im Kerngeschäft. So investierte BMW in Spritspar-Techniken und hat damit heute einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber Daimler. Für die Zukunft haben sich die Quandts und BMW noch einiges vorgenommen. Insbesondere Susanne Klatten hat mit ihrem Einstieg bei SGL Carbon eine strategische Entscheidung getroffen. In einem Joint Venture produzieren der Autobauer und der Chemiekonzern Karosserien aus Kohlefaser in Serie. VW-Patriarch Ferdinand Piëch ist düpiert. Als VW überraschend SGL-Anteile kaufte, sicherten sich Klatten und BMW kurz darauf eine Sperrminorität. Quelle: dpa
Stärke 2: Volle Kassen. Noch nie war BMW so profitabel wie heute. Längst operiert die Autosparte deutlich über dem Zielkorridor von acht bis zehn Prozent Umsatzrendite. Das Ergebnis ist eine schon fast überbordende Liquidität. Inzwischen hortet der Konzern Barmittel von mehreren Milliarden Euro. Noch ist unklar, was die Münchener mit dem Geld vorhaben. Die Aktionäre sollen eine Dividende erhalten, fast die Hälfte davon geht an die Großaktionäre der Quandt-Familie. Ein weiterer Teil steckt der Konzern in die Entwicklung alternativer Antriebe. BMW produziert mit dem i3 das erste deutsche Elektroauto in Großserie und will in den nächsten Jahren als erster Autohersteller der Welt weitere Modelle mit Karosserien aus Kohlefaser in großen Stückzahlen an den Markt bringen. Quelle: dapd
Außerdem steht die Erweiterung der Produktion in China auf dem Programm, in Russland und den USA sollen ebenfalls die Fertigungen ausgebaut werden. Ein Großteil des Geldes dürfte jedoch als Polster für schlechte Zeiten dienen und sichert BMW am Kapitalmarkt ab. Der Konzern hat in den vergangenen Jahren aufgrund seiner guten Finanzlage sein Rating deutlich verbessert. Als ausgeschlossen gilt ein Zukauf in der Autosparte. BMW hatte 1994 den Massenhersteller Rover übernommen und war anschließend in Schieflage geraten. Quelle: dapd
Stärke 3: Die Marke ist ein Magnet. Das wohl größte Vermögen der Münchener schlummert in ihren Markenwerten. BMW, Mini und Rolls-Royce sind weltweit ausgezeichnet positioniert. Die Kunden sind bereit, mehr zu zahlen als für ein Allerweltsprodukt. Alleine BMW wird mittlerweile auf einen Markenwert von über 22 Milliarden Dollar geschätzt, damit ist die Marke deutlich mehr wert als die Konkurrenten Daimler und Audi. In den guten Namen wird reichlich investiert. So eröffneten die Münchener für fast eine halbe Milliarde Euro ein Abholzentrum direkt neben dem Stammwerk. Die „BMW-Welt“ gilt mittlerweile als die größte Touristenattraktion der Stadt und zieht mehr Besucher an als das Schloss Neuschwanstein. Quelle: Reuters
Peinlich genau wird das Emblem angebracht. Und peinlich genau legt BMW Wert auf strikte Markentrennung. Mini, BMW und Rolls-Royce laufen über strikt getrennte Vertriebskanäle. In Markenlabors werden Verkäufer und Händler geschult, um die Zielgruppen klar voneinander zu trennen. Die Aufteilung lautet: Mini ist hip und cool, BMW steht für Sachlichkeit und Präzision, Rolls-Royce ist der Luxus für die Superreichen. Angedockt werden Submarken. So startet unter dem Namen "BMW i" ein Label für die geplanten Elektroautos. Der hohe Markenwert hilft aber nicht nur dem Absatz. BMW zählt bei Umfragen seit Jahren zu den beliebtesten Arbeitgebern in Deutschland - ein wichtiger Trumpf im Kampf um die Köpfe von morgen. Quelle: Reuters
Stärke 4: Vorreiterrolle beim Leichtbau. Der „i3“ verfügt neben einem vollelektrischen Antrieb auch über eine Karosserie aus Kohlefaser. Das bereits im Flugzeugbau erprobte Material soll das Gewicht der Batterien kompensieren und dem „i3“ einen Vorsprung vor der Konkurrenz verschaffen. Gemeinsam mit dem Kohlefaserspezialisten SGL Carbon wurde ein Joint Venture gegründet, um die Kohlefaser in den USA herzustellen. BMW selbst verarbeitet den Werkstoff in den Standorten Wackersdorf, Landshut und Leipzig. An dem strategisch wichtigen Zulieferer SGL Carbon haben der Autobauer und BMW-Großaktionärin Susanne Klatten jetzt kombiniert 43 Prozent und damit gegenüber Volkswagen mit acht Prozent das Sagen. Der Nachteil: Noch ist Kohlefaser mindestens um den Faktor zehn teurer als Stahl und schwer zu verarbeiten. Nur hohe Stückzahlen und große Fortschritte im Verarbeitungsprozess machen eine solche Produktion rentabel. Die wahren Kosten des Abenteuers Kohlefaser lassen sich für BMW und seine wichtigste Anteilseignerin bislang nur erahnen. Quelle: Reuters

