Volvo-Chef Hakan Samuelsson "Der Anteil des Diesel wird zurückgehen"

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Erstes Elektroauto für 2019 angekündigt

Um wie viel? Um 10 Prozent, 20 Prozent?

Das ist je nach Modell ganz unterschiedlich. Aber um eine Harnstoff-Einspritzung wird man nicht mehr herumkommen.

Und damit wird der Dieselantrieb so teuer wie ein Hybridantrieb?

Die Parität ist nicht mehr so weit weg, wenn einerseits die Abgasreinigung immer teurer wird und die Preise für die Batterien sinken. Und der Hybridantrieb hat den Vorteil, dass man damit bis zu 50 Kilometer rein elektrisch und damit völlig emissionsfrei durch eine Stadt fahren kann. Ich erwarte deshalb, dass der Dieselanteil in Europa in den nächsten Jahren sinken wird. Derzeit verkaufen wir weltweit 57 Prozent unserer Fahrzeuge mit einem Diesel. Aber wir rechnen damit, dass wir bis zum Jahr 2020 etwa zehn Prozent unserer Autos mit einem elektrifizierten Antrieb verkaufen werden. Das sind dann Plug-in-Hybride und ein rein elektrisch betriebenes Fahrzeug. Alle unsere neuen Autos sind darauf vorbereitet, eine größere Antriebsbatterie aufzunehmen.

Der schwedische Autobauer hat 2015 den Betriebsgewinn mehr als verdreifach. "Wir sind jetzt endlich wahrhaft Premium", sagte Vorstandschef Hakan Samuelsson.
von Franz W. Rother

Wie lange müssen wir auf das erste Elektroauto von Volvo warten?

Nicht mehr lange. Schon 2019 werden wir das erste Modell vorstellen – mit einer Reichweite von 500 Kilometern.

Das Elektroauto entwickelt Volvo weitgehend aus eigener Kraft. Kooperationen mit anderen Autoherstellern schließen Sie aus?

Wir arbeiten bei neuen Fahrzeugen, etwa der nächsten Generation der 40er-Baureihe, sehr eng mit Geely zusammen. Ich glaube, das reicht momentan aus, um Synergien zu nutzen. Aber wir werden uns im Technologiebereich neue Partner und Zulieferer suchen. Auf den Themenfeldern Elektromobilität und Autonomes Fahren werden wir uns neue Lieferanten jenseits von Bosch und Conti suchen und intensiver mit amerikanischen Firmen zusammenarbeiten.

Es geht ums Ganze: Mit dem XC90 schlägt Volvo ein neues Kapitel in der Firmengeschichte auf – geht aber auch Risiken ein.
von Sebastian Schaal

Woran denken Sie?

An die Themen Computer Learning oder Computer Vision. Wir haben etwa mit Nvidia einen Vertrag über die Entwicklung eines ultraschnellen Prozessors für grafische Darstellungen geschlossen. Den brauchen wir für das selbstfahrende Auto. Ebenso wie selbstlernende Systeme: Wenn über Nacht viel Schnee fällt, dann sollte sich das Auto trotzdem zurecht finden können, etwa mit Unterstützung anderer Fahrzeuge, mit denen man kommuniziert. Auf Kartenmaterial und Kameras allein kann man sich da nicht verlassen.

Werden Sie sich am Kartendienst Here beteiligen, den Audi, BMW und Mercedes kürzlich erworben haben?

Das ist eine Option, aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Das prüfen wir gerade.

Abschließende Frage: Volvo hat seit 2010 mit Geely einen chinesischen Eigner. Werden Sie ihm eigentlich vom Jahresgewinn 2015 eine Dividende überweisen? Im Geschäftsbericht für 2015 steht dazu nichts.

Bislang haben wir alles behalten dürfen, denn wir haben ja große Investitionen in neue Autos und Technologien zu tätigen. Das haben wir bislang alles aus eigener Kraft, aus dem Cash Flow oder mit Mitteln vom Finanzmarkt, finanziert. Es gab weder eine finanzielle Unterstützung durch Geely noch eine Kapitalerhöhung. Es war den Eignern zunächst auch wichtiger, dass wir uns erholen und neuen Schwung holen. Aber ich bin sicher, dass die Eigentümer eines Tages kommen und ein Dividende verlangen werden. Bislang aber gibt es noch keine Forderungen in der Richtung. 

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