„Wir bedauern, was passiert ist“, sagt Audi-Chef Rupert Stadler. „Wir sorgen für volle Transparenz und versichern, wir bringen das in Ordnung.“ Man habe ein „Jahr der Herausforderungen“ erfolgreich gemeistert. Sehr viel mehr will Stadler bei der Bilanzpressekonferenz in Ingolstadt nicht über das Jahr 2015 sagen.
Jenes Jahr, in dem nicht nur der Machtkampf Piech-Winterkorn in Wolfsburg den gesamten Volkswagen-Konzern über Monate in Atem gehalten, sondern ab September der Abgasskandal Europas größten Autobauer in seinen Grundfesten erschüttert hat.
In einigen Punkten hätte Stadler aber jeden Grund, nochmals nach hinten zu blicken: Neben dem bereits bekannten Rekord beim Absatz (1,803 Millionen Fahrzeuge) konnte Audi mit 58,42 Milliarden Euro auch beim Umsatz einen neuen Bestwert verbuchen (2014: 53,787 Milliarden Euro).
Die beliebtesten Automarken der Deutschen
Marke: Seat
Absatz 2015: 94.673 Fahrzeuge
Marktanteil: 3,0 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 1,7 Prozent
Quelle: Kraftfahrtbundesamt (KBA)
Marke: Hyundai
Absatz 2015: 108.434 Fahrzeuge
Marktanteil: 3,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 8,6 Prozent
Marke: Renault
Absatz 2015: 110.039 Fahrzeuge
Marktanteil: 3,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,5 Prozent
Marke: Skoda
Absatz 2015: 179.951 Fahrzeuge
Marktanteil: 5,6 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 3,7 Prozent
Marke: Ford
Absatz 2015: 224.579 Fahrzeuge
Marktanteil: 7,0 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 7,4 Prozent
Marke: Opel
Absatz 2015: 229.352 Fahrzeuge
Marktanteil: 7,2 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,7 Prozent
Marke: BMW
Absatz 2015: 248.565 Fahrzeuge
Marktanteil: 7,8 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,3 Prozent
Marke: Audi
Absatz 2015: 269.047 Fahrzeuge
Marktanteil: 8,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 3,7 Prozent
Marke: Mercedes
Absatz 2015: 286.883 Fahrzeuge
Marktanteil: 8,9 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 5,3 Prozent
Marke: Volkswagen
Absatz 2015: 685.669 Fahrzeuge
Marktanteil: 21,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,4 Prozent
Das operative Ergebnis reicht jedoch nicht ganz an den Wert der Vorjahre heran – bereinigt um Sondereffekte weist Finanzvorstand Axel Strotbek 5,134 Milliarden Euro (2014: 5,15 Milliarden Euro) aus, unbereinigt lag das operative Ergebnis bei 4,836 Milliarden Euro (Rendite: 8,3 Prozent).
Das lag – so Audi – unter anderem an hohen Vorleistungen für den Ausbau der Produktion, neuer Modelle und Technologien. Und nicht zuletzt dem Abgasskandal, hausintern als „Dieselthematik“ bezeichnet. Die beim unbereinigten Ergebnis enthaltenen Sondereffekte sind auf die Vorwürfe der Manipulation bei den Sechs-Zylinder-Dieselmotoren zurückzuführen – Audi hat hier eine nicht genauer genannte Summe für technische Maßnahmen, Rechtsrisiken und Vertriebsaktionen verrechnet. Die auch in Audi-Modellen verbauten Vier-Zylinder-Motoren haben keinen Einfluss auf die Audi-Bilanz: Laut der Vertragslage ist hier Volkswagen als Lieferant in der Verantwortung.
Auch wenn die Aufarbeitung des Skandals den Vorstand intern noch geraume Zeit beschäftigen wird, bei der Jahrespressekonferenz will Stadler jedoch nach vorne schauen. „Nun investieren wir allein 2016 mehr als drei Milliarden Euro für die Mobilität von morgen und treiben dabei die Elektrifizierung und die Digitalisierung unserer Produkte voran“, sagt der Audi-Chef. 20 neue oder überarbeitete Modelle wollen die Ingolstädter auf den Markt bringen – von weiteren Ablegern des 2015 gestarteten A5 über einen vollkommen neuen A5 bis zu dem in Genf vorgestellten Mini-SUV Q2.
„Wir befinden uns mitten in der größten Investitionsphase der Unternehmensgeschichte“, sagt Finanzvorstand Strotbek. „Unser operatives Ergebnis und der deutlich positive Cashflow belegen dabei unser robustes Geschäftsmodell.“ So robust, dass Audi seinen Mitarbeitern trotz der Dieselgate-Rechtsrisiken eine Erfolgsbeteiligung zahlen will – auch wenn die Tarifmitarbeiter in Ingolstadt und Neckarsulm mit 5.420 Euro rund 1.000 Euro weniger erhalten als im Vorjahr.
Bleiben die Rahmenbedingungen stabil, will Audi auch 2016 weltweit weiter wachsen. Bei der operativen Rendite peilt Stadler einen Zielkorridor von acht bis zehn Prozent an – die positiven Effekte durch Absatzsteigerung und Kostenoptimierungen dürften von den Investitionen und zahlreichen Produkteinführungen aufgezehrt werden. Nur eines fehlt beim Ausblick: der Abgasskandal.