Als erster Hersteller der Welt will BMW Autos nicht nur über seine Händler verkaufen, sondern auch direkt über das Internet. Und der i3 im BMW-Online-Shop soll offenbar erst der Anfang sein. Man könne sich "gut vorstellen", sagt BMW-Deutschland-Vertriebschef Roland Krüger gegenüber der WirtschaftsWoche, dass der Verkauf im Internet "bei allen Modellen ergänzend eingesetzt wird". Damit nicht genug, sollen Verkäufer die Kunden künftig sogar zu Hause aufsuchen, vorbei an den BMW-Händlern. Eine sogenannte Mobile Sales Force, die Kunden im Wohnzimmer oder am Arbeitsplatz treffen soll, ist laut Krüger bereits eingerichtet.

Was die Münchner mit ihrem ersten serienmäßigen Elektroautos anstoßen, dürfte den Fahrzeugverkauf in Deutschland über kurz oder lang tief greifend verändern. 55 Milliarden Euro setzten die hiesigen Händler im vergangenen Jahr um, indem sie die Kunden in ihren Showrooms empfingen und sie von den Vorzügen der Ausstellungsstücke überzeugten. Nun blickt die Branche gespannt auf den Versuch, mit dem i3 den rituellen Eigentumsübergang durch neue Vertriebsformen abzulösen. "Natürlich schauen alle auf das, was BMW da treibt", meint der Vertriebschef eines führenden Autokonzerns, "und wenn es klappt, ist der Bann gebrochen. Dann dürfte der Direktvertrieb von Fahrzeugen auf Dauer nicht zu stoppen sein."

Eingebaute Vertriebsmaschine

Minirendite statt Top-Service

Der i3 ist zwar der Auslöser, doch die Gründe für den Tabubruch sind andere. BMW sucht, wie die meisten anderen Hersteller auch, händeringend nach Alternativen zum Vertrieb über das klassische Autohaus. Denn zufrieden sind die Hersteller mit ihren Händlern schon lange nicht mehr, auch wenn sie sie öffentlich gern als wichtige Stütze preisen. Der Grund: Die Händler, die unter schrumpfenden Umsätzen und mickrigen Renditen leiden, können die Anforderungen der Hersteller oft kaum noch erfüllen. Spitzenservice sollen die Handelsbetriebe bieten, mit talentierten Verkäufern und edlen Verkaufsräumen ein strahlendes Aushängeschild der Marke sein.

Unter Druck

Welche Autobauer gut verkaufen - und welche nicht
Dunkle Wolken über dem europäischen Automarkt: Die Zahl der verkauften Autos in der Europäischen Union ist im Februar um 10,5 Prozent auf 795 482 gefallen, wie der europäische Branchenverband Acea mitteilte. So wenig Fahrzeuge wurden in dem Monat noch nie verkauft. Bereits im Januar war der Absatz auf ein Rekordtief in diesem Monat gefallen. Über die ersten beiden Monate des Jahres gesehen fiel der Absatz um 9,5 Prozent auf 1,681 Millionen Autos. In Deutschland sanken die Verkäufe um 10,5 Prozent und damit noch deutlicher als im Krisenland Spanien (minus 9,8 Prozent). In Frankreich lag das Minus bei 12,1 Prozent und in Italien bei 17,4 Prozent. Quelle: dpa
Unter den großen Herstellern verbuchte der angeschlagene französische Peugeot-Citroen-Konzern mit minus 13,3 Prozent den schärfsten Rückgang. Statt wie im Vorjahresmonat 72.191 Autos verkaufte Peugeot diesen Mai nur 64.034 Wagen. Auch Citroen verlor kräftig: Von 60.479 Neuzulassungen im Mai 2012 ging es runter auf 51.157. Quelle: AP
Auch der Fiat-Konzern verlor im zweistelligen Prozentbereich, um elf Prozent ging es bei den Neuzulassungen bergab. Insgesamt wurden im Mai nur 56.155 Autos der Kernmarke Fiat neu zugelassen. Auch bei den anderen Marken Lancia/Chrysler, Alfa Romea und Jeep liefen die Geschäfte schlecht - an den Vorjahresmonat reichte keine Marke heran. Insgesamt verlor die Gruppe 0,4 Prozentpunkte beim Marktanteil. Quelle: REUTERS
Renault Quelle: dapd
Opel Quelle: dpa
Volkswagen Quelle: dapd
BMW Quelle: dpa

