Mercedes-Benz Darum sollte Mercedes auch seine Van-Sparte noch abgeben

Kommt Mercedes mit seinen Vans wieder auf Kurs? Oder ist die Abspaltung die bessere Option? Quelle: Presse

Die Trucks hat Mercedes kürzlich abgespalten – doch die Vans sind nach wie vor Teil des Autokonzerns. Das Manko: Mercedes-Chef Ola Källenius setzt voll auf Luxus. Doch die jüngsten Quartalszahlen zeigen: Die Marge zwischen Cars und Vans klafft ziemlich weit auseinander. Källenius muss handeln. Ein Kommentar. 

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Gerade erst hat Mercedes frische Zahlen vorgelegt. Doch schaut man auf die Margen für die ersten neun Monate 2022, dann zeigen sich vor allem zwei Dinge: Erstens ist Mercedes mit einer Marge im Bereich der Autos (Cars) noch gar nicht so sehr Luxus. Denn die Eigenkapitalrendite liegt in diesem Jahr bei bislang nur 14,9 Prozent. Autobauer wie Porsche oder Tesla liefern da ein paar Prozentpunkte mehr ab.

Und zweitens klafft eine ziemliche Lücke zwischen der Rendite der Cars und jener der Van-Sparte: In letzterer liegt die Eigenkapitalrendite der ersten neun Monate bei schlappen 10,1 Prozent. Das macht einen Unterschied von 4,8 Prozentpunkten. Ohne die Vans könnte Mercedes seine Marge also deutlich schneller in Richtung Luxus katapultieren. Anders gesagt: Die Vans ziehen die Rendite des Gesamtkonzerns rechnerisch nach unten.

Noch allerdings sieht es nicht so aus, als würden die Manager bei Mercedes über eine Abspaltung oder gar den Verkauf der Vans nachdenken. Dabei wäre das konsequent. Seit Källenius und Finanzchef Harald Wilhelm das Ruder bei Mercedes übernommen haben, ist bereits viel passiert: Man schwenkte vom Volumengeschäft um auf die Luxusstrategie. Und man trennte sich von der Lkw-Sparte. Diese ist heute eigenständig und an der Börse.

Mercedes-Chef Ola Källenius setzt voll auf Luxus. Aber was wird aus der Van-Sparte? Quelle: imago images

Doch die Vans passen so gar nicht zu der neuen Luxusstrategie von Mercedes: Während Vans oft von Handwerkern oder Lieferdiensten gefahren werden, will Mercedes seine Kunden eigentlich von einem Mehr an teurer Ausstattung überzeugen. Doch zumindest Handwerker und Lieferdienste sind dafür die falsche Zielgruppe. Und es gibt noch einen Grund, wieso die Vans nicht so richtig zur Luxusmarke Mercedes passen: Während das Volumen bei Cars zugunsten einer höheren Marge zusammengestrichen wird, sind Vans eigentlich ein Volumengeschäft. 

Das wirft die Frage auf: Haben die Vans noch eine Zukunft innerhalb von Mercedes? Analysten und Investoren fragen sich das längst. Im Mai etwa beim Mercedes-Benz Strategy Update „The Economics of Desire“ wollte ein Teilnehmer wissen, wie die Vans zu einer „Pure Play“ Luxusfirma passen würden? Källenius stammelte daraufhin irgendetwas von gesunden Finanzen und Potenzial. Es sähe aber derzeit leider so aus, als wäre das vergessen worden. Er wisse einfach nicht, wo diese guten Kennzahlen der Vans in der Gesamtbewertung berücksichtigt seien. Die Vans seien wohl unterschätzt. Dabei würden doch auch sie an der vollelektrischen Zukunft partizipieren. 

Schon vorher hatte ein Profi Källenius mit einer anderen Frage geärgert: Das Margenziel von Mercedes, meinte er, sei ja wohl nicht sehr luxuriös. Andere Luxusunternehmen würden da mehr bieten. So wie im Mai hat er damit auch heute recht: Für 2022 hat Mercedes seinen Ausblick jetzt zwar angehoben – und geht aktuell von einer bereinigten Umsatzrendite im Bereich von 13 bis 15 Prozent für Cars und von 9 bis 11 Prozent für Vans aus. Doch echte Luxuskonzerne außerhalb der Autobranche haben Margen von über 20 Prozent. Und, wie gesagt, auch innerhalb der Autobranche schlägt sich manch ein Konkurrent besser.

Mercedes muss Luxusstrategie noch klarer herausarbeiten

Die Nagelprobe steht ohnehin noch aus: Aktuell verbaut Mercedes die noch immer nicht ausreichend verfügbaren Halbleiter in den Autos, die die meiste Marge bringen. Das hebt die Rendite. Doch wie lange bleibt das so, wenn sich der Teilemangel auflöst? Finanzchef Wilhelm jedenfalls prahlte zuletzt mit dem hohen Auftragsbestand. Und damit, dass man auch im Einstiegssegment das Niveau angehoben habe. Das klingt ja toll. Aber die Frage wird doch sein, ob man die Marge wirklich halten kann, wenn sich der Mangel an Bauteilen auflöst – und man wieder auch die ein bisschen weniger rentablen Autos baut? 

Es wird jedenfalls nicht reichen, dass die Vans sich nun mit Rivian verbündet haben. Gemeinsam will man im Rahmen eines Joint Ventures in eine gemeinsame Fabrik in Europa investieren und diese gemeinsam betreiben. Es geht um den Bau rein elektrischer Transporter. Bereits in wenigen Jahren sollen dort große Elektro-Transporter für Mercedes-Benz Vans und Rivian vom Band rollen. Das mag Kosten sparen – aber ein strategisch weiter Wurf ist das noch nicht. 

Der Börsenwert von Mercedes dümpelt aktuell bei rund 62 Milliarden Euro dahin. Die Manager müssen sich dringend Gedanken machen, wie sie eine mögliche Übernahme verhindern und den Börsenwert steigern – denn längst sind zwei Chinesen bei den Schwaben investiert und große Tech-Konzerne haben das nötige Kleingeld, Mercedes zu kaufen. 

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Die Luxusstrategie muss noch klarer herausgearbeitet werden. Und es wäre angesichts der vollen Ausrichtung auf Luxus nur konsequent, wenn sich Mercedes von seinen Vans trennen würde. Ob Abspaltung, Teilbörsengang oder Verkauf, muss man sehen.   

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