Nikola-Chef Michael Lohscheller „Die Fahrer sind happy, weil sie die alten, tuckernden Diesel los sind“

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„Wenn wir auf 100 Prozent grünen Wasserstoff warten, kommen wir nicht voran“

Bislang verkaufen Sie den elektrischen Lkw nur in den USA. Wann bekommt man einen auch in Europa?
Unser batterieelektrischer Lkw wird voraussichtlich in 2023 verfügbar sein.

Wenn der Batterie-Lkw gut läuft, warum bringen Sie dann auch noch den Wasserstoff-Lkw? Viele glauben wegen der Verbesserungen beim elektrischen Antrieb ohnehin schon nicht mehr an den Wasserstoffantrieb.
Ich nehme eher das Gegenteil wahr. Durch die im amerikanischen „Inflation Reduction Act“ vorgesehenen Subventionen kommt sehr viel Schwung in das Thema Wasserstoff. Wenn Sie mich heute Fragen, welcher Abtrieb sich in den USA eher durchsetzt, wäre ich beim Wasserstoff. Bis zu 800 Reichweite und betankt mit 700 bar in 20 Minuten oder weniger, das sind schon klare Vorteile im US-Markt. In Europa dagegen könnte eher der E-Antrieb dominieren oder zumindest dem Wasserstoff ebenbürtig sein. Wir bieten beides, so kann der Kunde entscheiden, welche Option für seinen Anwendungsfall am besten geeignet ist.

Wenn man einen Lkw mit Wasserstoff betreibt, der nicht mit Ökostrom hergestellt wurde, ist er klimaschädlicher als ein Diesel. Warum sollte man einen Wasserstoff-Lkw kaufen, obwohl es praktisch keine Versorgung mit grünem Wasserstoff gibt?
Wenn wir auf die 100-Prozent-Versorgung mit grünem Wasserstoff warten, kommen wir mit dem Wasserstoff-Lkw nicht voran und wir verpassen die Gelegenheit, heute technische Verbesserungen vorzunehmen. Natürlich ist der vollständige Betrieb mit grünem Wasserstoff das Ziel, aber auf dem Weg dorthin können wir auch mal mit Wasserstoff arbeiten, der aus fossilen Energieträgern hergestellt wurde, der ist immer noch besser als Diesel. Allerdings muss das bei der Produktion anfallende CO2 aufgefangen werden, sodass es nicht in die Atmosphäre gelangt. Das ist dann der sogenannte blaue Wasserstoff.

Wie profitiert Nikola ganz konkret von den Subventionen des „Inflation Reduction Act“?
Es wird erwartet, dass die Förderung die Kosten für unser gesamtes Portfolio senken wird. Zum Beispiel gibt es eine Förderung von bis zu drei US-Dollar pro Kilogramm Wasserstoff, den wir zusammen mit unseren Partnern produzieren.

Was bezahlt ein Endkunde zurzeit für ein Kilogramm Wasserstoff?
Rund 9,50 Euro. Da sind drei US-Dollar Unterstützung natürlich gigantisch. In Kalifornien gibt es beim Vertrieb des Wasserstoffs weitere zwei Dollar.

Tatsächlich? 50 Prozent Subvention beim Kraftstoff?
Das ist noch nicht alles. Beim Kauf eines Wasserstoff-Lkw in Kalifornien bekommen sie bis zu 240.000 US-Dollar Unterstützung.

Was werden Sie für Ihr Wasserstoff-Modell verlangen?
Mehr als 240.000 US-Dollar, das ist klar.

Wäre auch absurd, wenn es die Förderung höher wäre, als der Preis.
Ich gebe Ihnen Recht. Die Unterstützung ist wirklich massiv und das gibt dem Thema sehr viel Schwung. Das hilft uns natürlich. Wir sind die Einzigen, die mit einer Tankfüllung bis zu 800 Kilometer weit kommen. Und zwar schon ab 2023 in den USA.

Das wirkt sich dann hoffentlich positiv auf Ihre Finanzen aus. Bislang sind die Kosten hoch, der Umsatz klein und der Cash-Bestand schrumpft beständig. Droht nicht bald die Insolvenz?
Wir sind seriöse Kaufleute und haben immer einen Cash-Bestand, der für die nächsten zwölf Monate ausreicht. Richtig ist, dass wir Verluste fahren. Das liegt daran, dass wir noch im Produktionsanlauf sind. Die Stückzahlen sind deshalb klein, die Kosten vergleichsweise hoch. Wenn wir aber größere Stückzahlen absetzen, werden unsere Kosten pro Fahrzeug geringer und wir kommen in eine Gewinn-Situation.

Was sagen die Speditionen zu Ihrem Wasserstoff-Lkw?
Das Echo ist extrem positiv.

Bestellen sie auch?
Ja, sie bestellen auch.
Wie viele?

Wir haben vertragliche Vereinbarungen und Absichtserklärungen für 1620 Lkw abgeschlossen, darunter 610 Batterie-Lkw und 1010 Wasserstoff-Lkw.

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Wann können Sie einer deutschen Spedition einen Wasserstoff-Lkw auf den Hof stellen?
Wir planen für 2024. Die Konkurrenz wird das nicht schaffen. Wir sind der Konkurrenz zwei Jahre voraus. Wenn Sie 2024 in Deutschland einen Wasserstoff-Lkw kaufen wollen, werden sie die Wahl haben zwischen einem Nikola, einem Nikola und einem Nikola.

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Hinweis: Dieser Text wurde von der Redaktion aktualisiert. Bei der Aussage von Michael Lohscheller über die Kaufabsichten für 1620 Lkw wurde der Begriff „nebenvertraglich“ nachträglich durch „vertraglich“ ersetzt.

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