Balzlis Einblick
Die Deutsche Bank muss zurück zu ihren Wurzeln Quelle: REUTERS

Das Ende der Deutschen Bank, wie wir sie kennen

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Die Sehnsucht nach einem Wiederaufstieg in die Champions League von Goldman Sachs und Co. blockiert das Denken. Die Zukunft der Bank liegt woanders.

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Es ist schon beinahe ein nationales Drama. Verrat, Intrigen, Verzweiflung, Ratlosigkeit und Untergangsstimmung – hoffentlich nimmt sich endlich ein Regisseur der Deutschen Bank an und verfilmt deren unglaubliche Geschichte. Gerade wird das letzte Kapitel geschrieben, so macht es manchmal den Anschein.

Die Deutschen sind Zeugen der öffentlichen Zerlegung eines einst mächtigen Traditionshauses. Wer früher bei der Deutschen Bank eine Stelle bekam, hatte es geschafft. Heute ist er nur noch geschafft. Erschöpft vom Mitansehen eines beinahe beispiellosen Niedergangs. Das Institut wirkt inzwischen so, als sei es mit dem Imagerating B bewertet – B wie BER.

Die unendliche Sanierung führt zu einem Abnutzungskrieg. Immer neue Hiobsbotschaften spalten Vorstand und Aufsichtsrat. Es fehlt die klare Strategie. Stattdessen sucht der Aufsichtratsvorsitzende Paul Achleitner über Ostern seelenruhig Eier in Peru, schweigt zu allem – und demontiert mit seiner ungeschickten Nachfolgersuche den glücklosen CEO John Cryan.

Noch viel schlimmer und aufschlussreicher ist aber ein Zeichen, das Achleitner mit einer Personalrochade im Aufsichtsrat setzen will. Ausgerechnet John Thain, der ehemalige Chef der US-Investmentbank Merrill Lynch, dürfte dort bald einziehen. Mitten in der Finanzkrise hatte er vor der Notfusion mit der Bank of America versucht, sich und seinem Management noch kurzerhand astronomische Boni zuzuschanzen. Achleitner und Thain hatten einst gemeinsam Karriere bei Goldman Sachs gemacht.

Der Abgesandte aus der Steinzeit des Investmentbankings steht für den Denkfehler, der im Zusammenhang mit der Deutschen Bank oft gemacht wird. Irgendwie muss es doch gelingen, wie Phönix aus der Asche zu alter Größe emporzusteigen. Diese Sehnsucht teilen viele, die Sehnsucht nach Glamour, Gier, großen Gewinnen und einer Standleitung ins Kanzleramt.

Damals, vor der Finanzkrise, spielte die Bank tatsächlich in der globalen Champions League mit, so wie es sich für den Branchenprimus einer Wirtschaftsmacht wie Deutschland gehört. Doch die Zeiten des lukrativen Macho-Monopolys sind vorbei. Alle Beteiligten müssen sich endlich im Klaren sein, dass die Deutsche Bank, wie wir sie kennen, am Ende ist.

Das illusorische Ziel, wieder in die Liga von Goldman Sachs und Co. aufzusteigen, muss einer nüchternen Einschätzung des Machbaren weichen. Künftig überlebt die Bank nur in der glamourfreien Zone. Da gibt es zwar keine spektakulären Renditen, aber solide. Bestes Beispiel ist die Handelsfinanzierung. Regelmäßig räumen die Deutschbanker dort Preise der Fachpresse ab und verdienen gutes Geld. Sexy sind solche Geschäfte nicht, aber sie machen wenigstens nicht arm. Die Bank muss zurück zu ihren Wurzeln¬ und Dienstleistungen für anspruchsvolle Industrie- und Privatkunden bieten. Der Rest kann weg, auch im Investmentbanking.

Von der DB bleibt die DLB übrig – die Deutsche Langweilerbank.

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