Doch die Realität sieht anders aus. Vielen Händlern steht wegen schrumpfender Umsätze das Wasser bis zum Hals. "Mit dem Verkauf von Neufahrzeugen sind in Deutschland bereits seit Jahren kaum noch Gewinne zu erzielen", sagt Thomas Brede, Autohandelsexperte der Berliner Unternehmensberatung Unitcell. Zahlreiche Händlerbetriebe seien von der Insolvenz bedroht und müssten von den Herstellerkonzernen jedes Jahr mit Millionenzahlungen gestützt werden. "Und für die Zukunft ist keine Besserung in Sicht." Trotz guter Konjunkturlage in Deutschland verkauften die hiesigen Autohändler in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres 120.000 Neuwagen weniger als im Vorjahr.

Dieses niedrige Niveau wird nach Ansicht der Unternehmensberatung AlixPartners der neue Normalzustand in Deutschland. Nach Berechnungen des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) an der Hochschule Nürtingen-Geislingen sind deshalb bis 2025 über 100.000 Arbeitsplätze in Autohandel und Werkstätten bedroht. IFA-Leiter Willi Diez rechnet mit einer "neuen Konsolidierungswelle" im Autohandel. In sieben Jahren seien von den heute rund 8.000 rechtlich und wirtschaftlich selbstständigen Autohändlern wohl nur noch 4.500 übrig.

Teure Dependancen

Im Vergleich zu Audi und Daimler steht der Vertrieb von BMW in Deutschland besonders unter Druck. Während die Schwaben im vergangenen Jahr knapp ein Prozent und Audi sogar sechs Prozent mehr Neuwagenzulassungen verbuchten, ging die Zahl bei BMW und Mini um über vier Prozent zurück. Auch in den ersten sechs Monaten dieses Jahres musste sich BMW seinen Konkurrenten geschlagen geben.

Geschichte des Niedergangs

Besonderen Handlungsbedarf haben BMW und Daimler in ihren Niederlassungen ausgemacht, also den konzerneigenen Autohäusern. Sie haben über die Jahre gigantische eigene Vertriebsstützpunkte aufgebaut, die voll in der Konzernrechnung zu Buche schlagen. 34 Mercedes-Benz-Niederlassungen mit 140 Betrieben und 16.000 Mitarbeitern sind im Lauf der Jahrzehnte in Deutschland entstanden. In den 20 BMW-Niederlassungen mit ihren 43 Betriebsstätten arbeiten immerhin 6.500 Mitarbeiter.

Der Grund für den Vertrieb in Eigenregie ist einfach. Besitzt der Hersteller die Hoheit über die Verkaufsstätten, kann er ihnen seine Fahrzeuge einfach aufzwingen. Dadurch hat sich deren Anteil am Gesamtabsatz in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Das Absatzproblem wird dadurch aber nicht gelöst, sondern nur verlagert. "Das Werk stellt uns 1.000 Autos auf den Hof, auch wenn wir nur 200 brauchen", moniert ein Verkäufer der BMW-Niederlassung München. Das nagt an der Profitabilität des Gesamtkonzerns.

Der Kern des Problems liegt jedoch tiefer, nämlich in den anderen Gehaltsstrukturen der Niederlassungen im Vergleich zu den selbstständigen Autohäusern. Denn wer in einer konzerneigenen Verkaufs- und Werkstatt arbeitet, hat Recht auf sämtliche Sonderzahlungen im Mutterkonzern. Bei BMW etwa erhalten die Beschäftigten an der Verkaufs- und Reparaturfront die gleichen Sonderzahlungen wie der Bandarbeiter in der Autofabrik: Gewinnbeteiligung, Urlaubsgeld, erhöhtes Weihnachtsgeld, Sonderleistungen wie Betriebsrenten. Mitarbeiter bei unabhängigen BMW-Händlern arbeiten 40 Stunden pro Woche, bei den Niederlassungen nur 36 Stunden. Und anders als in den Konzerndependancen sind bei den selbstständigen Händlern die Verträge vieler Mitarbeitern befristet. Bricht das Geschäft ein, wird das Autohaus überzählige Beschäftigte leichter los.

Der große Kahlschlag?

