Volvo Ein Ex-VW-Mann baut am schwedischen Autokrimi

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In Göteborg findet eine Kulturrevolution statt

Volvo-Fertigung in Göteborg, Schweden.

Auch als Arbeitgeber ist Volvo wieder attraktiv: Am 1. Juli wechselte mit Thomas Ingenlath einer der VW-Stardesigner nach Göteborg. Bereits am 1. April hat sich Lars Wrebo, der langjährige Produktionschef von MAN, darangemacht, die Volvo-Werke in Schweden, Belgien, Malaysia und China zu reorganisieren und den weiteren Ausbau zu steuern: In der Diskussion sind neue Werke in den USA (Jacoby: „Nicht unbedingt Ultima Ratio“) und Brasilien.

Eine neue schlagkräftige Mannschaft, ein neuer Geist, neue Produkte – alles so schnell wie möglich und am besten gleichzeitig. Jacoby, der 22 Jahre für VW tätig war und dort zuletzt das USA-Geschäft verantwortete, hat sich vom ersten Tag mit ganzer Wucht auf die neue Aufgabe geworfen. In den vergangenen Monaten krempelte er nicht nur den Vorstand um. Er lehrte seine Mannschaft auch das „neue Volvo-Spiel“: ehrgeizige Ziele ins Visier nehmen, Verantwortung übernehmen – und immer wieder die Erwartungen übertreffen.

„Die Wettbewerber sind aggressiv. Seien Sie es auch“, ruft Jacoby in Shanghai seinen Verkäufern zu. Lang gediente Volvo-Mitarbeiter sprechen voller Respekt von einer „Kulturrevolution“, die Jacoby ausgelöst habe: In der Ford-Ära wurden wichtige Entscheidungen entweder in Dearborn oder London getroffen, nie in Göteborg. „Eigeninitiativen wurden nicht belohnt.“

Damit ist es nun vorbei: „Ich kenne jetzt die Probleme – wo sind Ihre Lösungen?“, blufft Jacoby in Shanghai seinen Vertriebschef für China, Richard Snijders, an, nachdem dieser in einer langen PowerPoint-Präsentation die von McKinsey identifizierten Schwachstellen der Volvo-Organisation analysiert und wortreich die Mängel einiger Handelsbetriebe beklagt hatte. Lamentieren gilt nicht. Der neue Chef will Taten sehen und treibt dazu sein Team an.

Jacoby möchte das große Rad drehen

Der Umbau von Volvo und die Loslösung vom Ford-Konzern, erzählt Jacoby in Shanghai spätabends an der Hotelbar bei einem Glas seines Lieblingsrotweins Pinot Noir, ist ein Riesenkraftakt, unter dem das Privatleben leidet. Für die Familie hätte er gerne ebenso mehr Zeit wie für den Sport. Gerade ist er von einem Abendessen zurückgekehrt, zu dem Chairman Li ihn nach der „China Deep-Dive“ genannten Konferenz spontan eingeladen hatte. Die Erschöpfung und der Jetlag sind Jacoby tief ins Gesicht geschrieben. Doch bereut habe er noch „keinen Augenblick“: „Es lockte sehr, einmal das große Rad zu drehen.“

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