Verbrenner-Aus Über E-Fuels lacht die Autoindustrie

Doch kein Aus für den Verbrenner? Quelle: imago images

Verbrenner-Aus? Von wegen! Benziner und Dieselfahrzeuge können noch bis mindestens 2050 fahren. Und die von der Politik angepriesenen E-Fuels sind unbrauchbar. Sie benötigen so viel Energie, dass ein E-Auto besser wäre. Ein Kommentar.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Das Verbrenner-Aus ist da. Also: Verbrenner aus? Schön wär’s. Was die EU-Umweltminister beschlossen haben, ist das Gegenteil: ein ewiges Leben für den Verbrenner. Bis 2035 können noch Benziner und Diesel verkauft werden, als gäbe es kein Morgen. Diese Verbrenner können auch nach 2035 wie gewohnt an der Tankstelle ihr fossiles CO2 bekommen. Verbrenner aus? Ja, wenn mal einer kaputtgeht. Auch nach 2035 kann das Verbrenner-Geschäft fröhlich weiterbrummen, nur dann eben mit der Auflage, dass die Kolben mit E-Fuels genährt werden.

Konkret darf man sich das dann so vorstellen: Etwa ein Drittel der deutschen Autos wird 2035 elektrisch sein. Alle anderen, also rund 35 Millionen Pkw und ein paar Millionen leichte Nutzfahrzeuge, werden wie gewohnt zur Tankstelle fahren. Dort gibt es Benzin und Diesel sowie, für die neusten Autos, künstliches Benzin namens E-Fuel. Die Verbrenner-Fans können sich seit der EU-Entscheidung also erleichtert zurücklehnen. Sie haben lebenslänglich bekommen. Es wird sich nichts ändern in ihrem automobilen Dasein, wenn sie es nicht wollen.

Das vermeintliche Verbrenner-Aus ist in Wahrheit bloß ein Benzin- und Diesel-Aus – und das nicht vor 2050. Denn erst dann sind die alten Verbrenner kaputt – und die neueren müssen E-Fuels tanken. Nach 2050. In 30 Jahren. Ist diese Politik noch Klimaschutz oder schon Körperverletzung kommender Generationen?

Schneller schlau: Was Sie über E-Fuels wissen müssen

Wie gut, dass die Autohersteller viel weiter sind als die Politik. Über E-Fuels lachen sie nur bei den meisten Autobauern.

Denn anders als Politiker kennen Ingenieure die Naturgesetze. E-Fuels sind grüner Strom, den man in Wasserstoff umwandelt, den man in Methanol umwandelt, den man in synthetisches Benzin umwandelt. Bei der ganzen Umwandelei geht so viel Energie verloren, dass der Batterieauto-Fahrer mit der gleichen Menge Grün-Strom sechsmal so weit kommt wie der E-Fuels-Fahrer. Für 60 Euro 100 Kilometer. Oder eben 600 Kilometer. 99 Prozent der Deutschen müssen da wahrscheinlich nicht lange nachdenken.

Anders als Politiker wissen die Autohersteller inzwischen auch, wie gut E-Autos sein können. Es gibt einen hohen deutschen Automanager – ein wirklich leidenschaftlicher Autofahrer – der seit Kurzem wieder mal einen Verbrenner als Dienstwagen hat. Er sollte eigentlich ein E-Auto bekommen, aber die Lieferzeit war zu lang. Also bestellte er sich einen hochmotorisierten Verbrenner. Doch nach Jahren im E-Auto ist er jetzt vor allem genervt – lahm, vorgestrig, laut erscheint ihm der Benziner.

Ganz so wie die politischen Fürsprecher dieser einst guten Technik. Sie haben eine Schlacht gewonnen mit ihrem Verbrenner-Aus, das keines ist. Der Krieg aber ist längst verloren.


Dieser Beitrag entstammt dem WiWo-Newsletter Daily Punch. Der Newsletter liefert Ihnen den täglichen Kommentar aus der WiWo-Redaktion ins Postfach. Immer auf den Punkt, immer mit Punch. Außerdem im Punch: der Überblick über die fünf wichtigsten Themen des Tages. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%