Die größten Autobauer der Welt
Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hat gut Lachen: "Wir werden in diesem Jahr wahrscheinlich erstmals mehr als zehn Millionen Fahrzeuge verkaufen, dieses große Ziel hatten wir eigentlich erst für 2018 angestrebt", sagte Winterkorn der „Bild am Sonntag“. "Unser großer Wachstumsmarkt ist natürlich China. Dort werden wir in diesem Jahr voraussichtlich 3,6 Millionen Autos verkaufen, von denen übrigens weit über 90 Prozent vor Ort in China gebaut werden." Erreicht VW dieses Ziel, stiegen die Wolfsburger dadurch zum größten Automobilhersteller der Welt auf. Doch noch sieht das Ranking der größten Autobauer wie folgt aus... Quelle: dpa
BentleyDer britische Luxuswagen-Hersteller Bentley hat im abgelaufenen Jahr so viele Autos verkauft wie noch nie. Die Volkswagen-Tochter mit Sitz in Crew lieferte 2013 genau 10.120 Wagen aus. 2012 waren es 8510. Im bisherigen Rekordjahr 2007 waren 10.014 Bentleys verkauft worden, wie Vorstandschef Wolfgang Schreiber sagte. „2013 ist das vierte Jahr in Folge, in dem der Absatz zweistellig steigt“, so Schreiber. Der weltweite Marktanteil im Preissegment über 150.000 Euro liege bei 25 Prozent. 86 Prozent der Produktion geht in den Export, vor allem in die USA, China und Nahost. Der europäische Markt läuft schleppender. Allerdings stieg auch der Absatz in Deutschland deutlich. 544 Bentleys wurden den Angaben zufolge 2013 nach Deutschland geliefert, ein Plus von 22 Prozent zum Vorjahr. Kunden warten derzeit im Schnitt 45 Monate auf ihren bestellten Bentley. Schreiber will den Absatz bis 2018 auf 15.000 Autos hochschrauben und dafür in den nächsten Jahren mehrere hundert Millionen Euro in den Standort Crew investieren. Die Mannschaft von derzeit 3700 Mitarbeitern soll allein um 400 zusätzliche Leute aufgestockt werden, um bis 2016 einen luxuriösen Geländewagen auf den Markt zu bringen. Von den Absatzzahlen der Autohersteller wie Audi, BMW oder Daimler kann Bentley allerdings nur träumen... Quelle: REUTERS
AudiAudi hat auch im Dezember deutlich mehr Autos verkauft und damit erneut ein Bestjahr perfekt gemacht. Im vergangenen Jahr verkaufte der Konzern weltweit rund 1,57 Millionen Autos, ein Plus von 8,3 Prozent. Bereits im November hatte Audi die Rekordwerte von 2012 erreicht. „Unser strategisches Etappenziel von 1,5 Millionen Auslieferungen haben wir zwei Jahre früher als geplant erreicht und sogar komfortabel übertroffen“, sagte Vorstandschef Rupert Stadler. Quelle: REUTERS
DaimlerDie Schwaben haben und im vergangenen Jahr 1,32 Millionen Autos ihrer Top-Marke Mercedes verkauft. Das entspricht einem Plus von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Quelle: dapd
BMWVon ihrer Kernmarke setzten die Bayern im vergangenen Jahr 1,54 Millionen Fahrzeuge ab. Das entspricht einem Plus von 12 Prozent gegenüber 2011. Quelle: dpa
Fiat-ChryslerDer Fiat-Konzern lieferte im vergangenen Jahr 4,2 Millionen Fahrzeuge weltweit aus - sechs Prozent mehr als 2011. Fiat profitiert dabei vom guten Geschäft der US-Tochter Chrysler. Denn ähnlich wie die Kollegen von PSA Peugeot Citroen litten die Italiener massiv unter der Absatzkrise in Europa, sie verkauften dort 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Quelle: dpa
Nissan RenaultCarlos Ghosn - Chef der französisch-japanischen Allianz - kann zufrieden mit sich sein. Bei Nissan lief es hervorragend, Partner Renault litt unter der Schwäche des europäischen Markts. Die Renault-Gruppe setzte weltweit 2,55 Millionen Fahrzeuge und damit 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr. In Europa sank der Absatz um volle 18 Prozent. Die Marke Renault verkaufte weltweit 2,1 Millionen Fahrzeuge, Dacia knapp 360.000 Autos. In Deutschland setzte Renault inklusive der Marke Dacia im Jahr 2012 mit 170.000 Einheiten rund 11.000 Fahrzeuge weniger ab als 2011. Die Marke Renault allein verkaufte 2012 in Deutschland 123.779 Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Der Marktanteil sank um knapp 0,4 Prozentpunkte. Quelle: REUTERS

Das Zusatzeinkommen in den Niederlassungen addiert sich auf bis zu zweieinhalb Monatsgehälter. "Laut Unternehmensleitung verdienen die Angestellten der BMW-Niederlassungen in Deutschland pro Jahr 50 Millionen Euro mehr als vergleichbare Händler", sagt Betriebsratschef Manfred Schoch.

