VW-Dieselskandal VW-Ingenieur bekennt sich in den USA schuldig

Das US-Justizministerium bestätigt, dass gegen einen Ingenieur Strafanzeige gestellt wurde. VW teilte mit, dass man weiterhin mit den US-Justizministerium kooperiere.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ein VW-Mitarbeiter in den USA soll sich im Zusammenhang mit dem Dieselskandal schuldig bekannt haben. Quelle: dpa

Im Skandal um manipulierte Abgaswerte hat sich in den USA nach einer ersten Strafanzeige ein langjähriger VW-Mitarbeiter schuldig bekannt. Das teilte das US-Justizministerium am Freitag mit und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Der Ingenieur habe zugesichert, der Regierung bei den weiteren Ermittlungen zu helfen. Damit haben die seit fast einem Jahr andauernden Ermittlungen der US-Justiz erstmals ernsthafte Konsequenzen auf strafrechtlicher Ebene.

Der 62-Jährige aus Kalifornien gab nach Angaben des Ministeriums zu, am Konzernsitz in Wolfsburg und später in den USA Teil einer fast zehn Jahre andauernden Verschwörung gewesen zu sein. Ziel sei es gewesen, durch die Entwicklung spezieller Software zur Manipulation von Emissionstests US-Behörden und Kunden hinters Licht zu führen.

Der Mann sei von 1983 bis Mai 2008 bei der Volkswagen AG in Wolfsburg angestellt gewesen. Danach sei der Ingenieur in die Vereinigten Staaten gezogen, um bei der Einführung der „Clean Diesel“ genannten Marktoffensive mitzuarbeiten. Im VW-Testlabor in Oxnard, Kalifornien, habe er bis zur Anklage einen gehobenen Posten („Leader of Diesel Competence“) bekleidet.

So könnte VW die "Dieselgate"-Kosten schultern

Die Strafanzeige datiert bereits vom 1. Juni, wurde aber erst jetzt im Zuge der Einigung mit den Behörden öffentlich gemacht. Dem Angeklagten droht eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.

Die Entwicklung der Schummelprogramme für den US-Markt hat dem Mann zufolge etwa 2006 in der Entwicklungsabteilung für Dieselmotoren begonnen. Grund sei die Erkenntnis gewesen, dass man die strengeren US-Emissionsstandards auf legalem Wege nicht hätte einhalten können.

Der Mitarbeiter sei im Rahmen des Zulassungsverfahrens von Dieselwagen in den USA auch persönlich bei Gesprächen zwischen VW-Vertretern und den Umweltbehörden anwesend gewesen, bei denen falsche Aussagen zum Schadstoffausstoß der Autos gemacht worden seien.

