
„In beidseitigem Einvernehmen“ trennen sich Volkswagen und sein Konzernvorstand für Produktion, Michael Macht. Der Aufsichtsrat und der scheidende Vorstand haben sich auf eine Vertragsauflösung zum 1. August 2014 geeinigt, teilte VW am Freitag mit. Bis zur Berufung eines Nachfolgers wird Thomas Ulbrich, Vorstand für Produktion der Marke Volkswagen Pkw, die Aufgaben kommissarisch übernehmen.
Macht war in die Kritik geraten, weil etwa die Einführung des modularen Baukastensystems nicht reibungslos gelaufen ist. Von dem Baukastensystem erhoffen sich die Wolfsburger hohe Einsparungen in Entwicklung und Produktion. Die modulare Technik, durch die verschiedene Fahrzeugtypen mit gleicher Architektur auf einem Band gleichzeitig und somit günstiger produziert werden können, soll den Schub für weiteres Wachstum geben. Die neue Vielfalt hat aber Tücken: Besonders deutlich wird das derzeit in der Golf-Produktion in Wolfsburg, wo VW die Bänder wegen technischer Probleme immer wieder anhalten muss – ein Versagen, das intern offenbar Macht angelastet wurde.





In seiner Brandrede vor VW-Führungskräften Mitte Juli sagte Konzernchef Martin Winterkorn, Volkswagen plane seine Werke oft zu groß, zu komplex und zu teuer. Zudem würden die Anlagen oft zu spät fertig. „Auch mit Blick auf unsere Wettbewerber sage ich: Lasst uns die bestehenden Standards kritisch hinterfragen“, so Winterkorn. Bereits damals war klar, dass sich Produktionsvorstand Macht ernsthafte Gedanken um seine Zukunft machen musste.
In der VW-Mitteilung klang das ganz anders. „Michael Macht hat das Volkswagen Produktionssystem weiterentwickelt. Wir danken ihm für seine Leistung“, wird Winterkorn in dem Schreiben zitiert. Macht sagte zu der Trennung: „Der Volkswagen Konzern mit seinen Mitarbeitern ist ein einzigartiges Unternehmen, dem ich viel verdanke. Ich bin überzeugt, dass der Konzern wie in den zurückliegenden Jahren erfolgreich und nachhaltig wachsen wird.“
Gegenüber dem „Spiegel“ sagten Manager der Konzerntöchter Audi und Porsche, VW leide unter Missmanagement. Probleme gebe es beim US-Werk in Chattanooga, es fahre hohe Verluste ein. Das Werk sei nicht ausgelastet, weil die richtigen Modelle für den US-Markt fehlten – obwohl in die Produktionsstätte weit über eine Milliarde Euro investiert worden sei.
Gerade die Marke Volkswagen entwickelte sich zuletzt nicht wie erhofft. In der ersten Jahreshälfte ging der Betriebsgewinn um ein Drittel auf rund eine Milliarde Euro zurück, fast alle anderen Konzernmarken konnten hingegen zulegen.
Macht kam 2010 von Porsche zu VW. Bereits seit 1998 war er bei dem Sportwagenbauer im Vorstand für Produktion und Logistik zuständig. 2009 übernahm der 53-Jährige die Stelle als Vorstandsvorsitzender von Wendelin Wiedeking, blieb aber nur ein Jahr – um in den Volkswagen-Konzernvorstand zu wechseln.
Der Diplom-Ingenieur war in seiner Zeit als Porsche-Chef maßgeblich daran beteiligt, die Grundlagen für eine erfolgreiche Integration der Porsche AG in den Volkswagen Konzern zu schaffen. In seiner Zeit bei VW baute der Konzern unter seiner Verantwortung das Produktionsnetzwerk stark aus und konnte so das jährliche Produktionsvolumen von 6,7 Millionen auf nahezu 10 Millionen Fahrzeuge steigern.