"Werksniederlassungen rechnen sich nicht", sagt trocken der Präsident der Autohändlervereinigung ZDK, Robert Rademacher, "und haben sich nie gerechnet." Zu allem Überfluss machen die vom Hersteller subventionierten Niederlassungen den selbstständigen Vertragshändlern oft das Leben schwer. Audi hat das Problem nicht. Die Ingolstädter sind mit nur 16 Niederlassungen und insgesamt 1.600 Mitarbeitern wesentlich schlanker im deutschen Markt unterwegs.

Niederlassung zu verkaufen

Daimler und BMW erwägen deshalb, ihr Niederlassungsnetz kräftig auszudünnen. Bei beiden Autobauern werde inzwischen sogar die Frage diskutiert, ob man die Niederlassungen überhaupt noch brauche, sagt Michael Rahe, ehemaliger Leiter der BMW-Niederlassung München. Und in Stuttgarter IG-Metall-Kreisen heißt es, 26 der 34 Mercedes-Niederlassungen stünden zur Disposition, an die 10.000 Arbeitsplätze könnten bedroht sein.

Der Münchener Konzern will mit seinem Elektroauto i3 die Revolution im Autohandel einläuten. (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Presse

Der große Kahlschlag steht zwar nicht so schnell an, denn bis Ende 2015 ist ein Verkauf ganzer Niederlassungen laut Vertrag zwischen Daimler und IG Metall ausgeschlossen. Kündigungen sind dem Konzern bis 2017 untersagt. Einzelne Teile von Niederlassungen werden jedoch losgeschlagen. So soll Daimler etwa Betriebe der Niederlassungen Ostwestfalen/Lippe und Weser/Ems bereits Interessenten zum Kauf angeboten haben.

Die BMW-Führung hat deutlich größeren Gestaltungsspieltraum als die Stuttgarter Konkurrenz. Im Dezember lief der Beschäftigungssicherungsvertrag mit der IG Metall für alle BMW-Angestellten der 20 deutschen Niederlassungen aus. Die Unternehmensleitung sehe nun die Möglichkeit, in ihren hiesigen Ablegern drastisch die Personalkosten zu reduzieren, heißt es in den Niederlassungen. Betriebsstätten sollen angeblich verkauft oder geschlossen, Sonderzahlungen gekappt werden. In kleineren Niederlassungen und Filialen - so ein Betriebsrat - plane der Konzern tarifliche Zahlungen zu umgehen, indem er die Betriebe künftig vermehrt mit Leiharbeitern und Werksverträgen führen wolle.

Schleichender Prozess

"Der Konzern sieht", sagt BMW-Betriebsratschef Schoch, "dass man Autos auch reparieren und verkaufen kann, wenn man die Leute viel schlechter bezahlt." Fraglich sei jedoch, wie BMW mit unzureichend qualifiziertem Personal "Premium-Qualität" sicherstellen möchte. "Es wird nicht funktionieren, vom Kunden BMW-Preise zu verlangen für Arbeit, die in Hinterhofwerkstätten gemacht wird", behauptet Schoch und malt bereits den Teufel an die Wand: Auch die Kfz-Versicherungen würden das nicht akzeptieren. Er glaube deshalb, "dass BMW auf dem falschen Weg ist, wer heute Premium-Hersteller sein will, braucht Premium-Mitarbeiter".

"Future Retail"

BMW selbst weicht der Frage aus, ob in den Niederlassungen tatsächlich Personal abgebaut werden soll. "Die BMW AG plant nicht, das Stammpersonal am Standort Deutschland zu reduzieren", heißt es in München. Konzernchef Norbert Reithofer kündigte im Herbst 2012 sogar an, "3.000 neue Mitarbeiter einzustellen" dabei auch "viele Zeitarbeiter zu übernehmen".

Doch die Gewerkschaften argwöhnen, dass dieser Segen an den Niederlassungen vorbeigeht und nur dem Kern des Konzerns nützt. Die Niederlassungen würden "langsam ausbluten", fürchtet Axel Oelker, Betriebsratsvorsitzender der Niederlassung Bremen. Mitarbeiter, die in Altersteilzeit oder den Ruhestand gingen, würden nicht ersetzt. Neueinstellungen gebe es so gut wie nicht. "Wenn Personal ersetzt wird, strebt man Lösungen über Werkverträge an." Es sei ein "schleichender Prozess".

Um den heißen Brei

Gegen die miese Stimmung in so mancher Niederlassung und Vertragswerkstatt zündet BMW, ausgehend vom i3, nun ein wahres Feuerwerk neuer Ideen. "Future Retail" heißt der Plan, den der Konzernvorstand am 20. November 2012 absegnete und der zurzeit der wohl ambitionierteste Umbauplan im Autohandel ist. In der neuen BMW-Vertriebswelt gibt es schicke Vorzeigeläden in den Metropolen anstelle darbender Autohäuser auf dem Land. Speziell trainierte Kundenberater sollen hemdsärmelige Verkäufernaturen ablösen. Statt selbstständiger Händler, die auf eigenes Risiko Autos verkaufen, sollen Vertreter auf Honorarbasis BMW-Autos absetzen.

