



In den vergangenen drei Jahren hat Opel-Chef Karl-Thomas Neumann seine Ausdauer gut gebrauchen können. In seinem wichtigsten Rennen ist der Marathon-Läufer aber noch längst nicht am Ziel, nämlich den einstmals stolzen Autobauer mit dem Blitz wieder profitabel zu machen. Nach dem schon von seinem Vorgänger verkündeten Plan soll Opel in diesem Jahr in die Gewinnzone zurückkehren - nach Jahrzehnten des Niedergangs mit Milliardenverlusten und schmerzhaften Schrumpfprozessen.
Dem übermächtigen Konkurrenten Volkswagen konnte die Europa-Tochter des US-Konzerns General Motors schon seit Jahrzehnten nicht mehr folgen, doch spätestens mit dem früheren VW-Manager Neumann ist die Hoffnung nach Rüsselsheim zurückgekehrt. „Umparken im Kopf“ lautete die Überschrift der Image-Kampagne, mit der Marketing-Chefin Tina Müller erfolgreich die Vorurteile über die allzu altbackene Marke aufs Korn genommen hat.
An Gewinne können sie sich in Rüsselsheim kaum noch erinnern. 1999 hat Opel letztmals schwarze Zahlen zum GM-Konzernergebnis beigetragen, zehn Jahre später wollte die selbst in Schwierigkeiten geratene US-Mutter ihre hässliche Europa-Tochter eigentlich nur noch loswerden.
Trotz höchster politischer und gewerkschaftlicher Rückendeckung scheiterte der Verkauf an das österreichisch-russische Konsortium Magna/Sberbank, und GM nahm das Schicksal der bereits 1929 erworbenen Tochter doch noch in die eigene Hand. Schmerzhaften Einschnitten mit Werksschließungen in Antwerpen und Bochum folgt nun der Wiederaufstieg.
Nach Einschätzung des Auto-Experten Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft Bergisch Gladbach hängt einiges an der Persönlichkeit Neumanns, der bei den GM-Managern in Detroit mit Mary Barra an der Spitze Vertrauen erzeugt habe.





Unverdrossen tragen die Amerikaner seit Jahren die Verluste mit, stellen immer neue Dollar-Milliarden für weitere Investitionen zur Verfügung. Ergebnis ist eine mit 2,9 Jahren Durchschnittsalter extrem junge Angebotspalette. Das wichtigste Opel-Modell Astra ist in der neuen Kombi-Ausführung gerade zu den Händlern gerollt, insgesamt liegen für das „Auto des Jahres 2016“ schon 150.000 Bestellungen vor.
Opel ist bislang auch gut durch die von Volkswagen ausgelöste Diesel-Krise gekommen. Neumann kämpft für den CO2-günstigeren Diesel, ist aber deutlich weniger abhängig von dieser Motorenart als die Konkurrenz. Nur rund 40 Prozent der aktuell verkauften Opels haben einen Selbstzünder an Bord, der herkömmliche Otto-Motor ist auch wegen des hohen Kleinwagenanteils eher die Wahl der Kunden.