Das neue Who is Who im VW-Konzern
Stefan Knirsch Quelle: Audi
Hinrich Woebcken Quelle: dpa
Neuer Generalbevollmächtigter für die Aggregate-Entwicklung: Ulrich EichhornVolkswagen hat einen neuen Koordinator für die Aggregate-Entwicklung auf Konzernebene. Der WirtschaftsWoche bestätigte Ulrich Eichhorn, dass er im Frühjahr zu VW zurückkehrt. Der 54-Jährige kommt vom Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA), wo er die Verantwortung für die Bereiche Technik und Umwelt inne hatte. Zuvor war Eichhorn neun Jahre lang Entwicklungsvorstand bei der VW-Tochter Bentley. Eichhorn wird nicht Mitglied des Vorstands, sondern berichtet als Generalbevollmächtigter direkt an VW-Chef Matthias Müller – ähnlich wie der neue Chef-Stratege Thomas Sedran. Quelle: Presse
Der neue Generalbevollmächtigte für Außen- und Regierungsbeziehungen: Thomas StegEs ist kein Wechsel der Funktion, sondern der Zuordnung: Thomas Steg ist seit 2012 Generalbevollmächtigter des Volkswagen-Konzerns für Außen- und Regierungsbeziehungen. Bislang war dieser Bereich Bestandteil der Konzernkommunikation. Jetzt ist das Team um Steg als eigenständiger Bereich in das Ressort von VW-Chef Matthias Müller zugeordnet, an den Steg persönlich berichtet. Der diplomierte Sozialwissenschaftler wird zusätzlich das Thema Nachhaltigkeit verantworten. „Mit der Bündelung der Konzernzuständigkeiten und der neuen Zuordnung des Themas Nachhaltigkeit trägt Volkswagen dessen wachsendem Gewicht Rechnung“, teilte der Konzern mit. Steg begann seine berufliche Laufbahn 1986 als Redakteur der Braunschweiger Zeitung. Danach war er Pressesprecher zunächst des DGB Niedersachsen/Bremen, ab 1991 des Niedersächsischen Sozialministeriums und ab 1995 der SPD-Landtagsfraktion Niedersachsen. 1998 übernahm er im Bundeskanzleramt die stellvertretende Leitung des Büros von Bundeskanzler Gerhard Schröder, ab 2002 war er stellvertretender Regierungssprecher, ab 2009 selbstständiger Kommunikationsberater. Quelle: Presse
Der neue VW-Entwicklungsvorstand: Frank WelschKurz nach dem Bekanntwerden von Dieselgate wurde der Entwicklungsvorstand der Marke VW, Heinz-Jakob Neußer, beurlaubt. Bei der Aufsichtsratssitzung am 9. Dezember ernannte das Kontrollgremium Frank Welsch zu seinem Nachfolger. Der promovierte Maschinenbau-Ingenieur ist seit 1994 im Konzern. Über verschiedene Stationen in der Karosserie-Entwicklung, als Entwicklungsleiter in Shanghai und Leiter der Entwicklung Karosserie, Ausstattung und Sicherheit der Marke Volkswagen arbeitete er sich zum Entwicklungsvorstand von Skoda hoch. Diesen Posten hatte Welsch seit 2012 inne.Sein Vorgänger Neußer verlässt den Konzern allerdings nicht, sondern steht laut VW-Mitteilung "dem Unternehmen für eine andere Aufgabe zur Verfügung". Quelle: Volkswagen
Der neue VW-Beschaffungsvorstand: Ralf BrandstätterRalf Brandstätter wird Vorstand für Beschaffung der Marke Volkswagen. Der 47-Jährige folgt in seiner neuen Funktion auf Francisco Javier Garcia Sanz, der die Aufgabe als Markenvorstand in Personalunion zusätzlich zu seiner Funktion als Konzernvorstand für den Geschäftsbereich Beschaffung wahrgenommen hatte. In Zukunft wird Garcia Sanz zusätzlich zu seinen Aufgaben als Konzernvorstand Beschaffung die Aufarbeitung der Diesel-Thematik betreuen. Brandstätter kam 1993 in den Konzern. Seit dem ist der Wirtschaftsingenieur in verschiedensten Posten für die Beschaffung verantwortlich gewesen, zuletzt als Leiter Beschaffung neue Produktanläufe. Zwischenzeitlich war er auch Mitglied des Seat-Vorstands. Seit Oktober 2015 ist Brandstätter auch Generalbevollmächtigter der Volkswagen AG. Brandstätter berichtet wie der ebenfalls neu berufene Entwicklungschef Frank Welsch direkt an VW-Markenvorstand Herbert Diess. Quelle: Volkswagen
Neuer VW-Personalvorstand: Karlheinz BlessingMitten in der größten Krise der Konzerngeschichte bekommt Volkswagen mit dem Stahlmanager Karlheinz Blessing einen neuen Personalvorstand. Der Aufsichtsrat stimmte am 9. Dezember bei seiner Sitzung dem Vorschlag der Arbeitnehmerseite für den vakanten Spitzenposten bei Europas größtem Autobauer zu. Blessing folgt damit auf den bisherigen Personalvorstand Horst Neumann, dieser war Ende November in den Ruhestand gegangen. Der Ernennung war eine lange Suche nach einem geeigneten Kandidaten vorausgegangen. Blessing (58) ist seit 2011 Vorstandsvorsitzender der Stahlherstellers Dillinger Hütte. Zuvor war er Büroleiter des damaligen IG Metall-Vorsitzenden Franz Steinkühler und Anfang der 1990er Jahre Bundesgeschäftsführer der SPD. 1993 ersetzte er als Arbeitsdirektor bei der Dillinger Hütte Peter Hartz, der damals zu VW nach Wolfsburg ging. Blessing sei gut in der IG Metall vernetzt, habe aber auch unternehmerische Erfahrung, hieß es in den Konzernkreisen. Quelle: dpa

Der Fall wird bei einem Bezirksgericht in Detroit, Michigan, vor dem Richter Sean F. Cox verhandelt.

Eine Sprecherin von VW teilte mit, dass das Unternehmen bei der Aufarbeitung weiterhin mit dem US-Justizministerium kooperieren werde. Darüber hinaus könne man sich nicht äußern.

VW hatte im September 2015 nach Vorwürfen der US-Umweltbehörden eingeräumt, in großem Stil bei Emissionstests getrickst zu haben. Betroffen sind Hunderttausende Dieselwagen, die mit einer Manipulations-Software ausgestattet wurden. Mit Hunderten US-Zivilklägern hat sich der Konzern bei den meisten Fahrzeugen bereits auf einen Vergleich über bis zu 15,3 Milliarden Dollar (aktuell 13,6 Mrd Euro) geeinigt.

Inwieweit Aussagen des Ex-Mitarbeiters Volkswagen nun zusätzlich belasten könnten, ist schwer einzuschätzen. Im August hatte das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Insider berichtet, der Konzern befinde sich bereits in Gesprächen mit dem US-Justizministerium, um auch die strafrechtlichen Ermittlungen mit einem Vergleich beizulegen. Die Parteien befanden sich demnach bereits in vorläufigen Verhandlungen und strebten einen Kompromiss bis Ende des Jahres an.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%