Den größten Effekt versprechen sich die Münchner vom Direktverkauf im Internet. Warum sollte der Konzern Händlern Preisnachlässe von über zehn Prozent gewähren, so das Kalkül, damit diese die Fahrzeuge dann mit der entsprechenden Marge verkaufen?

Dass bis heute kein Hersteller den Schritt ins Internet gewagt hat, liegt an der Macht des Autohandels. "Die ganze Branche schleicht um den heißen Brei herum", gesteht Karl Schlicht, Vertriebschef von Toyota in Europa, "aber niemand will derzeit in den Online-Vertrieb einsteigen." Dass der Autohandel für immer eine internetfreie Zone bleibt, wird inzwischen aber immer unwahrscheinlicher. "Die Erwartungen und Bedürfnisse unserer Kunden verändern sich, dem wollen wir Rechnung tragen", sagt BMW-Vertriebsmanager Krüger.

Deutsche Plug-in-Hybride
Porsche Panamera Quelle: Presse
 Audi A3 Quelle: Presse
Der Opel Ampera Quelle: dapd
Der BMW Active Tourer Quelle: dpa
Der VW Golf wird Ende 2013 gezeigt und schafft mehr als 50 Kilometer rein elektrisch Quelle: dapd
Der VW Cross Blue Quelle: REUTERS

Um den neuen Absatzkanal zu bespielen, zieht BMW beim i3 gleich mehrere Register. So dürfen nicht alle 570 BMW-Verkaufsstätten das Elektroauto anbieten, sondern nur 14 Niederlassungen und 33 selbstständige Händler. Diese insgesamt 47 Stützpunkte heißen "BMW i Agenten" und wurden vom Konzern sorgsam ausgesucht. Sie sollen den i3 im Auftrag und auf Rechnung von BMW verkaufen. Beratung, Verkaufsgespräch, Vertragsabschluss oder Wartungstätigkeiten werden jeweils einzeln honoriert. Anders als bei anderen BMW-Modellen müssen die Agenten den i3 also nicht auf eigenes Risiko ordern und in den Showroom stellen. Damit kommt BMW den Verkäufern entgegen für den Fall, dass die Kundschaft nicht wie erhofft auf den Elektroantrieb abfährt.

Vorbild Apple

Wie das "i" vermuten lässt, haben die Münchner bei ihrer Neuausrichtung ein großes Vorbild: Apple. Das "i", das Apple dem Namen seiner Audioplayer, Smartphones und Rechner voranstellt, hat sich BMW für sämtliche Elektroautomodelle markenrechtlich gesichert. Nach dem Kompaktwagen i3 und dem Sportwagen i8 sollen weitere i-Modelle folgen, von i1 bis i9 ist dabei alles denkbar.

Auch im Vertrieb bedient sich BMW der Methoden von Apple. Wie der kalifornische Kultproduzent lässt nun auch BMW einen "Product Genius" auf die Kunden los. Dieser Kundenberater soll potenzielle Käufer informieren und begeistern, aber nicht verkaufen. Sein Auftrag ist es, Fan des i3 zu sein und Fans für den i3 zu schaffen, ohne mit Euro- oder Dollar-Zeichen in den Augen Kunden zu bedrängen.

