China könnte der Standort für die erste Batteriefabrik von Volkswagen werden. Die Wolfsburger könnten in dem Land eine oder mehrere Fabriken errichten, um Batteriezellen und -packs zu fertigen, sagte eine der VW-Führungsebene nahe Quelle der "Automotive News Europe". Gestützt werde der Plan durch die chinesische Regierung, einen Leitmarkt für Elektromobilität zu errichten. Auch der chinesische Finanz-Nachrichtendienst "SinoCast" berichtete über die Pläne.
VW-Chef Matthias Müller will bis 2025 30 rein elektrische Modelle auf den Markt bringen. Laut der Mitte Juni veröffentlichten Strategie 2025 geht der Konzern davon aus, dass bis dahin zwei bis drei Millionen Autos aus dem Konzern über einen Elektroantrieb verfügen werden. Zudem wolle der Konzern Batterietechnologie als eine der Kernkompetenzen ausbauen, so Müller damals. Man schaue sich die gesamte Prozesskette an – vom Rohmaterial bis zur Batteriefertigung.
Für die Elektro-Offensive für Volkswagen muss aber zwingend eine tragfähige Batterieproduktion aufgebaut werden. "Allein für die Ausstattung unserer eigenen E-Flotte benötigen wir bis 2025 eine Batteriekapazität in einer Größenordnung von 150 Gigawattstunden – was zugleich ein gewaltiges Beschaffungsvolumen repräsentieren würde", sagte Müller bei der Hauptversammlung in der vergangenen Woche.
Wie VW im ersten Quartal abgeschnitten hat
Im Auftaktquartal 2016 hat Volkswagen 2,577 Millionen Fahrzeuge abgesetzt – zum ersten Quartal 2015 ein Rückgang von 1,2 Prozent (2,607 Millionen Fahrzeuge).
Zum Stichtag 31. März 2016 haben 613.075 Menschen für VW gearbeitet. Gegenüber dem Jahr 2015 sind das 0,5 Prozent mehr – damals waren es 610.076 Menschen.
In Deutschland sinkt jedoch die Zahl der VW-Mitarbeiter, zuletzt um 800 auf rund 277.900 Stellen. Der Zuwachs kommt aus dem Ausland, wo VW um fast 4.000 Stellen auf 335.200 Jobs zulegte.
Beim Umsatz musste VW im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Minus von 3,4 Prozent hinnehmen. Die Umsatzerlöse sanken von 52,735 Milliarden Euro auf aktuell 50,964 Milliarden Euro.
Das operative Ergebnis (Ebit) stieg um 3,4 Prozent auf 3,44 Milliarden Euro – zum Jahresauftakt 2015 waren es noch 3,328 Milliarden Euro. Die operative Rendite stieg von 6,3 auf 6,8 Prozent.
Das Ergebnis nach Steuern ging deutlich zurück – von 2,932 Milliarden Euro im Q1 2015 auf aktuell 2,365 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von 19,3 Prozent.
Die Marke Volkswagen Pkw verzeichnete in den ersten drei Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Volumen- und Umsatzrückgang. Der Umsatz von VW-Pkw sank von 26,3 Milliarden Euro auf 25,1 Milliarden Euro, der Absatz fiel von knapp 1,12 Millionen auf 1,07 Millionen Fahrzeuge. Infolge dessen ging das Operative Ergebnis vor Sondereinflüssen auf 73 (514) Millionen Euro zurück, die operative Marge erreichte im ersten Quartal 0,3 Prozent.
Mit 1,3 Milliarden Euro erreichte Audi annähernd wieder das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen des Vorjahres. Bei einem nahezu stabilen Umsatz sank die operative Marge leicht von 9,7 auf 9,0 Prozent.
Bei Skoda stieg das operative Ergebnis aufgrund positiver Mixeffekte und geringerer Materialkosten um gut 30 Prozent auf 315 (242) Millionen Euro. Die operative Marge legte bei deutlich gestiegenem Umsatz auf 9,3 (7,6) Prozent zu.
Seat verbesserte sein Operatives Ergebnis aufgrund von Kostenoptimierungen auf 54 (33) Millionen Euro. Dies entspricht einer Steigerung der Operativen Rendite auf 2,6 (1,5) Prozent.
Gemessen am operativen Ergebnis ist Bentley im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Statt einem Gewinn von 49 Millionen Euro im Vorjahresquartal steht 2016 ein Minus von 54 Millionen Euro zu Buche. Volkswagen begründet das mit gesunkenen Auslieferungen.
Porsche blieb auch zum Auftakt des laufenden Geschäftsjahres in der Erfolgsspur. Das Operative Ergebnis stieg weiter auf 895 (765) Millionen Euro und damit deutlich überproportional zum Umsatz, der aufgrund eines signifikant höheren Absatzes spürbar zulegte. Die operative Marge kletterte auf 16,6 (15,1) Prozent.
Das operative Ergebnis von Volkswagen Nutzfahrzeuge sank volumenbedingt auf 142 (165) Millionen Euro, die operative Marge ging auf 5,2 (6,1) Prozent zurück. Scania verbuchte einen leichten Anstieg des operativen Ergebnisses auf 244 (237) Millionen Euro und eine stabile operative Marge von 9,6 Prozent. Trotz des anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in Südamerika verbesserte MAN Nutzfahrzeuge das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen unter anderem aufgrund des höheren Absatzes in Europa auf 65 (minus 13) Millionen Euro. Bei MAN Power Engineering belief sich das operative Ergebnis auf 48 (52) Millionen Euro.
Die Volkswagen Finanzdienstleistungen konnten ihr operatives Ergebnis deutlich auf 492 (403) Millionen Euro steigern. Insbesondere Volumeneffekte wirkten sich positiv aus.
Zum Vergleich: Im Moment liegt die globale Produktion für E-Auto-taugliche Batterien bei 27 Gigawattstunden (GWh) im Jahr. Die im Bau befindliche Gigafactory von Tesla soll es auf bis zu 35 GWh bringen – was den Weltmarkt für Lithium-Ion-Batterien auf einen Schlag verdoppeln, für den VW-Bedarf aber bei Weitem nicht ausreichen würde.
Um die 150 GWh produzieren zu können, benötigt Volkswagen nach den Angaben der "Automotive News Europe"-Quelle "ungefähr zehn Batteriefabriken, jede zu einem Investment von etwa zwei Milliarden Euro". Insgesamt käme Volkswagen so auf einen Finanzbedarf von 20 Milliarden Euro nur für die Batteriefabriken – Entwicklungskosten, Rohmaterialien und Personal noch nicht mit eingerechnet.
Offen ist aber, wie viel VW selbst zu dieser Summe beisteuern müsste. Zum einen könnte die chinesische Regierung den Bau der Batteriefabriken fördern, um ihre eigenen Pläne zum Bau und Absatz von Elektroautos voranzutreiben – China ist für Volkswagen bereits heute der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt, auch die Elektro-Offensive würde hier Sinn ergeben. Zudem könnte Volkswagen weitere Partner mit ins Boot holen. Tesla hat bei der Gigafactory etwa Panasonic an der Seite.
Die Branchenanalysten von IHS gehen davon aus, dass VW das 20-Milliarden-Investment mit seinen bestehenden Joint-Venture-Partnern SAIC und FAW teilen könnte. Müller käme das wohl entgegen: Zum einen sollen die Sachinvestitionen des Konzerns gesenkt werden, zum anderen ist der Dieselgate-Vergleich in den USA um einige Milliarden Euro teurer geworden als zunächst vermutet.