Geely Das ist der chinesische Großaktionär hinter Daimler

Geely: Wie Daimlers Großaktionär zum Weltkonzern aufsteigen soll Quelle: imago images

Geely-Gründer Li Shufu ist Sohn eines Reisbauern und gilt als erfolgreichster Auto-Unternehmer der Volksrepublik China. Der größte Traum des Milliardärs: Sein Geely-Konzern soll zu einer echten Weltmarke reifen.

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Der Name des Autoherstellers Geely ist vom chinesischen Wort „jili“ abgeleitet, was „Glück“ oder „glückverheißend“ bedeutet. Doch nur mit Glück ist Geely nicht zum größten chinesischen Autokonzerns in Privatbesitz geworden. An der Spitze des Unternehmens steht Li Shufu, der die chinesische Autobranche umgekrempelt hat.

Nach dem rasanten Aufstieg in China arbeitet der 56-Jährige seit Jahren unter Hochdruck daran, einen Weltkonzern zu schmieden. Dabei helfen soll auch Daimler. Vor zwei Jahren stieg Geely mit einer Beteiligung von knapp 10 Prozent zum größten Aktionär des Autobauers auf. Der Einstieg der Chinesen sorgte bei den Stuttgartern und auch in ganz Deutschland für hitzige Debatten. Für Li selbst dürfte Daimler allerdings nicht mehr als ein Mosaikstein eines Plans sein, mit dem er seinen Konzern in die Top-Liga der internationalen Autobauer katapultieren will.

Für viele Chinesen gilt Li als Idol, weil er vor allem durch Fleiß und harte Arbeit zu Reichtum gekommen sei. 1981 lieh sich er sich als 18-Jähriger 120 Yuan, heute zwölf Euro, von seinem Vater, einem Reisbauern. Er kaufte eine Kamera und machte mit Fotos erste Geschäfte.

Die eigentliche Unternehmer-Karriere von Li begann dann Mitte der 80er-Jahre, als er mit Freunden eine Fabrik für Kühlschrankteile gründete. Später bauten die jungen Unternehmer Motorräder aus Taiwan nach. 1998 erhielt der „chinesische Henry Ford”, wie ihn einige in China nennen, die Lizenz zur Autoherstellung und sein Unternehmen, nun unter dem neuen Namen Geely, startete mit der Produktion von Fahrzeugen. Während Li der wachsenden chinesischen Mittelklasse seine Autos hoch profitabel verkaufte, konnten er mit seiner Qualität in Europa und den USA lange nicht überzeugen. Um dennoch den Einstieg in den ausländischen Markt zu schaffen, kaufte sich Geely bereits 2010 bei Volvo ein. Weiter Übernahmen in aller Welt folgten. Schnell zeigte sich, dass Li niemand ist, der sich zurücklehnt und nur Dividenden kassieren will.

Volvo hat seit der Übernahme kräftig in neue Modelle und Fabriken sowie neue Technologien investiert. Schließlich kündigten die Schweden sogar als erster europäischer Autokonzern an, auf reine Verbrennungsmotoren verzichten zu wollen. Li erkannte früher als andere, wie wichtig die E-Mobilität wird. Geely und die chinesischen Schwestermarken haben schon seit Jahren eine Palette von E-Autos im Angebot, die immer weiter ausgebaut wird.

Als größte Bedrohung im derzeitigen Umbruch, in dem sich die gesamte Industrie befindet, sieht Li nicht andere Autohersteller, sondern die großen globalen Tech-Konzerne. Wie der Geely-Chef einmal in einem Interview sagte, müssen sich traditionellen Hersteller zusammentun und gemeinsam forschen, um es mit den Internet-Riesen aufnehmen zu können. Die Frage sei, wie man das Auto erfolgreich mit der Welt des Internets und der Digitalisierung verbindet.

Auch wenn Li bei Daimler mit seinem deutlich kleineren Aktienpaket nicht wie bei Volvo durchregieren kann, hat sich bereits angedeutet, dass es der Chinese versteht, seinen Status als Großaktionär zu nutzen.

Bereits kurz nach dem Einstieg bei Daimler hatte Li in einer Mitteilung verbreiten lassen, dass er sich sehr freue, Daimler „auf dem Weg zu einem der weltweit führenden Anbieter von Elektromobilität zu begleiten.“

Konkret wurde das mit der Gründung eines neuen chinesischen Gemeinschaftsunternehmens, in dem Daimler und Geely einen voll elektrischen Smart bauen wollen. Während das Design aus Stuttgart kommt, findet die Entwicklung vor allem bei Geely statt. Auch kündigten beide Unternehmen an, ein Ride-Hailing-Joint-Venture in China zu gründen, das in mehreren chinesischen Städten Mobilitätsdienste zur Beförderung von Fahrgästen mit Premium-Fahrzeugen anbieten soll.

Seinen Angriff auf den Weltmarkt will Geely auch mit der noch jungen Marke Lynk & Co. voranbringen. Hier zeigt Li, dass er es verstanden hat, über den Geschmack chinesischer Käufer hinaus zu denken.

In China, wo der Besitz eines Autos noch als Statussymbol gilt, werden die Fahrzeuge der neuen Marke ganz regulär verkauft. Für den Markstart in Europa im kommenden Jahr plant Geely jedoch etwas anderes: „Wir sind die neue Automarke für einer Welt, die keine Autos braucht“, wirbt Lynk & Co auf seiner internationalen Website höchst ungewöhnlich. Da junge Europäer anders als junge Chinesen kaum noch Autos besitzen wollen, soll es Autos von Lynk & Co hier als Abo-Modell geben. Ähnlich wie bei Netflix oder Spotify sollen Fahrzeuge für einen Monat gebucht und dann auch wieder abbestellt werden können.

Mit dieser Idee unterstreicht Li, dass er sich als Erneuerer seiner Branche sieht. Der Henry Ford Chinas ist auf dem Weg ein Elon Musk zu werden. Doch genau wie der Tesla-Chef verfügt auch Li nicht über uneingeschränkte Ressourcen. Ob Geely es gelingt, bei seinem Expansionskurs das Tempo zu halten, hängt von der Markentwicklung in China ab. Dass dort nach Jahrzehnten des Booms die Autoverkäufe in diesem Jahr das zweite Mal in Folge zurückgehen dürften, geht auch an Geely nicht spurlos vorbei.

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