Wo BMW Konkurrent Audi überholt
Leichtbau mit KarbonSeit 2013 produziert BMW Karosserien aus Karbon in Serie. Die Elektrofahrzeuge i3 und i8 werden zum Großteil aus dem neuen, leichten Kohlefaser-Material gefertigt. Auch Audi setzt auf Leichtbau, doch die Tage der großen Innovationen liegen weit zurück. Der Audi A8 war 1994 die erste Serienlimousine mit einer Aluminiumkarosserie. Karbon kommt beim R 8 und RS 3 zum Einsatz - im großen Stil setzt man in Ingolstadt aber nicht auf die faserverstärkten Kunststoffe. Und während BMW-Großaktionärin Susanne Klatten über ihre Anteile an SGL Carbon den Zugang zum Werkstoff der Zukunft für den Autohersteller gesichert hat, bleibt es bei Audi seit 2011 bei einer Entwicklungspartnerschaft mit Voith.Foto: Steffen Jahn/BMW Quelle: dpa
ElektroantriebErst kommt der i3, dann der i8 - BMW setzt voll auf den Elektroantrieb. Ob die Kunden diesen Mut belohnen, wird sich noch zeigen. Klar ist, BMW positioniert sich als innovativer Autobauer mit Visionen. Audi holt sich dagegen den Titel als größter Zauderer. Beim Elektrosportwagen R 8 e-tron und auch beim A 2 e-tron zogen die Ingolstädter den Stecker und setzen nun auf ein Sammelsurium an Antriebsarten - Plug-In-Hybride, Erdgas-Varianten, sparsame Diesel und Benziner. Ökonomisch wird Audi damit Ende wahrscheinlich sogar besser fahren - ihrem Image als technischer Vorreiter wird die VW-Tochter aber nicht mehr gerecht. Quelle: dpa
Lifestyle-KleinwagensegmentMit der britische Tochter Mini startete BMW seit 2001 im Premium-Kleinwagensegment so richtig durch und das mit Preisen, die deutlich über den Kosten für andere Stadtflitzer liegen. Mehr als 20.000 Euro sind Kunden bereit für einen Mini zu bezahlen. Mehr als 300.000 Stück setzte BMW 2012 ab. Dafür sorgen auch zig Abwandlungen und Ausstattungsvarianten bei Innenraum, Farbe und Lack. Den A1 nahm Audi erst 2010 ins Programm auf. Seit 2011 gibt es ihn als Sportback mit vier Türen. Weitere Varianten, die der BMW Mini längst bietet - wie etwa Kombi oder SUV bzw. Crossover - stehen noch aus. Auch wenn der A 1 eindeutig praxistauglicher ist und in der Verarbeitung mehr überzeugt als der Mini - in diesem Segment hat BMW die Nase vorn. Quelle: REUTERS
DesignIn jüngster Vergangenheit häufen sich die Kritikpunkte an der Optik der Audi-Modelle. A4 und A6 sind zu ähnlich, auch die SUV Q3 und Q5 unterscheiden sich kaum. Der nun geschasste Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer hatte gegenüber der WirtschaftsWoche angekündigt, das Problem in Angriff zu nehmen - jetzt wird sich sein Nachfolger Ulrich Hackenberg um mehr Abwechslung bemühen. Insgesamt wirkt die Palette eher langweilig und brav als sportlich-elegant. Eine Ausnahme bildet der R 8 e-tron - den Elektrosportwagen hat Audi aber nicht in Serie gebracht. BMW beweist deutlich mehr Mut - auch wenn der Bruch mit Konventionen nicht immer gelingt. Gelungen ist den Münchenern aber der neue 3er. Obwohl mit dem 5er technisch verwandt, bleibt er optisch eigenständig. Quelle: BMW AG
Zweirad-SparteMotorräder von BMW sind beliebt – vor allem, weil sie vergleichsweise langweilig sind. Insbesondere die Tourenmaschinen a lá R 1200 GS sind bei Familienvätern mittleren Alters beliebt, weil sie zuverlässig, bequem und ohne sportliche Ambitionen leicht beherrschbar sind. ABS und große Koffer am Heck sind diesen Fahrern wichtig, den ausgedehnten Wüstentrip machen aber nur die Wenigsten. Das BMW die Modellpalette im Laufe der Jahre auch um Sportmaschinen und Chopper erweitert hat, hat dem Gummikuh-Image der bayrischen Zweiräder keinen Abbruch getan. Eine gänzlich andere Klientel bedient Audi mit der italienischen Marke Ducati:  Motorradleidenschaft pur. Wer eine feuerrote Ducati mit dem sprechenden Typennamen „Monster“ (siehe Foto) bewegt, will nicht bummeln und keine Kontinente durchqueren. Der will sich lieber in die Kurve legen, bis die Fußraste am Asphalt kratzt, den Motor fauchen lassen, bis die Reifen qualmen. Ducati-Fahrer haben ihren Spaß in engen Kehren und nicht auf Reisen. Dass die Maschinen aufregendes Design mit technischer Brillanz verbinden, macht sie für ihre Besitzer zum Non-Plus-Ultra. Immerhin: Bei den Zweirädern hat Audi mit Ducati das bessere Pferd im Stall. Quelle: REUTERS

Eingesetzt werden die Animateure in den 47 Verkaufsstellen des i3, aber auch - weil der Beratungsbedarf bei Autos generell zunimmt - beim Verkauf herkömmlicher Fahrzeuge. "Der Product Genius wird nicht an Verkaufszahlen gemessen, sondern nur an der Zufriedenheit der Kunden", sagt BMW-Manager Krüger. Wichtigstes Arbeitsgerät des BMW-Product-Genius: natürlich ein iPad von Apple, auf dem er über die BMW-Modelle informieren kann.

Auf diese Weise will BMW ganz neue Kundengruppen erschließen: junge, moderne Städter, für die das Smartphone derzeit wichtiger ist als ein eigenes Auto. Klassische Autoverkäufer, die sich selbst "Benzin im Blut" attestieren, werden sich mit einer solchen Klientel eher schwertun. Auf Facebook konnten die Münchner inzwischen 1,3 Millionen Fans für den i3 sammeln. 17 Prozent davon haben sich auch als BMW-Fans registriert. Das bedeute, folgert BMW-Vertriebsvorstand Ian Robertson, dass das Unternehmen "mit dem i3 viele neue Menschen für BMW gewinnt".

Elektroautos, die zu haben sind
VW e-Up! Quelle: Volkswagen
Porsche Panamera S E Hybrid Quelle: Porsche
Renault FluenceMarke: Renault Modell: Fluence Preis: ca. 25.950 Euro plus Batteriemiete von 79 €/Monat Reichweite (in km): 185 km Leistung (kw/PS): 70kW/95 PS Quelle: Presse
Mercedes SLS ed Quelle: Daimler
Renault TwizyMit futuristischem Design und ohne echte Türen kommt der Twizy daher. Der Zweisitzer ist besonders klein und wendig und für den Stadtverkehr konzipiert. Er kann an jeder Haushaltssteckdose aufgeladen werden. Marke: Renault Modell: Twizy Urban Grundpreis (inkl. MwSt): ab 6990 Euro, zusätzlich fallen mindestens 50 Euro Batteriemiete pro Monat an Reichweite (in km): 100 Höchstgeschwindigkeit (km/h): 80 Stromverbrauch (kWh/100km): 6,3 Quelle: dapd
Smart ed Quelle: Daimler
Kangoo RapidDer Elektro-Kangoo soll den städtischen Lieferverkehr sauberer und leiser machen. Er bietet mit bis zu 3,5 Kubikmetern Laderaum soviel Platz wie sein konventioneller Dieselbruder. Das ist möglich, weil die Batterien im doppelten Ladeboden verschwinden. Mit 60 PS ist der Elektro-Kangoo ausreichend schnell.  Marke: Renault Modell: Kangoo Rapid Z.E. Grundpreis (inkl. MwSt): 15.100 (+ 86 Euro monatlich fürs Batterie-Leasing) Reichweite (in km): 160 Höchstgeschwindigkeit (km/h): 130 Stromverbrauch (kWh/100km): nicht bekannt Quelle: Presse

Im Gegenzug will BMW auf Dauer offenbar seine insgesamt 20 BMW-Niederlassungen auf nur noch wenige große Standorte konzentrieren: München, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf und eventuell Stuttgart. "Megacities" heißen die künftigen Autohaus-Standorte intern. Alle BMW-Niederlassungen in kleineren Städten sollen langfristig verkauft oder geschlossen werden. Heiße Kandidaten sind Insiderquellen zufolge die Niederlassungen in Darmstadt, Kassel, Bremen, Dresden, Bonn und Chemnitz. "Der Konzern sieht seine Kerneigenleistung im Entwickeln und Bauen von innovativen Fahrzeugen und nicht im Verkaufen", sagt Michael Feininger, Betriebsratsvorsitzender der BMW-Niederlassung Stuttgart.

BMW Brand Stores

Umso opulenter sollen die BMW-Tempel in den Metropolen ausfallen, die BMW "Brand Stores" nennt. Die Auswahl eines Fahrzeugs soll dort zum emotionalen Erlebnis werden. Kauf und Übergabe der Fahrzeuge will BMW in futuristischen Showrooms zelebrieren. Die Brand Stores werden keine Parkplätze voller Neuwagen haben, sondern nur wenige Modelle vor Ort präsentieren. Das individuelle Wunschauto wird stattdessen auf riesigen Bildschirmen virtuell präsentiert. Zu besichtigten gibt es solche Brand Stores bereits in Paris und in London sowie als Mini-Verkaufsstätte in Amsterdam.

Angst vor Statistenrolle

Gegen die Pläne der BMW-Konzernzentrale, selbst in den Autoverkauf einzusteigen, formiert sich Widerstand. "Wir haben BMW unmissverständlich gesagt, dass direkte Verkaufskanäle von uns abgelehnt werden müssen", sagt Werner Entenmann, Präsident des BMW-Händlerverbands. Und bei einem anderen einflussreichen Händler heißt es, der Konzern müsse mit heftigen Reaktionen der Händler rechnen, sollte er es wagen, nicht nur seine Elektroautos, sondern alle Fahrzeuge online anzubieten.

Bei den mobilen Verkäufern können die deutschen BMW-Händler zumindest einen Achtungserfolg verbuchen. "Nach unseren Protesten", sagt ein Händler, "hat BMW zugesichert, die Verkaufstruppen in Deutschland vorerst nicht einzusetzen."

Andere bleiben skeptisch. "Beim Verkaufsprozess der Zukunft führt BMW Regie", befürchtet der Chef eines westdeutschen BMW-Autohauses. "Uns bleibt womöglich nur noch die Statistenrolle."

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